Guter Sex Ohne Stress

lassen sich ganz prima und unauffällig in den Alltag einbauen. Besonders Frauen mit Vaginismus staunen häufig, wie schnell sich die lästigen Muskelverspannungen in Wohlgefallen auflösen. Es lohnt sich allerdings, die Übungen nicht im stillen Kämmerlein, sondern unter Anleitung von speziellen Beckenboden-Trainern oder Physiotherapeuten zu erlernen.
    Parallel zum ganz bewussten Entdecken und Entspannen des Beckenbodens kann die Frau ruhig schon den nächsten Schritt gehen – die sexuelle Selbsterkundung. Die meisten Frauen mit Vaginismus sind trotz ihres Handicaps beim Peniseinführen sehr wohl bei anderen sexuellen Spielarten mit ihrem Partner als auch bei der Selbstbefriedigung orgasmusfähig. Dieser Zustand der sexuellen Entspannung kann jetzt zusammen mit den neuerlernten Beckenboden-Übungen kombiniert werden. Zuerst sollte sich die Frau allein stimulieren. Es geht dabei nicht vordergründig um die Selbst-»Befriedigung«, sondern um das Selbst-Kennenlernen. Das vertraute Aufbauen der sexuellen Erregung dient vor allem der Entspannungsverstärkung.
    Denn jetzt ist es so weit, der irrationalen Angst vor dem Einführen des Penis zu Leibe zu rücken. Natürlich macht es keinen Sinn, es sofort mit dem Original zu versuchen.
    Genau für diesen Fall erfand der Gynäkologe Alfred Hegar schon im 19. Jahrhundert kleine Helfer aus Metall. Am Anfang waren die unterschiedlich dicken Stäbe mit einem abgerundeten Ende – die sogenannten Hegar-Stifte – nur für die Geburtshilfe gedacht. Später entdeckte man, dass sie sich auch ganz hervorragend für die Behandlung von Frauen mit Vaginismus eigneten. Heute sind die Hegar-Stifte meist aus Plastik. Sie werden auch als Vaginal-Dilatatoren bezeichnet, was auf Deutsch Scheiden-Erweiterer heißt. Das Rezept für ein ganzes Set unterschiedlicher Plastikstifte von fingerdick bis Originalgröße Penis gibt es vom Gynäkologen.
    Wem das zu technisch ist, der kann prinzipiell zum Üben auch die Finger oder wie Christin und Dirk unterschiedlich große Dildos aus dem Sex-Shop verwenden. Allerdings machen die meisten Frauen die Erfahrung, dass gerade für die »Zwischengrößen« die Plastikstifte besser geeignet sind und sich angenehmer anfühlen. Der Startschuss fällt zuerst für den dünnsten Stift. Das vorsichtige Einführen in die Scheide sollte überhaupt keine unangenehmen Gefühle verursachen. Wichtig ist, dass die Frau die Eindringtiefe variiert und dabei immer wieder ganz bewusst den Beckenboden entspannt. Wenn das mit dem kleinsten Stift gut klappt, kommt der nächst dickere an die Reihe und so weiter, bis die Original-Penisgröße erreicht ist. Unabhängig vom jeweiligen Durchmesser kann die Frau ihrem Partner die Übung zeigen, sodass auch er das sanfte Einführen der Plastikhelfer übernimmt.
    Abgesehen von lockeren Lenden und praktischer Technik, entspannter Sex braucht Phantasie! Deshalb darf die Zeit für sinnliche Entdeckungsreisen nicht zu kurz kommen. Christin und Dirk holten sich zum Beispiel ganz viele neue Anregungen beim Lesen erotischer Geschichten. Ihre Lieblingsszenen setzten sie später in die Tat um. Die beiden scherzten sogar, dass bei so viel spannendem Experimentieren keine Zeit für die eigentlichen Hausaufgaben bleibe. Es ist immer ein schöner Moment, wenn Frauen und Männer während der Therapie so sehr bei der Sache sind, dass sie die anfängliche Pflicht zum Üben eher als Kür empfinden.
    Gerüstet mit Techniken für den Beckenboden und vielen neuen Möglichkeiten zur sexuellen Befriedigung, kommt nun das Ausprobieren des Geschlechtsverkehrs an die Reihe. Die beste Stellung dafür ist die Reiterposition, bei der sie sich auf seinen Schoß setzt. Als Einstimmung reibt die Frau seinen Penis erst einmal nur an ihren Schamlippen. Das macht mit Gleitgel am meisten Spaß, da beide die Berührungen noch intensiver wahrnehmen. Wenn dieses sanfte Stimulieren ein wohliges Gefühl erzeugt, kann sie die Penisspitze in ihre Scheide einführen und langsam die Eindringtiefe variieren. Sie sollte alle Berührungen absolut angstfrei spüren. Gelingt ein Versuch mal nicht, geht es einfach wieder einen Schritt in den Übungen zurück. Entspannung ist oberstes Gebot! Neben der Reiterposition können beide auch mit anderen Stellungen experimentieren. Voraussetzung: Die Frau bleibt am Anfang die Bestimmerin, wie tief der Penis in die Scheide eingeführt wird. Mit jedem gelungenen Versuch wächst für das Paar die Sicherheit auf genussvollen Geschlechtsverkehr