Gwen (German Edition)
ja auch so eindeutig: Rauschgift in unserer Wohnung, also sind wir schuldig.“
„ Ich glaube dir. Nicht nur, weil ich ein Fan von dir bin, sondern weil du aussiehst, als könntest du Heroin nicht von Babypuder unterscheiden, nimm’s mir nicht übel! Und jetzt schlafen wir besser. Du kannst, denke ich, eine Mütze voll Schlaf gebrauchen.“
Cory kletterte hoch ins obere Bett. Gwen legte sich ins untere, zog die Decke bis zum Kinn hoch, schloss die Augen, fand jedoch keinen Schlaf.
Sie fühlte sich, als würde sie nie wieder Schaf fi nden.
Er hatte es sich anders vorgestellt.
Seit ihrer Verhaftung vor zwei Wochen waren Gwennie und ihre Freundin völlig unter seiner Kontrolle. Schon weil der Catnecktowner Oberbulle als „BK“ auf Dirks Lohnliste stand. Und trotzdem war Gwennie für Dirk unerreichbar, solange die verdammten Pressefritzen vor dem Knast rumlungerten, in der Hoffnung, zu einer der beiden SURVIVAL-Ladies vorgelassen zu werden. Manche schienen sogar Zweifel an Gwens Schuld zu haben, wie aus einigen Zeitungsartikeln rauszulesen war.
Deshalb war es besser, wenn Dirk sich vorerst nicht in Knastnähe sehen ließ. Sonst kamen die Pressetypen noch auf die Idee, Gwen zu glauben, dass Dirk was mit der Sache zu tun hatte. Dieselben Pressetypen, die Dirk aktiviert und auf die Story angesetzt hatte, um SURVIVAL auseinander zu nehmen. Ein gottverdammter Bumerang. Den Preis musste Dirk eben zahlen. Und die Zähne zusammenbeißen.
Mal wieder.
Er ging zu Fuß zur Turnhalle, wo er sich mit Wally und dessen Karateteam die Seele aus dem Leib schwitzen wollte. Das Beste, um sich abzureagieren, wenn man mies drauf war.
Und Dirk war mies drauf.
Sein Blick fiel auf ein SURVIVAL-Plakat, das halb durchgerissen von einer Bretterwand hing und zum Protest gegen die Müllverbrennung aufrief. Seit Gwen und ihre Freundin im Knast brummten, war SURVIVAL lahm gelegt. Keine blöde Aktion mehr, kein Blabla im Fernsehen über die Vergiftung des Flusses, höchstens mal eine Presseerklärung von Norman Clint, in der er die Unschuld von seiner Schnecke und Gwen beteuerte.
Das war alles.
SURVIVAL war tot, Clarissa Steelridge hatte die Bürgermeisterwahl letzten Sonntag verloren, der alte Bürgermeister war wieder der neue. Und als BE Dirks Mann. Also war alles in Ordnung.
Dass Dirk Gwennie vermissen würde, damit hatte er gerechnet. Aber dass ihm ihre durchgeknal lten SURVIVAL-Spinnereien fehlen würden, darauf war er nicht gefasst gewesen. Wo er so durch diese entSURVIVALte Stadt spazierte, hatte er das Scheißgefühl, dass was Kostbares verloren war. Unwiederbringlich verloren. Und Catnecktown war wieder das öde Dreckskaff, das es gewesen war, bevor Gwennie es aufgemischt hatte.
Er blieb stehen und schüttelte den Kopf. Verdammt, hatte er sie noch alle auf der Latte? Gwennie und ihre Öko-Chaoten waren entschärft, und Dirk konnte endlich aufatmen. Ein Sargnagel weniger. Dafür hatte er gekämpft. Und gesiegt.
Es wurde höchste Zeit, dass er Wally zum Freikampf rausfo rderte und sich von ihm das Hirn wieder zurechtprügeln ließ. Er ging weiter, über die Straße rüber und rein ins Sportstadion.
Gwennie würde ihm nie verzeihen.
Und er sich selber auch nicht.
Mit der grausamen Beständigkeit eines tropfenden Wasserhahns quälte sich die Gefängnisroutine durch jeden neuen Tag.
Dass Gwen und Pat die ganze Zeit über strikt voneinander ferngehalten wurden, hatte etwas fra ppierend Absichtliches. Sie trafen sich weder beim gemeinschaftlichen Spaziergang im Innenhof, noch beim Duschen, noch bei den Besuchen der Anwältin, die von Norman engagiert worden war und von der Gwen zumindest erfahren hatte, dass Norman sich um Venus und die Blaustirnamazonen kümmerte. Und dass es Pat gut ging. Den Umständen entsprechend.
Was bedeutete, dass Pat genauso dem Wahnsinn nahe war wie Gwen selbst.
Schritte näherten sich der Zelle und materialisierten sich in Form dieser extrem schlanken Wärterin, der Cory den Spitznamen Knochenarsch zugedacht hatte und die nun die Tür aufsperrte.
Cory wurde freigelassen, weil das Verfahren gegen sie eingestellt worden war. Tapfer heuchelte Gwen Freude und vermisste sie jetzt schon, die schwarze Prostituierte, die ihr in der menschenverachtenden Enge der letzten Wochen sehr vertraut geworden war. Sie umarmten sich zum Abschied, was auch Cory in Tränennähe brachte. „Und dass du mich ja besuchst!“, schniefte Cory. „Du hast es versprochen.“
„D azu müsste ich zuerst hier
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