Gwen (German Edition)
von ihm.“
„Natürlich nicht.“ Dann verzog sich Pats Mund. „Trotzdem schade um die sechzig Dollar!“
In sicherer Entfernung hielt Dirk die Panhead an und ließ das Ganze erst mal eine Zigarre lang auf sich wirken. Er zählte circa achthundert Leute, die Gwens Aufruf gefolgt und heute auf dem Gelände von Statler-Tec angetanzt waren. Mit Kamerateam und dem Übertragungswagen eines Radiosenders.
Direkt vor dem nagelneue n Verwaltungsgebäude stand Gwennie auf einem VW-Bus und redete in ein Megaphon. Was sie sagte, konnte Dirk aus dieser Entfernung nicht verstehen. Aber das war auch nicht nötig. Es war sowieso nur ihr übliches Anti-Statler-Blabla. Irgendwann stieg sie runter vom VW-Bus, und auch in die Zuhörer kam Bewegung.
Das musste Dirk sich mal genauer ansehen.
Er trat den Glimmst ängel aus und setzte die Sonnenbrille auf. Die und seine Bartstoppeln würden hoffentlich dafür sorgen, dass man ihn nicht gleich erkannte und angriff. Oder - noch schlimmer - Dirks Bike demolierte. Er ließ die Panhead stehen und ging zu Fuß rüber zum Verwaltungsgebäude.
Als er dort ankam, hatten sich schon zwei riesige Menschenschlangen gebildet, die bis zum Fluss reichten. Dort, wo die Abflussrohre reinmündeten.
Die kleine Bassgitarren-Pat holte Eimer aus dem VW-Bus. Tierisch viele Eimer. Ein Eimer nach dem anderen wanderte über die eine Menschenschlange zum Fluss und kam gefüllt über die andere zurück. Interessiert beobachtete Dirk, wie der Letzte in der Kette, der Drummer der SURVIVAL-Band, Norman Sowieso, auf einer Trittleiter stand und mit dem schmissigen Schwung des Schlagzeugers Eimer für Eimer gegen Dirks Verwaltungsgebäude schüttete. Das neu gestrichene.
Der Verputz hatte Dirk etliche Riesen gekostet. Weil es ein extra Schmutz abweisender Spezialputz war. Die braune Brühe aus den Abflussrohren haftete daran aber ganz ordentlich. Sie schillerte sogar.
Gwennie stand neben dem Drummer und sagte ins Megaphon: „ Hiermit geben wir Statler als symbolische Geste das Gift zurück, das seine Drecksfirma tagtäglich in den Catneck River leitet!“ Sie legte die Sprechtüte in den VW-Bus, ging runter zum Fluss und reihte sich in die linke Menschenkette ein.
Dirk ging von hinten an Gwennie ran, um sie zu e rschrecken. Das war das Mindeste, was ihm dafür zustand, dass er ihr für ihre Spinnereien sein Firmengelände zur Verfügung stellte. Er öffnete gerade den Mund, um einen coolen Spruch abzulassen, als Gwennie ihm einen vollen Eimer in die Hand drückte und sich gleich wieder umdrehte, um sich den nächsten zu schnappen.
Sie hatte ihn dabei nicht mal angeschaut. Geschweige denn erkannt. Gleich reichte sie ihm den näch sten Eimer. Ein paar Tropfen von der enthaltenen Brühe spritzten auf seine Jeans. Aber da waren sowieso schon ein paar Löcher drin.
Automatisch langte Dirk die Eimer nach hinten weiter. An einen pickelgesichtigen jungen T ypen, der noch nicht ganz trocken war hinter den abstehenden Ohren. Und der Dirk auch nicht erkannte. Mal sehen, wie lange es dauerte, bis Gwennie checkte, wer da hinter ihr stand.
Sie brauchte dafür genau fünf Ei mer.
Wobei der fünfte eigentlich nicht zählte, weil sie ihn mit einem Aufschrei fallen ließ. Dadurch spritzte noch mehr von der Brühe auf Dirks Jeans. Aber das war ihm dieser Auftritt wert. „Hallo, Sommersprosse!“
Sie stand völlig erstarrt da. Wie eine Harley, die nicht ansprang. Nur i hre Augen funkelten. So irisch grün. Wieder konnte er nicht anders, als sie anzulächeln.
Ihr Vordermann rammte ihr einen Eimer ins Kreuz und entschuldigte sich gleich. Sie nahm den Eimer und hielt ihn unschlüssig vor sich. Dirk nahm ihn ihr ab und gab ihn dem Pickelgesicht. Und dann den nächsten.
Drei Eimer weiter hatte sie offenbar ihre Sprache wiedergefunden. „Was tust du hier eigen tlich?“
Dirk antwortete: „ Zufällig ist das hier mein Laden.“
Sie ließ ihn stehen und ging zum VW-Bus, wo sie ihr Megaphon holte und reinsprach: „Vi elen Dank für euren Einsatz, Freunde! Entgiften können wir auf diese Weise den Catneck River nicht, doch ich hoffe“, ihre Stimme wurde schneidend, „dass unsere Botschaft dennoch angekommen ist! Wir wollen nun unsere Eimer ein letztes Mal füllen und zurück in die Stadt tragen, wo wir sie vor dem Rathaus aufstellen.“ Sie gab das Megaphon diesem Gitarrenwichser, der sie anhimmelte, und marschierte voran. Ihre Anhänger folgten ihr mit vollen Eimern.
D irk entdeckte Wally in der Menge, folgte ihm und
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