Gwen (German Edition)
herauskommen.“
Und das konnte noch eine Ewigkeit dauern.
Obwohl Gwen es begrüßte, dass die Benutzung der in der Zelle völlig entblößt installierten Toilette nun weit weniger peinlich war, versank sie beängstigend rasch in der Verzweiflung der Einzelhaft. Jedes Gesicht war ihr nun willkommen, und sei es das der knochigen Wärterin.
Dennoch zögerte Gwen mitzukommen, als die se die Tür aufschloss, und fragte vorsichtshalber nach: „Ist es meine Anwältin?“ An den Namen ihres Rechtsbeistands konnte Gwen sich nicht erinnern. Hieß das nun, dass sie wahnsinnig wurde?
„Nein. Sie werden entlassen.“
„Was?“ Gwen konnte nicht schnell genug aus der Zelle kommen und die Treppe hinunter stürmen. Hatte sich Dirk doch erweichen lassen, seine Lakaien zurückzupfeifen! Es stimmte also, dass er sie liebte. Ein Strom heißen Glücksgefühls wärmte und beflügelte sie.
Aber s tatt seiner warteten eine uniformierte Polizistin, Pat und die Anwältin in dem Raum, in dem Gwen bei ihrer Inhaftierung ihre Sachen abgegeben hatte.
„Ich dachte schon, sie l assen uns nie wieder hier raus“, schluchzte Pat, als sie und Gwen sich in die Arme fielen.
„Bist du okay?“, fragte Gwen.
„Aber sicher doch!“ Hysterie schwang leicht entflammbar in Pats Stimme mit. „Zuerst haben sie mich zu einer zeternden Matrone gesperrt, die sich über alles und jedes beklagt hat. Und das den ganzen Tag lang. Das hat mich wahnsinnig gemacht. Als die endlich in ein anderes Gefängnis verlegt worden ist, habe ich erst mal aufgeatmet. Aber die folgenden zwei Wochen allein in der Zelle waren noch schlimmer. Ich komme mir vor wie der Graf von Monte Christo. Nur ohne Bart, aber der wäre mir hier sicher auch noch gewachsen.“ Sie blickte auf die Anwältin. „Und wie haben Sie es hingekriegt, dass wir jetzt entlassen werden?“
„Mr. Clint hat das erreicht“, erwiderte die Ang esprochene.
„Norman?“ Überrascht trocknete Pat ihre Wangen mit den Handflächen.
Die Knochenarsch -Wärterin brachte zwei Kunststoffsäcke. Froh, dass ihre fahrigen Hände etwas zu tun bekamen, bestätigte Gwen den Erhalt ihres Eigentums mit ihrer Unterschrift und zog sich an. Ihre eigene Kleidung.
Dirk Statler hatte demnach nichts mit ihrer Freilassung zu tun?
Die Anwältin, die ein bisschen aussah wie Hillary Clinton, legte ihr Diplomatielächeln erst ab, als Wärterin und Polizistin den Raum verlassen hatten. „Mr. Clint machte sich Sorgen um Sie, Miss Zinnberg. Ich musste ihm ständig Bericht erstatten, und selbstverständlich habe ich ihm nicht verschwiegen, dass sich Ihr psychischer Zustand von Tag zu Tag verschlechtert hat. So hat er sich gegen meinen ausdrücklichen Rat der Polizei gestellt, ein Geständnis abgelegt und Sie beide vollständig entlastet.“
„Oh, mein Gott!“, hauchte Gwen.
„Ich habe daraufhin Ihre sofortige Freilassung verlangt“, fuhr Hillary fort, „denn für eine weitere Haft fehlt ja nun jegliche rechtliche Grundlage. Trotzdem hat sich der Staatsanwalt zunächst geweigert, das unverzüglich zu veranlassen, und wollte es noch weiter hinauszögern. Ich musste ihm und dem Richter erst mit dem Fernsehen drohen. Zum Glück half mir da Ihre Popularität.“
Pat schlüpfte eilig in ihre Bundfaltenhose. „Ich muss sofort zu Norman!“
Die Anwältin schüttelte den Kopf. „Das wird nicht gehen. Er soll in einer Stunde verhört we rden. Ich werde natürlich dabei sein und sehen, was ich tun kann, aber wenn er sein Geständnis aufrechterhält, wird mir das schwer fallen, fürchte ich. Hier ist Ihr Wohnungsschlüssel.“ Sie hielt einen Schlüsselbund in die Höhe.
Hektisch griff Pat danach. „Was kann ich tun für ihn?“
„Gar nichts im Moment.“ Hillary ging zur Tür. „Ich fahre Sie beide erst mal nach Hause, dann wohne ich Mr. Clints Verhör bei, und dann sehen wir weiter.“
Etwas Unverständliches m urmelnd folgte Pat der Juristin, die sich zu Gwen umdrehte. „Kommen Sie nicht?“
Inzwischen hatten sich in Gwens Gehirn Ängste und Möglichkeiten zu einer wackeligen Strategie zusammengeballt. „Ich gehe nicht mir euch.“
Ungehalten fuhr Pat herum. „Hast du jetzt endgültig den Verstand verloren?“
Gwen atmete zittrig aus. Zuerst die Zelle in seiner Wohnung, dann die Zelle im Gefängnis. „Statler wird nicht eher ruhen, bis er mich wieder eingesperrt hat. Das kann ich dir nicht schon wieder antun, Pat, denn solange wir zusammen sind, kann es dich immer mit treffen.“
„Was haben Sie vor?“,
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