Guter Sex Ohne Stress

Geschlechtsverkehr.
    Schritt 3: Lust am Lieben spüren – Spiel mit der Erregung
    Wie Kathrin und Daniel konzentrieren sich die meisten Paare bei einer sexuellen Flaute auf das Thema Lust. Oft gerät der Partner ins Zentrum der Aufmerksamkeit und man schiebt ihm den Schwarzen Peter zu.
    Möglichkeit eins: Wenn der andere einen nicht anmacht, herrscht Totenstille unter der Gürtellinie. Oder Möglichkeit zwei: Man müht sich ab, den »Lust-Nerv« des Partners zu treffen und vernachlässigt seine eigenen Bedürfnisse. Während man denkt, es muss doch jetzt mal schön sein, fühlt man sich und den Partner nicht mehr. Stattdessen starten im Kopf die negativen Gedankenschleifen. Die sexuellen Handlungen miteinander laufen dann schließlich auf »Auto-Pilot-Modus« mit dem Ziel, die Erregung bis zum Orgasmus zu steigern. Bei so viel zielgerichtetem Tun geht die Wahrnehmung für den Augenblick völlig verloren. Dafür scannt man mit den Augen und Ohren jede noch so kleine Unregelmäßigkeit in der Umgebung. Egal, ob die Augen Unzulänglichkeiten des eigenen oder des Körpers des Partners entdecken, die Ohren Störgeräusche aus der Umgebung wahrnehmen oder die Gedanken bei der Arbeit oder den Kindern sind, alles lässt einen meilenweit vom Ziel Lust weg driften. Spätestens dann dämmert es jedem, Lust ist ein theoretisches Konstrukt, wenn sie aus dem Zusammenhang des Fühlens der Erregung gerissen wird. Und Erregung ist das Gegenteil von abgelenkt sein. Bei seelischer und körperlicher Erregung liegt die ganze Aufmerksamkeit auf dem Empfinden. Alle sinnlichen Antennen laufen auf Hochtouren. Man fühlt sich wie in einem Raum-Zeit-Loch, in dem einen nichts mehr stört – Momente vollkommenen Glücks und Lebendigkeit. Erregung kann man (wieder) fühlen lernen und durch Fokussieren – Wahrnehmen am »Ort des Geschehens« – steigern.
    Deshalb geht es bei Schritt 3 um die Wahrnehmung der Erregung im Augenblick ohne das Ziel, dass eine sexuelle Funktion in Gang gesetzt oder ein Orgasmus ausgelöst wird. Man lenkt seine volle Aufmerksamkeit genau auf die Stelle des Körpers, wo gerade etwas passiert – sowohl beim Geben als auch beim Annehmen. Die Lippen beim Küssen spüren, die warmen Hände auf den Brüsten, die sanften Bewegungen der Zunge auf der Haut. Wie fühlt sich der Druck an? Wie ist die Temperatur? Wie fühlt sich die Feuchtigkeit beim Küssen oder Saugen an?
    Vom Prinzip funktioniert Schritt 3 auch wieder in zwei Regie-Varianten. Einmal bestimmt der Annehmende. Das andere Mal bestimmt der Gebende.
    Zuerst beginnt das erregende Spiel mit dem Berühren des ganzen Körpers außer dem Penis oder der Scheide. Es geht dabei um das Fokussieren der erregenden Empfindungen außerhalb der »klassischen« erogenen Zonen. Dabei sollten Frau und Mann so kreativ wie möglich vorgehen – mit den Händen, mit dem Mund, mit weichen Stoffen, Bürsten oder Federn. Und bitte nicht die Rückmeldung vergessen, wie es sich angefühlt hat. Man ist schließlich nicht mit Messfühlern mit dem Partner verbunden. Also Mut zu Worten – auch beim Erkunden: ein wenig fester, schneller, das ist schön, das kitzelt, ein bisschen weiter oben … und so weiter. Bei Schritt 3 darf der Annehmende übrigens den Gebenden berühren, aber nur zur Steigerung des eigenen Vergnügens. Wenn das Fokussieren von erregenden Empfindungen außerhalb der Genitalien klappt, dann darf man sich an die »kleinen« Flächen wagen. Jetzt ist es umso wichtiger, dass man sich nicht zielgerichtet auf bekannte Fertigkeiten stürzt. Es geht nicht um das Herbeizaubern einer Erektion oder einer feuchten Scheide und auch nicht um das Erzielen eines Orgasmus. Es geht um das spielerische Erforschen der intimen Zonen. Ziel ist es, dabei so erregt wie möglich zu werden, die Erregung zu steuern und sich ganz und gar der Erregung hinzugeben. Es ist übrigens gar nicht schlimm, wenn die Erregung mal kommt und mal wieder geht. Ganz im Gegenteil: Die an- und abschwellende Erregung wahrzunehmen und sich sicher zu sein, dass die Erregung nach dem Gehen wiederkommen kann, ist eine sehr wichtige Erfahrung. Denn manchmal will gerade der Mann nicht gleich von null auf Feuerwerk erregt sein. Oder die Frau kann lernen, dass die Erregung zurückkommen kann, nachdem sie an die Frühstücksbrote für die Kinder gedacht hat. Erotische Empfindungen zu fokussieren kann anfangs schwierig sein, und das Spiel mit der Erregung kommt vielen Paaren ungewohnt und künstlich vor. Nicht