Gute Zeiten mit Hanni und Nanni
die Verpflegung aus dem Schrank, während Marianne zum Nebeneingang der Schule schlich, um Lissi hereinzulassen.
„Ah, du hast es geschafft!", sagte Nanni zu Lissi.
„Ja, alle haben tief geschlafen, als ich nach draußen geschlichen bin", antwortete Lissi grinsend.
Im Handumdrehen war das ganze Essen aufgebaut, und die Mädchen fühlten sich wie im Schlaraffenland.
„Diese Krabben sind einfach himmlisch", schwärmte Doris.
„Und die Ananas auch", meinte Nanni. „Vor allem, wenn man sie in Limonade taucht."
„Schade, dass Carlotta und Astrid nicht dabei sein können", bedauerte Lissi.
„Ja, das ist wirklich Pech", stimmte Hanni zu. „Nan- ni und ich, wir waren heute Nachmittag kurz bei Car- lotta, und sie war ganz frustriert. Wir haben ihr versprochen, ihr ein Stück Geburtstagskuchen aufzuheben. Wir können dir für Astrid ja auch was davon mitgeben."
„Gut, dass ihr euch für einen großen Kuchen entschieden habt“, bemerkte Elli. „Denkt dran, dass ihr Wim auch noch ein Stück versprochen habt. Raphaela, gieß doch allen noch mal etwas Limonade ein. Wir wollen auf die Geburtstagskinder anstoßen, während sie den Kuchen anschneiden.“
Die Kerzen wurden angezündet, und die Zwillinge bliesen sie gemeinsam aus. Dann schnitten sie große Stücke von dem Kuchen ab, und die Klasse erhob ihre Gläser auf sie und rief: „Herzlichen Glückwunsch, Zwillingsmäuse! Gesundheit und ein langes Leben!“ Während die Mädchen ahnungslos ihre Mitternachtsparty feierten, kroch Astrid aus ihrem Bett. Sie schlich auf Zehenspitzen über den Flur und tappte leise die Treppe hinunter.
Als sie das Wohnzimmer betrat, meldete sich für einen Augenblick ihr Gewissen. Es tat ihr wirklich Leid, dass auf diese Weise auch Lissi und Elli in Schwierigkeiten geraten würden. Aber ihre Abneigung gegen Carlotta war so stark, dass sie sich nicht länger zurückhalten konnte. Außerdem würde sie schon einen Weg finden, wie sie die Sache bei Elli und Lissi wieder gutmachen konnte.
Astrid ahnte natürlich nicht, dass Carlotta im Krankenzimmer lag und an dem Fest gar nicht teilnahm. Sie schlich zum Telefon, hob ab und wählte eine Nummer.
An diesem Abend war Frau Theobald bei Bekannten eingeladen. Mamsell hörte zufällig das Klingeln im Büro der Direktorin.
Sie lief ins Büro und nahm ab.
„Frau Theobald?", meldete sich Astrid mit verstellter Stimme.
„Frau Theobald ist nicht hier", antwortete Mamsell. „Kann ich ihr etwas ausrichten?"
Astrid erkannte Mamsells Stimme auf Anhieb und grinste. Das war ja noch besser! Mamsell konnte ganz schön aufbrausend sein. Und sie legte größten Wert darauf, dass die Mädchen in ihren Betten lagen, nachdem das Licht gelöscht war. Das alles bedeutete noch größeren Ärger für Carlotta!
„Ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass die fünfte Klasse in diesem Moment im Aufenthaltsraum eine Mitternachtsparty feiert", sagte Astrid mit tiefer Stimme.
„Wer sind Sie? Woher wissen Sie das?", fragte Mamsell erschrocken.
Aber sie erhielt keine Antwort. Astrid hatte schon aufgelegt.
Die Französischlehrerin verzog das Gesicht. Sie fragte sich, wer der feige anonyme Anrufer gewesen sein konnte. Plötzlich fiel ihr ein, dass heute ja der Geburtstag der Zwillinge war. Sie erinnerte sich an die gespannte Stimmung, die über der ganzen Klasse gelegen hatte.
„Mechantes filles!“, zischte sie und trat entschlossen auf den Flur hinaus. Diesen ungezogenen Mädchen wollte sie einen gehörigen Schrecken einjagen!
Allerdings waren die Mädchen der fünften Klasse nicht die Einzigen, denen ein Schreck eingejagt wurde. Im selben Moment, als Astrid mit triumphierender Miene den Telefonhörer auflegte, vernahm sie ein Ge- räusch hinter ihrem Rücken. Sie fuhr herum und blickte Wim in die Augen. Sein angewiderter Gesichtsausdruck verriet, dass er jedes Wort gehört hatte.
„Du gemeine Schlange!“, stieß er zornig hervor. „Wie kannst du nur so etwas tun? Die eigene Cousine verraten!“
Astrid wurde kreidebleich. „Es geht ja gar nicht um Lissi“, stammelte sie. „Ich ... ich habe nur ...“
„Ich weiß, es geht um Carlotta“, sagte Wim wütend. „Du bist eifersüchtig auf sie. Aber diesmal bist du zu weit gegangen, Astrid.“ Damit wandte er sich abrupt um und verließ das Zimmer.
„Wohin gehst du?“, flüsterte Astrid heiser.
„Ich reite jetzt nach Lindenhof und versuche, Lissi da irgendwie rauszuboxen“, antwortete er. „Und du wirst morgen einiges zu erklären
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