Guter Sex Ohne Stress
dass sie sein ständiges Beobachten total nervt und sie ihm deshalb auch schon hin und wieder einen Orgasmus vorgetäuscht hatte, verschlug es Norman glatt die Sprache. Das musste er erst einmal verdauen: Seine Bemühungen waren bei ihr offensichtlich völlig ins Gegenteil geschlagen. Mit diesem Erstaunen ist Norman kein Einzelfall, sondern vielmehr in Gesellschaft mit vielen anderen gutmeinenden Männern.
Die Hauptursache, warum bei Frauen das Orgasmuserleben gestört ist, heißt Angst – Angst vor dem Fallenlassen im Sinne dessen, zum Partner eine wirklich intime Seelen-Beziehung zulassen zu können. Häufig kommen noch andere Gefühle wie Ärger und Schuld oder manchmal sogar Ekel vor sich selbst oder dem Partner hinzu.
Aber wie sollen Frauen wie Miriam sich in ihrer Partnerschaft fallenlassen? Da genügt es längst nicht, wenn sich der Mann wünscht, dass sie sich doch mal »locker machen soll«. Es steht vielmehr die Frage im Raum: Bin ich für meinen Partner etwas wert, auch wenn ich nicht nach seinen Vorstellungen funktioniere? Liebt er mich so, wie ich bin?
Aber es wäre fatal, für die Orgasmusprobleme der Frau alleinig die unsicheren oder unsensiblen Vertreter der männlichen Spezies verantwortlich zu machen. Den größten Funktionsdruck erlegen sich die Frauen beim Blick auf zweifelhafte Orgasmus-Statistiken selbst auf. Warum gehöre ich nicht zu den X Prozent, die beim Sex immer zum Höhepunkt kommen und am besten noch multipel? Wieso schafft mein Mann das nicht bei mir? Heerscharen von Männern brächen in Jubel aus, wenn nur endlich jemand den Knopf für den garantierten Orgasmus der Frau finden würde. Denn manchmal ist es verdammt kniffelig, wenn Mann bei Aufbietung aller seiner bisher todsicher wirkenden Liebeskunst auf einmal bei seiner Angebeteten nicht landen kann. Wenn die Frau ihm dann nicht klarmacht, wo »ihre Knöpfe« sind, sieht es mit dem sexuellen Genuss mau aus. Aber genau das Klarmachen fällt den Frauen mit Orgasmusstörungen besonders schwer. Das hat mehrere Gründe. Zum einen gelingt es ihnen aus falscher Scham nur selten, mit ihren Partnern angemessen über ihre sexuellen Wünsche zu sprechen. Zum anderen wissen diese Frauen meist selbst sehr wenig über ihren Körper und was ihnen Lust bereiten könnte.
Auch Miriam und Norman ahnten lediglich, was die sexuellen Vorlieben des anderen seien. Miriam fiel es unendlich schwer, ihre Vorstellungen über befriedigenden Sex zu formulieren. Sie hatte sich bisher immer auf ihren Mann »verlassen«. Ihre Erregung bis zum Orgasmus im wahrsten Sinne des Wortes selbst in die Hand zu nehmen zog sie nie in Erwägung. »Ich weiß gar nicht, wie ich mich selbst zum Orgasmus bringen kann«, rückte sie am Ende der Stunde mit der Wahrheit raus.
Es ist gar nicht ungewöhnlich, dass Frauen nicht so recht wissen, wie sie einen Orgasmus bekommen können. Häufig liegt es wie bei Miriam daran, dass sie keine Erfahrungen mit der Selbstbefriedigung gesammelt haben. Allgemein gilt, die Orgasmusfähigkeit ist für den Großteil der Frauen ein jahrelanger Lernprozess. Heute erlebt der überwiegende Teil von ihnen ihren ersten Orgasmus durch Selbstbefriedigung. Die Stimulation erfolgt dabei zwar meist an der Klitoris, aber jede Frau entwickelt ihre spezielle Technik, wie sie die Erregung auf den Höhepunkt treiben kann. Das Wissen um die eigene Luststeuerung lässt auch den partnerschaftlichen Sex erfüllter werden. Ältere, erfahrenere Frauen genießen das Liebesspiel deshalb häufig viel intensiver als junge, unerfahrene Frauen. Die gute Nachricht: Wer einmal den Dreh zum Orgasmus für sich raus hat, verliert ihn in der Regel nie wieder.
Übrigens: Die Idee, das weibliche Sex-Erleben durch Medikamente aufzupeppen, erwies sich bis heute auf ganzer Linie als Fehlschlag. Die meisten Hoffnungen setzten Wissenschaftler sicherlich in Viagra und Co. Während die blaue Pille in den Lenden der Männer wahre Wunder bewirkte, konnte man sich über den Effekt bei Frauen allenfalls nur wundern. Durch das Medikament kam es zwar zu einer besseren Durchblutung der Scheide, aber eine größere Erregung oder gar der Super-Orgasmus blieben aus. Auch der Versuch, die Lust der Frau über stimulierende Substanzen im Gehirn zu einem Feuerwerk der Gefühle werden zu lassen, scheiterte kläglich. Nicht eine einzige Studie konnte bisher wirklich mit »lustvollen« Daten überzeugen und so gibt es bis heute keine »Sex-Pille« für die Frau auf dem internationalen Markt. Das
Weitere Kostenlose Bücher