Guter Sex Trotz Liebe
der Liebe zu versichern. Bleibt das aus, kann der Verdacht keimen, es sei nicht mehr so weit her mit der Liebe, der Nähe und der gemeinsamen Basis für die Liebesbeziehung. So wird auch verständlich, warum zunächst der lustlosere Partner in Begründungsnot kommt: Er ist im Verdacht, die Bedeutung aufzukündigen. Der sexuelle Rückzug wird vom Partner so interpretiert, dass der andere sich weniger engagiert. Die sexuelle Lustlosigkeit berührt den Kern der Beziehung. Ihre Beständigkeit wird infrage gestellt. Die Wertschätzung als Mann oder als Frau wird in Zweifel gezogen.
Rituale sind nicht langweilig
Und deshalb sind diese Rituale nicht mit Langeweile zu verwechseln. Als ich als junger Wissenschaftler bei einem Forschungsinterview eine ältere Frau über die Beziehung zu ihrem Mann fragte, sagte sie: »Ich hab mich an ihn gewöhnt.« Ich verstand das zunächst so, dass sie sich in ihr unglückliches Schicksal gefügt habe und eigentlich unzufrieden sei. Dies umso mehr, als sie mir von einer über viele Jahre konstanten Beziehung und gleichförmige Sexualität berichtete. Das meinte sie aber nicht. Sie wollte sagen:
»Ich habe mich darauf eingestellt und kann damit gut leben.« Was ich als »Langeweile« missverstanden hatte, war von ihr als Lebensqualität gemeint. Die immer gleiche â ritualisierte â Sexualität war ihr nicht langweilig geworden. Sex hieà für sie »mit meinem Mann zusammengehören«, nicht »Leidenschaft«. Ritualisierter Sex heiÃt nicht unbedingt langweiliger Sex.
Und damit sind wir bei einer Bilanzübung. Sie fasst mit zwei Fragen etwas zusammen: den Stand der Waage zwischen Vertrautem und Neuem.
Ãbung 14: Meine erotische Zwischenbilanz
Diese Ãbung sollten Sie allein durchführen. Erst wenn Sie beide Fragen genau beantwortet haben, sollten Sie sich mit Ihrem Partner darüber austauschen, was Sie aufgeschrieben haben.
Nehmen Sie sich rund zehn Minuten Zeit, ein Blatt Papier und einen Stift.
Beantworten Sie für sich die folgenden beiden Fragen:
1. Was in Ihrer sexuellen Partnerschaft ist so wertvoll, dass Sie es unbedingt hegen und pflegen möchten?
Bleiben Sie in der Beantwortung konkret und an erotischen Handlungen orientiert. Ziel der Ãbung ist, sich selbst bewusst zu machen, wie viel (oder wie wenig) vom bisherigen sexuellen Erleben überhaupt als erhaltens- und bewahrenswert gilt. Es geht nicht darum, zu dem Schluss zu kommen, »gute Gefühle« zu bewahren oder »schönen Sex« zu haben. Es ist recht schwierig, Gefühle zu bewahren, da sie das Ergebnis von Handlungen sind und sowieso dynamischen Veränderungen unterliegen.
2. Was müssen Sie in Ihrer sexuellen Partnerschaft unbedingt noch tun, was Sie bisher noch nicht verwirklicht haben?
Berichten Sie hier, welche erotische Handlung Sie auf jeden Fall noch in die Tat umsetzen wollen. Erzählen Sie sich, was Sie erotisch ausprobieren möchten. Machen Sie sich Gedanken zu Ihrer Zukunft als sexuell handelndes Wesen.
Beschreiben Sie nicht Erlebnisse, für die Sie selbst gar nicht verantwortlich sind. Vermeiden Sie auch, etwas zu beschreiben, worauf Sie warten. Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie aktiv gestalten wollen.
Sam:
1. Mutet euch einander mehr zu! Nehmt keine falsche Rücksicht aufeinander! Dein Partner kann mehr aushalten als du denkst! Einfühlungsvermögen ist sicherlich eine wichtige soziale Kompetenz. Wenn du dich jedoch so in deinen Partner einfühlst, dass du keinerlei Konflikt mehr mit ihm riskierst, verlierst du dich selbst, wirst konturlos. Dein erotisches Profil verkümmert.
2. Suche nach den erotischen Dingen, die brach liegen! Stelle die Ressourcen, über die du verfügst, in den Mittelpunkt! Richte deine Aufmerksamkeit auf jene Aspekte deines sexuellen Profils, die auf Aktivierung warten!
3. Erinnert euch an jene erotischen Begegnungen, die euch besonders behagt haben! Grabt nach Gold â und zwar auf eurem eigenen Grundstück!!
4. Betrachte den Unterschied zwischen dir und deinem Partner als Chance, nicht als Bedrohung. Dein Partner bringt andere Ideen ein, hat andere Vorlieben und greift auf andere Erfahrungen zurück.
Davon könnt ihr gemeinsam profitieren!
Nachdem Sie sich soeben noch einmal gedanklich mit Ihren erotischen Gemeinsamkeiten beschäftigt haben, kommen wir nun wieder auf die Unterschiede zwischen Ihnen zu sprechen.
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