Gwen (German Edition)
wie auf das Playmate des Monats. Keiner von denen rührte einen überbezahlten Finger, um sie von der Bühne runter zu holen.
Also machte Dirk das.
Gwen spürte, wie die logische Argumentation ihrer Rede die Zuhörer für die Rettung des Ca tneck River zu sensibilisieren begann, da donnerte jemand hinter ihr: „Unsere Stadt braucht Arbeitsplätze und kein utopisches Öko-Gequatsche!“
Ihre ge harnischte Antwort blieb in ihrer Kehle stecken, als ihr Kinn über den rauen Stoff von Statlers Jackett schrammte. Schon hing sie über seiner Schulter und wurde trotz ihres kreischenden Protests so schnell aus dem Saal geschleift, dass Simon Lloyd und sein Kameramann nicht hinterher kamen.
Plötzlich schlug ihre Faust auf etwas Metallisches, das in Dirk Statlers Hosenbund steckte. „Oh, mein Gott, was ist das?“ Nun wusste sie auch, warum er entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten ein Jackett trug. Sofort stellte Gwen ihre Gegenwehr ein.
„Eine nagelneue 9-Millimeter“, erklärte er ungerührt und fing an zu rennen, weil Lloyd und sein Kameramann aufschlossen.
Gwen tastete über die Gesäßtaschen seiner Jeans. Was dort drinnen steckte, fühlte sich an wie ein paar längliche Metalletuis. Oder Munitionsmagazine. „Du willst es also jetzt in Angriff nehmen“, keuchte sie unter seiner Achsel hindurch. „Du willst A jetzt töten?“
„ Deine SURVIVAL-Nummer kommt mir heute ganz gelegen. Wenn A denkt, ich bin auf der Party und mit dir beschäftigt, dann rechnet er nicht damit, dass ich was gegen ihn unternehme.“ Er blieb stehen und drehte sich zu den Verfolgern um, als würde er auf sie warten.
Durch den Vorhang ihrer Haare sah Gwen, dass sie auf dem Vorplatz des Hotels standen. Hi nter der Blumenrabatte hatten Pat und die anderen mit Survival-Fahnen und Spruchbändern Aufstellung genommen. Dirk Statler setzte sich wieder in Bewegung. „Dummerweise erwarten jetzt die Pressefritzen, dass wir ihnen was bieten. Nicht, dass ich das hier gern tue. Aber das ist einfach unser Job, findest du nicht?“
Gwen spürte sein Grinsen durch den Stoff seiner Kle idung, als sie rutschte. „ Nein! “
„Doch“, widersprach er, um sogleich mit lauter Stimme auf Englisch zu verkünden: „So geht es allen, die sich mit Statler-Tec anlegen. Sie gehen baden.“ Dann kippte er Gwen in den Springbrunnen und ging zurück zum Hotel.
Wütend warf sie einen der Keramik-Seesterne nach ihm, die den Grund des Brunnens dekorierten. Statler duckte sich, und der Seestern traf das Sektglas eines grauhaarigen Herrn in einem hochmodischen, beigefarbenen Leinenanzug. Der Herr ließ die Glasscherben fallen und fluchte.
Statler und seine sensationsgierigen Gäste verzogen sich zurück ins Hotel zu ihren snobist ischen Schwertfischpasteten-Häppchen, während Gwen aus dem Wasser stieg. Auch der Kameramann hatte das Interesse verloren und schraubte die Schutzkappe auf sein Objektiv. Nur Simon Lloyd nahm pflichtschuldigst die Presseerklärung entgegen, die Pat ihm aufnötigte, bevor er auf seine Armbanduhr sah, eine Entschuldigung murmelte und mitsamt dem Kameramann verschwand. Etwas Azurblaues blitzte hinter David zwischen den Azaleenbüschen auf und winkte. Verblüfft stellte Gwen fest, dass es Kiss war.
„Und morgen ist nur wieder Gwens Auftritt im Springbrunnen in der Zeitung“ , echauffierte sich Pat, „und nichts von ihrer Rede oder unserer Presseerklärung, ihr werdet sehen!“
„Aber wir sind in der Zeitung, okay?“ Norman wandte sich an Gwen. „Kommst du mit?“
Gwen schüttelte den Kopf. „Ich mache nur dein Auto nass. Geht ihr schon mal vor, ich laufe zu Fuß. So warm, wie es jetzt noch immer ist, sind meine Kleider trocken, bis ich heimkomme.“
Ungeduldig wartete sie, bis ihre Freunde das Feld geräumt hatten. Die vom Blütenduft schwere Nachtluft schickte ein Frösteln auf Gwens nasse Haut. Sie sah sich nach allen Seiten um, bevor sie zu Kiss zwischen die Büsche schlüpfte: „Was machst du denn hier?“
„Ich bin i m Royal gebucht, Honey.“ Kiss trug ein bodenlanges, in variierenden Azurtönen schimmerndes Kleid, Strass-Schmuck und seine Marilyn-Monroe-Perücke. „Auch Bunny, Dana und Michelle. Nun schau nicht so entsetzt! Die PR-Abteilung von Statler-Tec bucht uns öfter mal, damit die Gäste sich wohl fühlen. Besonders Gouverneur Albright schätzt meine, nun, sagen wir mal, extravaganten Dienste. Ich muss dann auch wieder zu ihm und wollte dich nur noch schnell über etwas informieren.“
„Klappt die
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