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Gute Nacht Zuckerpüppchen

Gute Nacht Zuckerpüppchen

Titel: Gute Nacht Zuckerpüppchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heide Glade-Hassenmüller
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bei der Vorstellung vor Aufregung schwitzte und ununterbrochen an seinen Nägeln kaute. Und mehr aus Spaß fügte sie noch hinzu: »Ich bin ja bei dir!«
    Dankbar sah Norbert sie an. »Hast du denn keine Angst vor der neuen Arbeit? Vor den Kollegen?«
    »Nein«, sagte Gaby wahrheitsgemäß und fügte noch beruhigend hinzu: »Zusammen werden wir das schon schaffen.«
    Und so war es auch. Wenn die Sekretärin oder der Büroleiter ihnen eine neue Arbeit erklärte, erfaßte Gaby sie sofort. Norbert begriff vor lauter Aufregung nur die Hälfte. »Ich konnte noch nie gut lernen«, bekannte Norbert. »Meine Mutter sagt, aus mir wird nie etwas.«
    »Unsinn, du bist nur zu aufgeregt. Paß mal auf.«
    Und ruhig zeigte sie Norbert dann noch einmal, was Fräulein Hermes oder Herr Drillig von ihm wollten.

    Norbert hatte ihr ins Krankenhaus gelbe Rosen geschickt, und die anderen Kollegen einen Korb mit frischen Früchten. Als sie wieder gesundgeschrieben war, rief Herr Drillig sie zu sich.
    »Setzen Sie sich, Fräulein Mangold.«
    Gaby nahm Platz. Was wollte er?
    »Geht es Ihnen wieder gut?«
    »Ja, danke.«
    Herr Drillig räusperte sich unbehaglich. »Mir ist da so etwas zu Ohren gekommen. Wahrscheinlich absurd, aber ich möchte doch mit Ihnen darüber reden.«
    Er lehnte sich in seinem Ledersessel zurück und sah ihr direkt in die Augen: »War das ein Selbstmordversuch?«
    Gaby dachte an Mutti. Damals, das viele Blut, das war ein Selbstmordversuch gewesen. Oder hatte Mutti sich vielleicht auch so losgelöst gefühlt, als sie das Messer an ihren Puls setzte? War der Schnitt wie ihr letzter Schritt gewesen? Eigenartig, sie hatte noch nicht darüber nachgedacht.
    »Nein, das war kein Selbstmordversuch«, sagte Gaby ganz entschieden. Und um Herrn Drillig zu überzeugen, fügte sie noch hinzu: »Ich bin sehr froh, daß Sie mich als Lehrling angenommen haben. Ich will jetzt so schnell wie möglich das Versäumte nachholen. Es war ein Unfall, nichts weiter.«
    Zufrieden stand der Büroleiter auf. »Dachte ich mir doch, daß mich mein erster Eindruck nicht getäuscht hat. Sie haben einen hellen Verstand und werden es weit bringen.«
    Hoffentlich weit genug weg von meiner Angst, dachte Gaby.
    Sie sagte: »Vielen Dank für Ihr Vertrauen. Ich will meine Lehre so gut und so schnell wie möglich machen.«
    Das waren keine leeren Worte, sondern die Wahrheit.
    Allerdings hatte sie noch ein anderes Ziel. Wenn sie achtzehn war, mußte sie mit Muttis Zustimmung aus dem Hause gehen können. Sie wollte sich vorzeitig volljährig erklären lassen. Beim Vormundschaftsgericht hatte sie sich erkundigt, unter welchen Voraussetzungen das möglich war.
    Der Beamte — auf seinem Namensschild stand in Druckbuchstaben Herr Schäfer — , hatte sie mißtrauisch angesehen und erst einmal ihre Papiere durchgeblättert. »Gegen dich liegt nichts vor.«
    »Nein, warum auch? Ich möchte es nur wissen, weil ich mich nach meiner Lehre als Protokollführerin bei Gericht bewerben will. Dann muß ich doch volljährig sein?«
    »Ja, das stimmt. Wenn das der Grund ist.« Das in Falten gelegte Nein-Gesicht glättete sich. »Wenn du dich um so einen Arbeitsplatz bewirbst, kannst du vorzeitig volljährig erklärt werden. Natürlich unter der Voraussetzung, daß dein Vormund damit einverstanden ist.« Er sah noch einmal in ihre dünne Akte. »Deine Mutter ist dein Vormund?«
    »Ja«, bestätigte Gaby.
    Herr Schäfer klappte die Akte zusammen. »Keine Probleme zu Hause?«
    »Nein«, sagte Gaby, stand auf und ging zur Tür: »Vielen Dank für die Auskunft.«

    Zu Hause ging es schlecht. Seit ihrer Kriegserklärung war Pappis Stimmung nicht zum Aushalten. Die Luft war durchtränkt von Haß, Angst, Wut und Nicht-Begreifen. Sie legte sich wie ein Ring um Gabys Brust; manchmal glaubte sie, nicht mehr atmen zu können. In solchen Momenten war sie fast bereit, wieder nachzugeben. Aber dann schloß sie die Augen und ließ die Bilder der letzten zehn Jahre vor ihren Augen Revue passieren. Die Angst, den Druck, die Schläge, die Erniedrigung. Nein, nein, nie wieder, flüsterte sie und versuchte, Muttis rotgeweinte Augen zu übersehen. Sie hat meine auch nicht zur Kenntnis genommen, beruhigte sie ihr Gewissen.
    Pappi meckerte mit Mark. »Noch so ein Muttersöhnchen. Nur daß er sich auch noch hinter seiner Schwester versteckt.«
    Gaby richtete sich auf, strich Mark tröstend über die Haare. »Laß zumindest den Kleinen in Ruhe. Wenn du mich meinst, laß deine Wut an mir

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