Guter Sex Ohne Stress
konflikthaft erlebte Sexualität zwischen Abwehr und Hingabe. Nicht selten stecken eine extrem sexualfeindliche Erziehung oder tiefe Beziehungskonflikte dahinter. Meist liefen schon die ersten Bindungserfahrungen zu den Eltern völlig schief. Die negativ erlernten Muster wiederholen sich dann in späteren Beziehungen immer wieder. Und wenn der Mund nicht sprechen kann, spricht schließlich der Körper!
Ein Großteil dieser Frauen hat bisher in ihrem Leben noch nie glaubhafte Zuwendung von einem anderen Menschen erfahren oder zugelassen. Meistens können sie sich nicht einmal selbst leiden. Unabhängig vom tatsächlichen Aussehen finden sich die Frauen häufig weder begehrenswert noch liebenswert. Doch das tiefe Bedürfnis nach Nähe, Akzeptanz und Geborgenheit wohnt jedem Menschen inne. Und irgendwann muss dieses Gefühl auch befriedigt werden und sei es durch einen Trick des Unterbewusstseins! Obwohl viele Frauen mit Schmerzen an der äußeren Scheide Selbstbefriedigung für sich ablehnen, findet man bei genauem Nachfragen bei über der Hälfte von ihnen masturbatorische Ersatzhandlungen in Form von mehr oder weniger ritualisierten Waschungen, Duschen, Kratzen oder Eincremen der Scheide. Offensichtlich »erlauben« sie sich die Selbsthingabe nur auf diesem Umweg.
Der »eklige Ausfluss«, über den Jenny klagt, heißt in der Fachsprache Fluor genitalis . Prinzipiell fließt allen Frauen täglich mehr oder weniger viel Sekret aus der Scheide, die sich auf diese Art und Weise »putzt«. Die Menge und Beschaffenheit des Schleims hängt vor allem vom Menstruationszyklus ab. Vor Einführung der Pille war die Betrachtung des Vaginalsekretes sogar eine beliebte Verhütungsmethode. Kurz vor dem Eisprung verändert der Schleim seine Konsistenz und man kann ihn zwischen den Fingern wie Spinnweben spannen. An dieser Stelle hätte Jenny bestimmt wieder »eklig« gesagt und manch andere Frau rümpft sicher auch die Nase. Durch die werbetauglich getrimmte Slipeinlagen-Genitalhygiene stellt man sich die Scheide ja am liebsten als luftige Blumenwiese vor. Ob eine Frau ihren Ausfluss als problematisch empfindet, hängt also vor allem von der verstärkten negativen Wahrnehmung dieses natürlichen Prozesses ab. Allerdings kommt es bei andauerndem körperlichem oder psychischem Stress tatsächlich zu dauerhaft vermehrter Schleimproduktion aus dem Gebärmutterhals als auch aus den Scheidenwänden. Wenn der Slip immer mit einer glibberigen Schicht überzogen ist, fühlt sich das für die Trägerin nicht nur lästig an. Weil die Haut ständig durch die Nässe gereizt wird, gesellt sich auch ganz schnell Juckreiz, Kratzen und Wundsein hinzu. Dann ist der Teufelskreis wieder geschlossen.
Fälschlicherweise vermuten viele Frauen als Ursache für den Ausfluss eine Infektion. Richtig ist zwar, dass bei dauerhaftem Stress die Immunabwehr gering ist und das Entzündungsrisiko der Scheide steigt. Aber im Gegensatz zur »echten Infektion« sind beim Stressausfluss weder Pilze noch besonders viele Bakterien nachzuweisen. Manchmal diagnostizieren Gynäkologen leider mehr aus Verlegenheit »Infektionen«, weil die Patientinnen auf eine ordentliche Behandlung ihres Ausflusses drängen. Dabei ist diese Therapie medizinischer Unsinn. Untersucht man nämlich die Scheidenschleimhaut gesunder Frauen, finden sich ebenfalls kleine Mengen an Bakterien. Schließlich ist die Scheide keine sterile Zone! Aufklärung über die eigentlich möglichen Ursachen würde nicht nur die Frauen, sondern auch ihre Partner entlasten, die obendrein manchmal monatelang überflüssig mitbehandelt werden.
Die Therapie von Frauen mit Scheidenschmerzen und permanent verstärktem Ausfluss erfolgt auf mehreren Ebenen. Auf der einen Seite stehen rein praktische Maßnahmen, die einfach umzusetzen sind. Dazu gehört in erster Linie die Reduktion der meist übertriebenen Genitalhygiene. Weg mit Seifen, Sprays und Ähnlichem! Die Frauen sollten ihre Scheide nur noch einmal am Tag mit lauwarmem Wasser unter der Dusche abspülen. Auch bequeme Kleidung aus natürlichen Materialien und Entspannung des Beckenbodens gehören zum Wohlfühlprogramm. Und noch etwas: trinken, trinken, trinken! Viele Frauen, denen die Scheide brennt, verringern ihre Trinkmenge auf ein Minimum. Dadurch müssen sie seltener zur Toilette und glauben, so die offenen Hautstellen zu schonen. Aber diese Überlegung erweist sich bei genauerer Betrachtung als kurzsichtig. Je weniger man trinkt, desto konzentrierter wird
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