Guter Sex Trotz Liebe
Verhaltensweisen zweier Partner so miteinander verbunden sind, dass sie sich gegenseitig verstärken. Dadurch wird das Problem aufrecht erhalten, obwohl beide Partner es lösen wollen.
Der »Gewinn« durch ein Problemmuster
Warum funktioniert so ein Problemmuster überhaupt, wenn es keiner will? Problemmuster haben eine teuflische Eigenheit: sie bringen den Partnern heimliche Vorteile. Der wichtigste ist, dass Stabilität zwischen den Partnern erzeugt wird. Eine oft quälende Stabilität, aber eine Stabilität: Man kennt sich aus. Problemmuster machen Beziehungen berechenbar, stabil, vorhersagbar, vertraut, gut eingeübt. Man kennt sich aus mit dem typischen Verhalten des Partners. Das stört den anderen zwar, aber er weià wenigstens Bescheid. So kann man sich auf das Bekannte beziehen: »Das ist typisch für dich.«, »Da sieht man mal wieder, dass du â¦Â«. Und im Streit ist man wenigstens mit dem Partner verbunden.
Die Muster solcher Konflikte sind oft durch das Hin- und Herschieben von Verantwortlichkeit gekennzeichnet:
Wenn du den ersten Schritt machst, mache ich auch einen!
Komme auf mich zu, dann komme auch ich auf dich zu!
Du machst nicht das, was ich will, deswegen mache ich nicht, was du willst!
Ich verweigere mich dir, weil du dich mir verweigerst!
Die Grundmelodie des Problemmusters lautet: Weil du (Vorwurf)â deswegen ich (Rechtfertigung). Oder: Erst musst du handeln, dann handle ich auch. Jeder erwartet also in solchen Situationen vom anderen den ersten Schritt. Immer soll der andere in Vorleistung gehen. Das misstrauische Gefühl, für die eigene Vorleistungkeinerlei Anerkennung zu erhalten, ist weit verbreitet: »Ich habe schon so viel gegeben. Nun bist wirklich du dran!«
Solche Muster ruinieren regelmäÃig die besten Beziehungen und töten die intensivsten Liebesgefühle, die zwei Menschen füreinander hegen können.
Wie sich Problemmuster unterbrechen lassen
Muster lassen sich nur dann unterbrechen, wenn die Partner noch eine gewisse Bereitschaft mitbringen, Neues am Partner zu entdecken und spielerisch auszuprobieren, wie es denn wäre, ein gewohntes Muster einmal nicht auf die gewohnte Weise bis zum meist bitteren Ende auszureizen, sondern bereits inmitten einer harschen Auseinandersetzung bzw. eines routinierten Konfliktes einen anderen Pfad zu betreten. Aber wie geht das?
Sam:
Du erwartest vom Partner etwas? Da kannst du warten, bis du schwarz wirst. Am besten legst du dir schon mal heruntergezogene Mundwinkel und ein mürrisches Enttäuschungsgesicht zu, damit der Partner auch bestimmt viel Freude am Verändern hat.
Sam ist giftig, aber sie hat recht: Die Regel dafür, dass alles so bleibt, wie es ist, lautet: warten, bis der Partner sein Verhalten ändert. Die Regel für das Gelingen ist sehr einfach: selbst mit der Veränderung anfangen.
Und wie geht das? Hier ist der Kreativität keine Grenze gesetzt! Wir kommen gleich zu Ãbungen, wie Sie sich aus dem Sumpf des Problemmusters ziehen können. Beginnen wir aber mit einem einfachen Tipp: Tue das Gegenteil von dem, was du spontan tätest!
Fallbeispiel
Der Frau ist es ein Anliegen, dass ihr Mann mehr mit ihr spricht. Der Mann findet, er spräche schon genug. Die Frau wirft ihrem Mann vor, sie allein zu lassen, nur den eigenen Gedanken nachzuhängen, sich nicht mitzuteilen. Der Mann sagt, sein Job sei so anstrengend. Zu Hause zu sein, sei für ihn Erholung, die er dringend brauche. Er wirft ihr vor, ihn zu bedrängen, sie wirft ihm vor, dass er sich zurückziehe. Das Problemmuster: Je mehr sie ihn bedrängt, desto mehr zieht er sich zurück .
Wie könnten die Partner das Muster unterbrechen? Was heiÃt hier: das Gegenteil von dem tun, was man spontan täte?
Die Frau reagiert auf seinen Rückzug fordernd. Das Gegenteil von fordern ist gewähren. Wie könnte das aussehen? Sie könnte sich vornehmen, ihn erst einmal eine Viertelstunde in Ruhe zu lassen, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt. Wenn sie ihn nicht anspricht, kann er sich auch nicht zurückziehen.
Der Mann reagiert auf ihre Erwartung mit Rückzug. Das Gegenteil von Rückzug ist auf sie zugehen. Wie sähe das aus? Er könnte, statt sich vor ihren Gesprächen zu retten, mit einem eigenen Gesprächsanliegen auf sie zugehen und mit ihr über das sprechen, was ihn beschäftigt: seinen Job.
Zu simpel? Gerade bei sehr verhakten
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