Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Guten Morgen, meine Schoene

Guten Morgen, meine Schoene

Titel: Guten Morgen, meine Schoene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grace Green
Vom Netzwerk:
setzen.« Sie ließ sich auf einem Polstersessel nieder. »Und das Babyjäckchen weiterstricken.«
    »Es ist ganz still!« Jamie flüsterte ebenfalls.
    Lächelnd zerzauste Sarah ihm den blonden Haarschopf und zog dann aus der mitgebrachten Tüte das angefangene Jäckchen aus flauschiger weißer Babywolle.
    In den nächsten Minuten waren nur klappernde Nadeln zu hören, raschelnde Buchseiten und Jamies Hantieren mit den Puzzlestücken. Draußen wehte noch immer ein heftiger Wind, doch er schien nachzulassen.
    Plötzlich spürte Sarah, wie sich das Baby bewegte. Sie ließ das Strickzeug sinken und legte sich eine Hand auf den Bauch.
    »Wann soll es kommen?«
    Sie wandte den Kopf und begegnete Jeds forschendem Blick.
    »Ungefähr in einem Monat.«
    »Man sieht es fast gar nicht.«
    »Das war auch bei meinen anderen Schwangerschaften so.«
    »Wird es diesmal ein Junge oder ein Mädchen?« fragte er.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wir wollten uns überraschen lassen, nicht wahr, Mom?«
    mischte sich Vicky ein.
    »Ja, mein Schatz.«
    Jamie krabbelte zur Couch und zog sich daran hoch. »Hi, Onkel Jed. Hast du jetzt ausgeschlafen?«
    »Ja, mein Junge.« Jed strich dem Kleinen liebevoll übers Haar.
    »Was macht dein Puzzle?«
    »Ich bin fast fertig.«
    Nun stand auch Vicky auf. »Möchtest du mein Bilderbuch sehen, Onkel Jed?« Sie ging mit dem aufgeschlage-nen Buch in der Hand zur Couch. »Es hat keinen Text, aber ich kann dir erzählen, um was es geht.«
    »Liebling, euer Onkel ist müde und…«
    »Schon gut, Sarah«, unterbrach er sie und sah sie über Vickys Kopf hinweg beruhigend an.
    »Dann trink wenigstens zuerst deinen Kaffee.«
    »Mom, darf ich mir einen von Onkel Jeds Toasts nehmen?«
    fragte Vicky.
    »Ich auch?« schloss Jamie sich ihrer Bitte an.
    »Greift zu, Kinder«, ermunterte Jed die beiden.
    Vicky angelte sich zwei Toastdreiecke und reichte eines ihrem Bruder. »Unser Daddy hat gebrauchte Autos verkauft. Was hast du für einen Beruf, Onkel Jed?«
    »Das weiß ich nicht, Vicky. Ich habe bei dem Unfall einen Schlag auf den Kopf bekommen und kann mich jetzt an vieles nicht mehr erinnern.« Er blickte zu Sarah.
    »Vermutlich kannst du mir da auch nicht weiterhelfen?«
    »Leider nein.«
    Vicky und Jamie gingen zu einem der Fenster, und Sarah schenkte Jed Kaffee ein.
    »Warum hast du dich nicht gleich nach dem Tod meines Bruders mit mir in Verbindung gesetzt?« fragte er, als sie ihm die Tasse reichte.
    »Ich hielt es nicht für angebracht, da ihr beide ja seit Jahren keinen Kontakt mehr zueinander hattet. Als mir dann aber Roberto Izzio seine Männer auf den Hals hetzte, um Chance’ Schulden einzutreiben…«
    »Mein Bruder hat Schulden hinterlassen, als er starb?«
    Sarah biss sich auf die Lippe. »Ach ja, das weißt du ja jetzt gar nicht mehr. Also, ich bin gekommen, um dich um ein Darlehen zu bitten.« Sie senkte verlegen den Blick. Es fiel ihr schwer, Jed ein zweites Mal um Geld zu bitten.
    »Offenbar hast du die nötigen Mittel, weil du dich sofort bereit erklärt hast…«
    »Schon gut, das Geld spielt keine Rolle.« Er winkte ab.
    »Wichtiger finde ich, dass du offenbar niemanden sonst hattest, an den du dich wenden konntest?«
    Seine sichtliche Betroffenheit trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie versuchte, sie wegzublinzeln, als sie nun den Kopf schüttelte.
    »Hast du keine Verwandten?«
    »Keine, die mir nahe stehen«, sagte sie leise, »oder die ich gern um Hilfe bitten würde.«
    »Dann befinden wir uns ja beide in der gleichen Situation«, meinte er nachdenklich. »Ich scheine auch ganz auf mich gestellt zu sein.« Er lächelte sie an. Es war ein aufrichtiges, warmes Lächeln. »Ich bin froh, dass du zu mir gekommen bist, Sarah Morgan. Du und ich gehören zu einer Familie. Und Familien sollten zusammenhalten.«
    Sarah rang sich ebenfalls ein Lächeln ab, obwohl ihr nicht danach zu Mute war. Er konnte sich an nichts mehr erinnern, wusste nicht, wie rüde er sie behandelt hatte, als sie mit den Kindern nach Morgan’s Hope gekommen war.
    Am liebsten hätte er sie noch in derselben Nacht wieder weggeschickt, so voller Hass war er auf sie gewesen. Und sie hatte nicht gewusst, warum.
    Was immer zwischen den beiden Brüdern vorgefallen war, es hatte Jed zu einem verbitterten Menschen werden lassen.
    Verzweiflung machte sich in Sarah breit. Jeden Augenblick konnte seine Erinnerung zurückkehren. Was aber würde dann geschehen?
    Nachdem er seinen Kaffee getrunken hatte, nickte Jed erneut ein, und als er

Weitere Kostenlose Bücher