Guter Sex Trotz Liebe

erst diskutieren müssen, weil sie nicht sofort klar sind. Nehmen Sie sich Zeit, wenn Sie sich nicht einig sind.
    Diskutieren Sie den wichtigsten Unterschied!
    Diskutieren Sie die wichtigste Gemeinsamkeit!
    Als Beispiel hier die erotische Nische von Margret und Horst:

Warum sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede so wichtig für das erotische Profil?

    Bisher haben wir die Unterschiede mehr betont als die Gemeinsamkeiten. Um zu gelingen, brauchen Liebesbeziehungen beides: Gemeinsamkeiten und auch Unterschiede. Beide Partner brauchen gemeinsame Ansichten, Überzeugungen und Einstellungen. Genauso beschäftigt sie, ob es Ähnlichkeiten in der Biografie gibt und welche sexuelle Erfahrungen es gibt, die der aktuellen Beziehung vorausgingen. In denen wir uns ähnlich sind, bestätigen wir indirekt die Zusammengehörigkeit des Paares und wie bedeutsam die Liebe ist. Gemeinsamkeiten legen das Beziehungsfundament.
    Häufig ist es aber das Anderssein, was uns einander attraktiv macht. Wir spüren, der andere bietet uns Erfahrungsmöglichkeiten, die uns bisher verborgen geblieben sind. Das sorgt für Erregung und Hingabe, für die Lust, zu experimentieren und einander kennen zu lernen. Je »fester« die Partnerschaft dann aber wird, desto stärker können die Unterschiede im sexuellen Begehren das Beziehungsgefüge und das Lusterleben gefährden.
    Nur wer beide Seiten des erotischen Profils betrachtet, kommt näher heran an die eigene Wirklichkeit. Wer nur die Unterschiede anschaut, ohne die Gemeinsamkeiten zu würdigen, macht das Trennende zum Mittelpunkt der Beziehung. Wer nur die Gemeinsamkeiten in den Blickpunkt rückt, bei dem kommen Bereiche zu kurz, in denen sich später Konflikte entwickeln können.

    Ãœbung 13: Die Geschichte unserer erotischen Beziehung!
    Noch eine gemeinsame Übung: Erzählen Sie sich die Geschichte Ihrer erotischen Beziehung. Die Übung ist eine Fortsetzung von Übung 5 (siehe Seite 90   f.). Was Sie dort als Grafik aufgezeichnet haben, können Sie hier detailliert fortsetzen.
    Suchen Sie einen ruhigen Moment. Setzen Sie sich in Ruhe zusammen. Ein Glas Wein kann dabei nicht schaden. Sie sind beide Erzähler Ihrer erotischen Geschichte.
    Beginnen Sie mit dem ersten Blick.
    Wechseln Sie sich ab: Mal erzählt der eine und der andere hört zu, dann wieder umgekehrt.
    Was hat Sie aneinander angezogen? Wer ist auf den anderen zugegangen? Wie war der erste Kuss? Aber auch: Wie sind Sie mit kritischen Situationen umgegangen? Wer hat wen in seinem Stolz gekränkt? Gehen Sie so vor, als würden Sie ein Fotoalbum Ihrer erotischen Beziehung ansehen.
    Korrigieren Sie Ihren Partner nicht, auch wenn er eine ganz andere Erinnerung hat! Dies ist keine Streitübung, sondern eine Gemeinsamkeitsübung.
    Irgendwann sind Sie in der Gegenwart angekommen. Beenden Sie dann die Übung mit einem Schlusssatz. Jeder mit einem eigenen.
Gewohnheit oder Ritual?

    Welche Bedeutung hat die Sexualität für die Paarkultur, für die Nische? Sex mit dem Beziehungspartner hat nicht nur die Aufgabe, sich gegenseitig Lust zu bereiten und zu befriedigen. Für die meisten Paare ist Sex ein Ritual, das mehr umfasst, als nur den Sexualtrieb zu befriedigen. Sex ist nicht nur Spaß. Das sexuelle Ritual bekräftigt, dass die Beziehung beständig ist. Es sorgt für Nähe zwischen den Partnern. Es bestätigt, dass Verabredungen und Verbindlichkeiten weiterhin gültig sind. Es bezeugt, dass nichts infrage gestellt ist. Die Wiederholung des Rituals soll vor Veränderung schützen und weist damit in die Zukunft. Die Gemeinsamkeit wird beschworen, damit alles gleich bleiben kann.

Verlust der Rückversicherung
    Wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Sex in langen Beziehungen auch ein solches Bestätigungsritual ist, versteht man viele sexuelle Probleme besser. Insbesondere die sexuelle Lustlosigkeit erscheint in einem anderen Licht. In der Klage über die Lustlosigkeit schwingt nämlich die verlorene oder gefährdete Bedeutung des sexuellen Rituals mit. Nicht das fehlende sexuelle Interesse als solches ist das Problem. Vielmehr gehen mit dem sexuellen Interesse auch die festigenden Kräfte verloren, die der Beziehung Halt geben. Die Rückversicherung der Partner geht verloren.
    Zunächst erachten wir es als selbstverständlich, einander in den Arm zu nehmen, uns aneinander zu kuscheln und uns gegenseitig durch unser Begehren