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Guter Sex Trotz Liebe

Guter Sex Trotz Liebe

Titel: Guter Sex Trotz Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Clement
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selten? Und was ist normal? Diese Frage nach der Normalität ist die Schlüsselfrage sexueller Fremdbestimmung. Wer sich nach sexueller Normalität richtet, also nach dem, was die meisten tun und denken, hat sich gegen sexuelle Selbstbestimmung entschieden. Das kann man natürlich tun. Die Entscheidung, sich an der Normalität zu orientieren, ist legitim. Aber langweilig. Und wer sexuelle Normalität sucht, wird in diesem Buch nichts finden.
    Viel interessanter ist die Frage, wie zufrieden ich mit dem bin, was ich tue. Lebe ich die Sexualität, die ich möchte? Wie groß ist meine Ist-Soll-Differenz? Der Wiener Kabarettist Bernhard Ludwig beginnt seine »Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit« mit einer Formel. Mit ihr lässt sich das Maß sexueller Unzufriedenheit einschätzen. Der Ludwigs-Quotient der sexuellen Unzufriedenheit errechnet sich so:

    Es ist offensichtlich, dass die Unzufriedenheit umso größer wird, je mehr ich erwarte. Das, was ich erreiche, wird umso besser, je weniger ich erwarte. Ihren Ludwigs-Quotienten können Sie leicht selbst errechnen. Die genaue Zahl ist natürlich unwichtig. Wichtig ist, dass Sie mit dem Ludwigs-Quotienten gedanklich spielen können: Wie groß habe ich meine Erwartungen aufgeblasen? Wie groß mache ich den Abstand zwischen meinen Wünschen und meinem gelebten Verhalten? Kann ich meine Erwartungen reduzieren und werde dadurch zufriedener?
    Um sich solche Fragen zu stellen, ist es günstig, sich nicht um Normalität zu scheren. Denn sie lenkt nur von den eigenen Wünschen ab.
Aber Vorsicht!
    Der Ludwigs-Quotient kann auch zur Selbstüberlistung führen. Ich stelle mich zum Schein wunschlos – und sofort sinkt die Unzufriedenheit. So einfach ist die Sache nicht! Denn die andere Option heißt ja: die Wünsche ernst nehmen und nach Möglichkeiten sehen, wie ich sie verwirklichen kann. Damit steigt der Nenner des Ludwigs-Quotienten und die Unzufriedenheit nimmt ab.
    Die Rechen-Tricks mit dem Ludwigs-Quotienten dienen dazu, sich vor Augen zu führen, in welches Verhältnis wir unsere sexuellen Erwartungen und unsere sexuelle Wirklichkeit setzen. Und wie groß wir die Spannung zwischen Ist und Soll machen, liegt allein an unseren Maßstäben. Das sagen uns nicht die Medien und nicht die Normalität. Wir sind unsere eigenen Maßstabgeber.
Unterschiedliche sexuelle Beziehungen

    Bisher war die Sexualität mit dem festen Partner im Vordergrund unsere Überlegungen. Aber das ist nur ein Ausschnitt des gesamten Geschehens. Im Prinzip können wir Sex in drei Arten von Beziehungen haben: Sex mit sich selbst (Selbstbefriedigung), Sex mit dem gegenwärtigen Partner und Sex mit einem anderer Menschen außerhalb der Partnerschaft.
    Welche Bedeutung hat welche Art von Sex für Sie?
Selbstbefriedigung
    So großer Beliebtheit sich dieses sexuelle Verhalten erfreut, in einer Paarbeziehung bleibt es häufig geheim. Viele Menschen denken gar nicht an diese Art von Sex, wenn sie danach befragt werden, wie viel Sex sie gegenwärtig haben. Selbstbefriedigung gilt nämlich oft als eine Art sexueller Ersatzhandlung, die nur dann zum Einsatz kommt, wenn der »richtige Sex« (also der mit dem Partner) entweder nicht mehr stattfindet oder momentan unmöglich ist. Dabei ist Selbstbefriedigung eine eigene sexuelle Spielart. Im Wortsinn also »Selbst«-Befriedigung.
    Sich selbst zu befriedigen, ist mit Nähe zu sich selbst verbunden. Den eigenen Fantasien kann ungebremst Ausdruck verliehen werden. Es ist nicht selten der Fall, dass die Selbstbefriedigung die einzige zufrieden stellende Form von Sex ist.

Partner in der Liebesbeziehung
    Die Häufigkeit von Sex in Liebesbeziehungen ist immer wieder Gegenstand des kulturellen Smalltalk. Meist hinter vorgehaltener Hand und angeheizt durch Studienergebnisse, die Häufigkeiten von Geschlechtsverkehr und anderem erotischem Verhalten erfragen, machen wir uns darüber Gedanken, wie viel Sex wohl angemessen ist. Ist zweimal in der Woche ausreichend? Oder müssen es mindestens drei erotische Akte pro Woche sein, um sich nicht sexuell vernachlässigt zu fühlen? Dass es in Beziehungen zu langen Phasen ohne partnerschaftlichen Sex kommen kann, bleibt bei diesem Mythos außen vor.
    Die Gründe dafür, keinen Sex mit dem Partner zu haben, sind so vielfältig wie die Gründe für den im Mythos versteckten, so genannten Normalfall,

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