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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Gurney vom Arbeitszimmer aus, wie sich die Seitentür öffnete und dann zugedrückt wurde. Im Haus war es jetzt still. Er wandte sich dem Monitor zu und schloss das Dokument mit den Fotos von Dr. Brewsters zerquetschtem Mercedes. Dann googelte er »Holdenfield« und »Hirte«.
    Der erste Treffer bezog sich auf einen Fachartikel mit einem abschreckend akademischen Titel: »Musterresonanz: Rückschlüsse auf die Persönlichkeitsentwicklung eines unbekannten Serienmörders (alias der Gute Hirte) unter Anwendung bivalenter induktiv-deduktiver Modellierungsvorgaben« von R. Holdenfield et al.
    Gurney scrollte nach unten und übersprang Treffer wie einen Zeitungsartikel über einen Schafhirten in Holdenfield, Nebraska, oder einen Nachruf auf den schwarzen Posaunisten Ron Hirte von Samuel Holdenfield. Letztlich zählte er ein Dutzend relevanter Einträge, die Rebeccas Artikel zu dem Mordfall zitierten.
    Nacheinander klickte er sie an, stellte jedoch fest, dass sie nur für Abonnenten der jeweiligen Fachzeitschriften zugänglich waren. Die Abonnementkosten versetzten seiner Neugier einen Dämpfer, und wenn der Titel über Musterresonanz auch nur ein ungefährer Anhaltspunkt war, musste er beim Durcharbeiten der ganzen Texte ohnehin mit einem mittleren Migräneanfall rechnen.

18
    Musterresonanz
    Cooperstown lag am Südende eines langen, schmalen Sees in den Hügeln von Otsego County. Es war eine Stadt mit widersprüchlichen Gesichtern: gespalten zwischen stillem Wohlstand und Baseballtourismus, zwischen einem mit Sportsouvenirläden überfüllten Boulevard und ruhigen, eleganten Seitenstraßen mit pseudoantiken Häusern im Schatten jahrhundertealter Eichen. Die Normalbürger lebten in der Stadtmitte und die Reichen und Arrivierten unter den hohen Bäumen.
    Die Fahrt von Walnut Crossing dauerte etwas über eine Stunde, länger als erwartet, aber das machte nichts, weil Gurney schon früh aufgebrochen war, um weit vor der vereinbarten Zeit im Otesaga einzutreffen. Im Hinterkopf hatte er dabei die Vorstellung, dass es vielleicht nützlich sein könnte, zumindest einen Teil von Rebeccas Vortrag zu hören.
    Ende März war in den Urlaubsorten noch keine Saison und der Parkplatz vor dem Hotel kaum zu einem Drittel belegt. Wie ausgestorben lag das Anwesen da.
    Nach Gurneys Einschätzung konnte man die Preiskategorie eines Hotels daran erkennen, wie schnell und freundlich die Eingangstür geöffnet wurde. Gemessen an dieser Richtschnur überstieg ein Zimmer im Otesaga bei Weitem seine Verhältnisse.
    Die Eleganz des Foyers bestätigte diesen Eindruck. Gurney wollte sich nach dem Fenimore Room erkundigen, doch da bemerkte er ein Schild auf einer Holzstaffelei, das seine Frage beantwortete. Der Pfeil auf dem Schild deutete in einen breiten Korridor mit klassischer Wandtäfelung. Außerdem stand dort zu lesen, dass der Raum an diesem Tag für den Amerikanischen Verband Philosophischer Psychologie reserviert war.
    Neben einer Tür am Ende des Korridors befand sich ein weiteres Hinweisschild. Schon im Näherkommen hörte er Applaus. Als er die Schwelle erreichte, sah er, dass Rebecca Holdenfield gerade vorgestellt worden war und ihren Platz hinter einem erhöhten Pult am entgegengesetzten Ende des Raums eingenommen hatte – einem weitläufigen Saal mit hoher Decke, in dem sich auch eine Versammlung römischer Senatoren gut gemacht hätte.
    Nicht schlecht , dachte Gurney.
    Schnell schätzte er die Zahl der Stühle auf zweihundert, von denen die meisten belegt waren. Die überwiegende Mehrheit der Besucher war männlich, in mittleren Jahren oder älter. Er trat ein und setzte sich auf einen Seitenplatz in der letzten Reihe – ein für ihn typisches Verhalten bei jeder Art von Großveranstaltungen, auf denen er sich generell nicht wohlfühlte.
    Holdenfield streifte ihn mit einem kurzen Blick, gab aber nicht zu erkennen, ob sie ihn bemerkt hatte. Sie strich einige Blätter auf dem Pult glatt und lächelte dem Publikum zu. Ihre Mimik brachte eher Selbstvertrauen und Intensität zum Ausdruck als Herzlichkeit.
    Das ist nicht neu .
    »Vielen Dank, Mr. Chairman.« Das Lächeln wurde abgeschaltet, die Stimme klang klar und souverän. »Ich bin heute hier, um Ihnen eine schlichte Idee vorzustellen. Ich bitte Sie nicht, mir zuzustimmen oder zu widersprechen. Ich bitte Sie nur, darüber nachzudenken. Worum geht es also? Um eine neue Auffassung zur Rolle der Nachahmung
in unserem Leben – und zu ihren Auswirkungen auf alles,
was wir denken, fühlen

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