Guter Sex Trotz Liebe
moralisch fragwürdigen Pfaden jemand gerade wandelt, kann eine erotische Situation zunichte machen.
Lernen, die Angst zu kontollieren
Die Angst wird dann in der Tat zum Gegner der Sexualität. Aus dieser Ãberlegung heraus hat die klassische Sexualtherapie eine Reihe von Ãbungen entwickelt, die dazu dienen, die Angst besser unter Kontrolle zu bekommen. Auch wenn manche Sexualtherapeuten skeptisch sind, ob diese Ãbungen ohne therapeutische Begleitung funktionieren können, schadet es meiner Ansicht nach nichts, sie zumindest vorzustellen. Schaden können sie eigentlich kaum.
Und: Probieren geht über studieren!
Am Anfang stehen ein paar Verhaltensvorgaben, mit denen ein Paar lernen kann, angstfreie Erfahrungen zu machen. Zentral ist die Verabredung, keinen Geschlechtsverkehr zu praktizieren.
Dadurch soll die Angst vor dem Versagen auÃer Kraft gesetzt werden. Die Gelegenheit zu scheitern wird ausgeschlossen.
Ablauf der Ãbungen
Die Aufgaben beginnen damit, den nackten Partner zu streicheln. Derjenige, der gestreichelt wird, soll sich dabei entspannen. Dies machen die Partner im Wechsel, so dass jeder ein paar Mal in der empfangenden und ein paar Mal in der gebenden Position ist.
Der zeitliche Rahmen ist auf jeweils fünf Minuten eng begrenzt und wird auch genau eingehalten.
Jeder Schritt wird am folgenden Tag wiederholt und der nächste Schritt wird ergänzt. Damit lässt sich die Angst vor Erregung, Nähe und die Angst, überwältigt zu werden, im günstigen Fall nach und nach kontrollieren.
Die jeweilige Phase ist erfolgreich abgeschlossen, wenn beide Partner sich angstfrei entspannen können. In jeder Phase kommt ein Element hinzu. Jeder Schritt ist ein Schritt in Richtung sexuelle Erregung.
Ãbung 33: (Streichel-)Ãbungen in der klassischen Sexualtherapie
1. Phase: Streicheln des ganzen Körpers. Die Genitalien werden aber ausgespart.
2. Phase: Die Genitalien werden beim Streicheln oberflächlich mit einbezogen.
3. Phase: Zusätzlich zum Streicheln werden die Genitalien »erkundet«, aber nicht stimuliert.
4. Phase: »Spiel mit der Erregung«: Durch begrenzte genitaleStimulation wird ein spielerischer Umgang mit Erregung im Sinne von Kommen und Gehenlassen erprobt.
5. Phase: Einführen des Penis ohne Bewegungen.
6. Phase: Einführen mit vorsichtigen Bewegungen.
7. Phase: Geschlechtsverkehr ohne Einschränkung.
Das schrittweise Vorgehen ist eine Art geduldiger territorialer (körperlich-erkundender) Arbeit. Dabei gewinnt die Entspannung langsam Land und die Angst gibt zunehmend Land ab. Die Ãbungen sind orientiert am Zugewinn an sexueller Angstfreiheit.
Weil die Angst verschwindet, kommen die »verschütteten Triebe« hervor. Sie kommen von selbst zu sich, wenn erst ihre Behinderung durch hemmende äuÃere oder verinnerlichte Normen abgetragen ist. Entspannung ist dabei das individuelle und paarpsychologische Ãkotop, in dem Wohlbefinden, Selbstverwirklichung und Lust wachsen können. So jedenfalls ist die Theorie der klassischen Sexualtherapie.
Allerdings verspricht dieser Umgang mit der Angst nur dann wirklich Erfolg, wenn die Angst die erotischen Momente massiv behindert.
Ganz anders wirkt nämlich Angst, wenn sie als luststeigerndes Gefühl die Erregung beflügelt. Dann wäre es ganz fatal, Angstfreiheit zum Ziel zu haben. Eine Sicht auf die Sexualität, welche nur die Entspannung im Blick hat, wertet die lustfördernde Bedeutung der Angst ab. Das führt im besten Fall zu einer mittelmäÃig funktionierenden Sexualität. Leidenschaft jedoch ist unter diesen Umständen dann nicht mehr möglich. Ganz im Gegenteil liegt in der Idee angstfreier Sexualität die Gefahr, Sex und Erotik zu verharmlosen. Mit der vollkommenen Entspannung werden alle anderen emotionalen Höhen der Erotik gleich mitgekappt.
Angstlust
Angst ist zudem ein groÃer Motor unserer Aktivitäten. Nicht nur in erotischer Hinsicht. Auch Risikosportarten leben von einem Kick, vom Ausstoà groÃer Mengen Adrenalin, Bungeejumping, Paragliding, Basejumping und selbst mit Skiern einen Abhang hinunterzubrettern, erzeugen Herzrasen und massive HormonstöÃe. Und nicht selten stellen wir uns währenddessen die Frage, warum wir uns nun gerade in diesem Moment rasend, springend, fliegend diesem Risiko aussetzen.
Auch ein Thriller (thrill = Angstlust) im Kino lebt von der Spannung und der Lust auf dosierte
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