Guter Sex Ohne Stress
Küssen drücken bereits Eltern und Kinder gegenseitig ihre tiefe Verbundenheit aus und erfüllen sich so auf direktestem Wege die emotionalen Grundbedürfnisse von Nähe, Akzeptanz und Geborgenheit. Im Laufe des Erwachsenwerdens gerät diese Form der natürlichen Zuneigung bei dem einen oder anderen allerdings wieder in Vergessenheit oder, besser gesagt, sie wird als »verweichlicht« aussortiert. Es trifft vor allem Männer, die mit dem Klischee vom »Indianer, der keinen Schmerz kennt«, aufgewachsen sind. Die starken Typen verbergen allzu oft schamhaft ihren weichen Kern und wundern sich, dass sie nicht unabhängig von ihrer seelischen Verfassung (sexuell) funktionieren können. Schade, sie machen es sich verdammt schwer. Denn die Erfüllung der emotionalen Grundbedürfnisse ist doch bekanntermaßen die beste Garantie für eine langfristige sexuelle Zufriedenheit.
Das Umdenken fällt Männern wie Frauen am Anfang meist gar nicht leicht. Denn als Erwachsene drücken sich viele Menschen gegenseitige emotionale Nähe vor allem beim Geschlechtsverkehr aus. Die anderen intimen Tätigkeiten, wie Vorspiel oder Nachkuscheln, degradiert allein schon der Name zu Intimitäten zweiter Klasse. Dadurch entsteht ein unheimlicher Druck, dass der »Hauptakt« klappen muss. Wenn ein Mann oder eine Frau dann »versagt«, entstehen oft tiefe Selbstwertzweifel.
Um die Erfüllung der emotionalen Grundbedürfnisse (wieder) in allen Facetten intimen Miteinanders fühlbar zu machen, startet Schritt 1 beim Umarmen. Das Schöne daran: Man braucht dafür nur ein paar ruhige Minuten und kann so das Einüben der bewussten Wahrnehmung ohne Probleme in den Alltag einbauen. Umarmen meint allerdings mehr, als nur mal kurz mit ausgestreckten Armen drücken. Bei Schritt 1 geht es um den vollen Einsatz des Körpers und aller seiner Sinnesantennen. Prinzipiell können sich die Partner im Stehen, Sitzen oder Liegen umarmen. Es hat sich allerdings bewährt, mit der Umarmung im Stehen zu beginnen. Das Prinzip der bewussten Umarmung ist leicht erklärt. Zuerst sucht sich jeder für sich selbst eine entspannte Position. Dann legen die Partner die Arme locker um die Schultern oder Hüften des anderen und berühren sich so weit mit ihren Körpern, wie es für beide angenehm und entspannend ist. Allein dieses Aufeinander-zu-Bewegen kann schon harte Arbeit sein. Denn die Art und Weise, wie sich Paare umarmen, spricht Bände. Steht man mit weit ausgestreckten Armen voreinander? Lastet der eine auf den Schultern des anderen? Erdrückt man sich (fast) gegenseitig? Lässt man sich in den Armen des anderen fallen? Oder fällt man in sich zusammen und muss gestützt werden? Eine Umarmung offenbart viel mehr über die wirkliche Nähe zueinander als ein »pflichtbewusster« Sexualakt, bei dem zum Abschluss Ah- und Oh-Rufe ertönen. Einen Orgasmus kann man vortäuschen, Entspannung nicht. Und so kann es sein, dass man am Anfang den anderen schon wieder loslässt, bevor man so richtig mit dem Wahrnehmen aller Sinne begonnen hat. Nicht so schlimm! Allerdings ist es ganz wichtig, dass sich die Partner über ihre Gefühle bei der Umarmung austauschen. War man nur abgelenkt oder hindern tiefere Konflikte die Nähe zum Partner?
Paare, bei denen Letzteres zutrifft, profitieren sehr von therapeutischer Unterstützung.
Für alle andern gilt es, sich im Moment der Umarmung von ablenkenden Reizen aus der Umgebung und Alltagssorgen gedanklich abzuschotten und innerlich zur Ruhe zu kommen, bis man sich völlig entspannt fühlt. Aus dieser tiefen Entspannung heraus kann man einander mit allen Sinnen wahrnehmen und sich fallenlassen.
Wer das Gefühl des Fallenlassens einmal bewusst erlebt hat, will es nie wieder missen und kann es fortan auf alle intimen Spielarten übertragen.
Schritt 2: Wie es uns gefällt – entspanntes Entdecken
Männer und Frauen sind verschieden – nicht nur beim Reden, was sie beispielsweise mit entspannter Zweisamkeit meinen, sondern auch beim »Machen«. Jeder hat seine individuelle Vorstellung davon im Kopf, wie es »richtig« geht. Man würde es ja beim Partner gern richtig machen. Aber wie stellt man das am besten an? Das eine Mal berührt man den anderen zu grob, dann wieder zu sanft und dann zu ungeschickt. Schritt 2 bietet mit sinnlichen Massagen die ideale Gelegenheit, den Partner besser zu verstehen und wortwörtlich begreifen zu lernen. Das Ziel der Berührungen heißt maximale Entspannung statt sexuelle Erregung. Damit es nicht zur
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