Gute Zeiten mit Hanni und Nanni
zurück und reckte den Schläger in die Höhe. Aber plötzlich stolperte sie und stürzte zu Boden. Mira verzog vor Schmerz das Gesicht.
Sie hatte sich den Fuß verstaucht und musste ihn für die nächsten Tage absolut ruhig halten. Und auch danach würde es noch eine Weile dauern, bis sie ihn wieder voll belasten konnte.
„Mir ist gerade etwas Schreckliches eingefallen“, sagte Jenny an diesem Abend im Aufenthaltsraum. „Wenn Mira nicht gehen kann, dann kann sie auf keinen Fall Prinzessin Dorindas Ehemann spielen. Das ist doch eine besonders bewegliche Figur. Sie muss über die Bühne stolpern und gegen Schränke laufen.“
„Kannst du Miras Szenen nicht einfach umschreiben, damit sie im Sitzen spielen kann?“, fragte Elli Raphaela.
„Unmöglich!“, seufzte Raphaela. „Wenn sie sitzt, kann sie doch nicht das Chaos stiften, das der Prinz verbreiten muss. Ach, es ist wie verhext mit diesem Stück!“
Obwohl die anderen nicht mit ihr sprachen, hielt Astrid Ohren und Augen offen und bekam auf diese Weise auch Wind von dem „verhexten“ Stück. Außerdem hörte sie zufällig, wie Frau Adams zu Frau Walker, der Kunstlehrerin, sagte: „Die Mädchen tun mir ja so Leid! Sie haben sich solche Mühe gegeben. Aber wenn jetzt noch etwas schiefgeht, dann können sie das Stück an den Nagel hängen.“
Über diesen Satz dachte Astrid lange und intensiv nach. Wenn es ihr gelang, Raphaela das Stück zu verderben und es dabei so aussehen zu lassen, als wenn Carlotta schuld daran sei, dann hätte sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Und plötzlich wusste Astrid ganz genau, was sie zu tun hatte.
Astrid macht einen Fehler
Am Sonntag herrschte wieder herrliches Wetter. Den ganzen Nachmittag lang spielten die Mädchen der fünften Klasse Tennis oder planschten im Swimmingpool herum.
Es war daher für Astrid nicht allzu schwierig, sich unbemerkt ins Haus zu schleichen. Zuerst lief sie in Carlottas Schlafzimmer und öffnete ihren Schrank. Sie nahm eine Handarbeitsschere heraus, deren Griffe mit Perlmutt verziert waren. Carlotta benutzte diese Schere nur selten, denn Handarbeit war nicht gerade ihre Stärke. Aber Astrid - und die gesamte Klasse - wusste, dass sie diese Schere in Ehren hielt, denn sie hatte früher ihrer Mutter gehört.
Astrid steckte die zierliche Schere in die Tasche und lief damit zur Garderobe hinter der Aula, wo die Kostüme für die Theateraufführung säuberlich aufgehängt waren. Das elegante Kleid, das Petra als Prinzessin Do- rinda tragen sollte, hing neben dem Herrenanzug für Mira und einer Polizeiuniform für Doris. Mit einem ungeheuren Zorn, der nun wieder in ihr aufwallte, zog Astrid die Schere aus der Tasche und machte sich an die Arbeit. Sie trennte die Säume auf, säbelte die Knöpfe ab und schnitt lange Schlitze in den Stoff. Innerhalb kürzester Zeit waren die Kostüme ruiniert. Astrid betrachtete ihr Werk zufrieden. Dann ließ sie Carlottas Schere zu Boden fallen und verschwand.
Den ganzen Heimweg freute sie sich schon auf den Moment, wenn ihre Klassenkameradinnen die zerstör- ten Kostüme und daneben Carlottas Schere entdeckten. Jetzt hatte sie es mit einem einzigen Streich ihren beiden Feindinnen gleichzeitig gegeben! Raphaela würde am Boden zerstört sein, und Carlotta würde mal sehen, wie es war, ausgeschlossen zu sein, denn Astrid war sich sicher, dass die anderen nun nichts mehr mit ihr zu tun haben wollten.
Aber ihre gehobene Stimmung sollte nicht lange anhalten. Als sie nach Hause kam, sah sie schon von weitem Lissi, Wim und Carlotta, die ihre Pferde auf die Koppel führten. Anscheinend hatten sie nicht bemerkt, dass Astrid sich davongestohlen hatte. Und auch als sie nun zurückkam, sah sich niemand nach ihr um. Carlot- ta sagte irgendetwas und verstellte dabei ihre Stimme.
Astrid war sich sicher, dass dies eine Bemerkung über sie gewesen war. Bitterkeit stieg in ihr auf, als die drei jetzt in die Sättel stiegen. Carlotta galoppierte gleich davon. Wim folgte ihr in kurzem Abstand. „Carlotta!“, rief er hinter ihr her. „Zeig uns noch mal den Trick von neulich. Der war einfach super.“
Selbst Astrid musste sich in diesem Moment grollend eingestehen, dass Carlotta auf dem Pferd einfach umwerfend aussah. Astrid dachte an die vielen Male, wo Wim ihr angeboten hatte, reiten zu lernen. Aber sie hatte es immer abgelehnt. Vielleicht wäre es ja besser gewesen, dieses Angebot anzunehmen, dann würde sie jetzt auch über die Wiese reiten, und die
Weitere Kostenlose Bücher