Guter Sex Ohne Stress
für beide. Und ganz nebenbei erfüllen sich manchmal gleich noch Kinderwünsche. So staunte ich nicht schlecht, als Christin nach der Urlaubszeit mit einem kleinen Kugelbäuchlein vor mir saß. Beide strahlten um die Wette. »Na ja, wir hatten ehrlich gesagt während der Therapie so viel Lust aufeinander. Da dachten wir, das sollten wir nutzen!« Mein Kollege hatte also tatsächlich recht behalten. Eine Therapie wie aus dem Lehrbuch – nur ist das echte Leben durch nichts zu überbieten!
Ich lasse niemand an mich ran
Neben dem Vaginismus gibt es aber auch noch andere Formen von Schmerzen. Den betroffenen Frauen tut nicht nur das Eindringen des Penis, sondern häufig der ganze Unterbauch weh. Mal zwickt es hier, mal kneift es da und manchmal fühlt es sich an, als ob der Leib zerreißen wolle. Während die meisten sexuell aktiven Frauen schon mal Schmerzen beim Verkehr hatten und es einfach wieder vergessen haben, schlägt das Schmerzgedächtnis bei den Betroffenen Daueralarm. Die Ursachen für diese Störung – korrekt Dyspareunie – sind vielfältig und hochkomplex. Nicht selten lassen Frauen jahrelang Untersuchungen bei verschiedenen Ärzten über sich ergehen und hoffen, dass der Schmerzauslöser gefunden und beseitigt wird. Meistens hören sie aber, organisch sei alles in Ordnung und kommen sich am Ende wie Simulanten vor. Die Schmerzen an sich entstehen meist durch die dauerhaft angespannte Muskulatur in der Lendenwirbelsäule, im Beckenboden und im Unterbauch. Manchmal lassen sich bei der Untersuchung sogar richtig verfestigte Muskelstränge tasten. Die Verspannung führt besonders im Bereich der Wirbelsäule dazu, dass außerdem wichtige Nerven für die Genitalregion gequetscht werden und dadurch Missempfindungen entstehen. Das ist die körperliche Seite der Medaille, die man durchaus gut mit Beckenbodentraining beeinflussen kann. Auf der psychischen Seite steht bei der Mehrzahl der Frauen bei genauer Betrachtung eine lange Kette an negativen Erlebnissen. Meistens haben die Betroffenen die Ereignisse, wie zum Beispiel Missbrauch, ganz bewusst verdrängt, wollen Partnerschaftskonflikte nicht wahrhaben oder erleben unbewusst Nähe und Intimität als etwas Gefährliches. Prinzipiell kann diesen Frauen mit einer Sexualtherapie geholfen werden. In einigen Fällen gelingt es auch, gemeinsam mit dem Partner, durch neue positive intime Erfahrungen, die alten und negativen Erlebnisse sozusagen zu überschreiben. Häufig ist es aber am Anfang viel aufschlussreicher und effektiver, die unbewussten Konflikte in einer Psychotherapie aufzuarbeiten. Manchmal verschwinden die Unterbauchbeschwerden bereits durch das Erkennen und Auflösen der Probleme.
Auch die 22-jährige Jenny plagen hin und wieder Unterbauchschmerzen. Das ist aber noch längst nicht ihr größtes Problem: »Was mich wirklich total verrückt macht«, berichtet sie bei ihrer ersten Sitzung, »ist meine wunde Scheide. Die brennt, sticht und krabbelt. Ich könnte mir manchmal die Haut da unten vom Leib ziehen. Außerdem habe ich immer diesen ekligen Ausfluss. Ich ertrag mich bald selbst nicht mehr!« Und dann berichtet Jenny noch, dass diese Beschwerden sie schon durch alle Beziehungen begleitet hätten. Am Anfang wäre Sex immer schön gewesen und nach einer Weile seien jedes Mal diese schrecklichen Beschwerden gekommen. Kein Gynäkologe hätte ihr helfen können. Immer nur Zäpfchen gegen Pilze, Antibiotika gegen Bakterien und wenn gar nichts mehr ging, Cortison! Jetzt reiche es ihr aber endgültig. Dabei sei Andreas der erste Typ, der sie wirklich lieben würde. Die zwei anderen Männer hätten sie betrogen und verlassen, als sexuell nichts mehr lief. Und auch jetzt mache sie sich lieber auf das Schlimmste gefasst.
Chronisch wiederkehrende Schmerzen im Bereich der Schamlippen und des Scheideneingangs nennen Sexualwissenschaftler Vulvodynie. Diese Beschwerden treten wie bei Jenny häufig in Kombination mit ständigem Juckreiz auf. Huhn und Ei sind meist gar nicht mehr zu trennen, ob es zuerst juckt und die Frau dann kratzt, oder umgekehrt. Das Endergebnis ist eine einzige wunde Stelle, die bei der kleinsten Berührung schmerzt. Selbst wenn die malträtierte Haut einmal abheilt, bleiben die Missempfindungen häufig durch ein fehlerhaft aktiviertes Schmerzgedächtnis bestehen. Die betroffenen Frauen sind in der Regel zwischen 20 und 40 Jahre alt. Prinzipiell kann diese Störung aber auch bis ins hohe Alter auftreten. Allen Frauen gemein ist die
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