Gwen (German Edition)
Royal ein. Dirk folgte ein paar Minuten später, setzte sich zu ihnen und fragte: „Die an der Rezeption meinen, du hättest für nächste Woche das ganze Hotel gebucht, hab ich das richtig verstanden, Tante Sam?“
Sam: „Natürlich. Am 20. ist doch Wills Geburtstag. Den wollen wir hier feiern, endlich mal wieder als Familienfest. Und natürlich brauchen wir das gesamte Hotel für all die Gäste, die bereits zugesagt haben. Und nenn mich nicht immer Sam , ich heiße Samantha!“
Der Kellner kam mit de n Getränken an, die anscheinend schon bestellt worden waren. Und ganz offensichtlich von Sam. Mineralwasser mit einem Spritzer Karottensaft hätte Onkel Will sicher nicht von sich aus geordert.
Will schlug die Speisekarte auf. „Sie hat die ganze Feier vom Flughafen aus organisiert. Deine Tante macht so was aus dem Handgelenk.“
Sam: „Das Schwierigste war, Swen zu erreichen.“
Dirk stöhnte. „Der kommt auch?“
„Selbstverständlich!“ Sam hatte diesen kompromisslosen Ton drauf. „Jetzt mach nicht so ein Gesicht!“
„Ich mache nicht SO ein Gesicht!“
„Doch, du machst SO ein Gesicht. Dein Bruder könnte bestimmt viele Geschäftsverbindungen für dich knüpfen, und umgekehrt, wenn ihr nicht immer wie Hund und Katze wärt.“
Dirk fiel ein, wie Swen damals bei Gwennie abg eblitzt war. Und das hob seine Laune. Jetzt, da er an sie dachte, packte ihn die Sehnsucht nach ihr wie der Würgegriff eines Judo-Kämpfers.
Sam beugte sich zu ihm. „Und jetzt erzähl! Wer war dieser sadistische Psychopath, der dir diese Säure ins Gesicht geschüttet hat?“
Aber Dirk trank sein Glas leer und stand auf. „Nur ein Verrüc kter, wie gesagt. Verheilt schon. Ich muss jetzt los in die Firma. Macht’s gut solange!“
Dann ging er.
Gwen kam gerade zurück von einem weiteren Tre ffen mit Kiss und dem Experten, bei dem sie von einem nahe gelegenen Hügel aus eine erste Vor-Ort-Besichtigung des Statler-Geländes vorgenommen hatten.
Pat schaute von ihrem Computer auf und erwiderte Gwens Gruß. „Und? Hast du schon eine Idee?“
Gwen brachte die Milch, die sie unterwegs gekauft hatte, in die Küche. „Eine Idee für was?“
Mit einem Stoßseufzer warf Pat ihren Kopf in den Nacken. „Muss ich dir da wirklich auf die Sprünge helfen? Ich habe dir doch erzählt, dass Simon Lloyd mir gesteckt hat, dass der Statler-Clan eine Riesenparty im Royal plant mit Bürgermeister, Senatoren und so weiter. Da wollen wir doch sicher eine Aktion starten, oder nicht?“
„Ach ja, das.“
„Ja, genau das! Wir sollten schleunigst in die Planungsphase kommen!“
Gwen schenkte sich ein Glas Wasser ein. „Wir könnten reingehen, eine kurze Rede halten und eine Presseerklärung abgeben.“
„Ja, ja! Nur welche Rede? Welche Presseerklärung? Hast du etwa schon was vorbereitet?“
„Nein. Aber es ist doch sowieso immer die gleiche Rede und die gleiche Presseerklärung.“ Gwen fragte sich, wie man sich über derartige Nebensächlichkeiten so aufregen konnte.
Beschwörend hob Pat die Hände. „Oh, Gwen, Gwen, Gwen, du machst mich wahnsinnig! Durch diesen Säureanschlag auf Statler und dadurch, dass er sich ein paar Tage bei uns durchgefuttert hat, lässt du dich doch nicht von unserem Kampf gegen seine Drecksfirma ablenken?“
„Nein“, sagte Gwen. „Davon lasse ich mich ganz sicher nicht ablenken.“
Dirk sah sie sofort.
Sie war zwar klein, aber ihre roten Haare leuchteten überall zwischen den Leuten vor. Den ganzen Abend schon hatte er sich gefragt, wann sie kommen und diese langweilige Feier etwas aufpeppen würde.
Swen rempelte ihn an. „Hey, Blödmann, ich rede mit dir!“ Sein Tonfall wurde spöttisch. „Ooh, ich kapiere! Onkel Will, schau, das ist sie! Dirks kleine rothaarige Anomalie.“
Dirk ignorierte Swens Gelabere. Sofort, als Gwennie aufgetaucht war, hatte sie den ganzen Saal elektrisiert. Magnetisch zog sie die Pressefritzen hinter sich her. Die Gäste machten ihr respektvoll Platz, sogar die Pfeife von Bürgermeister, als sie auf die Bühne stieg. Die nervige Country-and-Western-Band, die Dirk Onkel Will zuliebe engagiert hatte, hörte auf zu spielen, und der Gitarrist - ganz der Gentleman - rückte das Mikrofon auf Gwennies Höhe zurecht.
Ihre Rede war der übliche SURVIVAL-Bullshit und dauerte nur zwei/drei Minuten. Aber wie immer hatte sie ihr Publikum voll im Griff. Auch die Blindgänger von der Security. Die standen einfach dumm da in ihren schwarzen Anzügen und stierten auf Gwennie
Weitere Kostenlose Bücher