Guter Sex Ohne Stress
gelohnt!«
Wenn Liebe schmerzt
Ich mache dicht
Auch wenn Therapeuten ihre Fähigkeiten immer mit bestem Wissen und Gewissen im Sinne ihrer Klienten einsetzen, manchmal läuft trotzdem nicht alles reibungslos. Deshalb treffe ich mich regelmäßig mit Kollegen, um gemeinsam Lösungen für kniffelige Situationen in der Behandlung zu finden. Der Erfahrungsaustausch gibt sowohl dem Therapeuten als auch dem Paar die Sicherheit, dass die Gespräche selbst in schwierigen Situationen professionell ablaufen. Es ist sozusagen eine Art freiwilliges TÜV -Siegel für die Qualität der eigenen Arbeit. Und außerdem macht es auch richtig Spaß, voneinander zu lernen. Bei einem dieser Treffen hatte ich allerdings einmal was ganz anderes auf dem Herzen:
»Also stellt euch vor, bei mir sitzt ein total verknallt wirkendes Paar, Mitte 20. Die beiden sind seit fünf Jahren zusammen und seit letztem Jahr verheiratet. Christin sagt als Erstes: ›Dirk und ich haben uns gesucht und gefunden. Eigentlich wäre alles perfekt, …‹ Und er ergänzt dann gleich das Satzende: ›… wenn da nicht unser kleines Problem wäre.‹ Und genauso erzählen die beiden die ganze Zeit weiter.
Immer wenn sie einen Satz anfängt, bringt er ihn zu Ende oder umgekehrt. Als ob die beiden das vorher abgesprochen hätten. Jedenfalls erfahr ich, dass Sex am Anfang richtig Spaß gemacht hätte, obwohl sie beide vor ihrer Beziehung noch »Jungfrauen« waren. Irgendwann tat es Christin mal weh – so als ob Dirk irgendwo in ihr angestoßen wäre. ›Seitdem ist der Wurm drin …‹, sagt sie. ›… und Christin und ich haben ständig Angst, dass es ihr wieder weh tun könnte. Wir trauen uns mittlerweile auch gar nicht mehr, Geschlechtsverkehr zu haben‹, ergänzt er. Dann erklärt sie mir auch noch lehrbuchmäßig, dass sie sich schon verkrampft, wenn sie nur seinen steifen Penis spürt und liefert auch gleich noch die übertragene Bedeutung dazu: ›Ich bin total unglücklich, dass ich bei meinem Mann im wahrsten Sinne des Wortes dicht mache.‹ Natürlich haben sie auch schon einen kleinen schmalen Dildo aus Holz und dazu noch Gleitgel gekauft, um damit üben zu können. Aber jetzt kämen sie irgendwie nicht weiter.
Ganz ehrlich, ich hab bis zum Ende der Stunde darauf gewartet, dass die beiden irgendwann die Katze aus dem Sack lassen. Und auch jetzt bin ich immer noch nicht sicher, ob da wirklich eine Therapie draus wird. Kennt jemand von euch das Gefühl?« Einstimmiges Kopfnicken von allen Seiten! Ein »alter Hase« in der Runde sagt schließlich: »Ich glaub, die beiden sind einfach nur glücklich und haben sich richtig Gedanken gemacht, bevor sie zu dir gekommen sind. Freu dich, das wird bestimmt eine ganz angenehme und erfolgreiche Therapie. Wirst schon sehen!«
Wenn der Penis »einfach nicht rein geht«, heißt das korrekt Vaginismus. Wie bei Christin treten bei den betroffenen Frauen unwillkürliche, meist schmerzhafte Muskelkrämpfe im äußeren Drittel der Scheide auf. Rund ein Fünftel aller Frauen leidet an Schmerzen beim Verkehr, und davon hat zirka die Hälfte einen Vaginismus. Bei einigen tritt das Problem nur beim Sex auf. Andere empfinden bereits die Untersuchung beim Frauenarzt als Horrortrip. Manche können sich noch nicht einmal einen Tampon einführen. Fälschlicherweise verwendet der Volksmund gern den Begriff Vaginismus, wenn der Mann beim Sex mit seinem Penis in der Scheide »gefangen« bleibt. Fast jeder kennt einen, der schon davon gehört hat, dass der Notarzt in der höchst peinlichen Situation das Paar ins Krankenhaus bringen musste. Allerdings handelt es sich bei derartigen Geschichten um nichts weiter als das Gegenstück zur »Spinne aus der Yucca-Palme« – ein unterhaltsamer Mythos. Es gibt keinen einzigen wissenschaftlich dokumentierten Fall, bei dem ein Mann in der Scheide seiner Liebsten festgesteckt hätte. Aber das starke Geschlecht verdiente seinen Namen nicht, wenn es nicht für alle Eventualitäten des Lebens gewappnet wäre. Es gibt nicht umsonst die Altherren-Weisheit: Wozu braucht der Mann eine Krawattennadel? Wenn die Angebetete nämlich plötzlich einen Scheidenkrampf bekäme, könnte er sein bestes Teil durch einen beherzten Stich in ihren Hintern befreien. Bleibt nur die Frage, ob er die Krawatte beim Sex immer anbehält? Ein feines Grinsen beim Anblick des nächsten Krawattennadelträgers sei gestattet.
Zurück zu den Tatsachen: Meist löst ein real erlebter Schmerz beim Sex den Scheidenkrampf
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