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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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sind Deutsche, oder?“
    „Ja.“ Sie nickte und fügte mit peinlicher Gesprächigkeit hinzu: „Gwendolin ist sozusagen dreisprachig aufgewachsen. Ich habe schon immer deutsch mit ihr gesprochen, mein Mann brachte ihr Gälisch bei, und da mein Gälisch genauso schlecht ist wie das Deutsch meines Mannes, verständigen wir uns auf Englisch, wenn wir alle zusammen sind. Und ich schlage vor, dass wir alle bei Englisch bleiben, damit mein Mann auch etwas von unserer Unterhaltung mitbekommt.“
    „Und Sie sind Deutscher“, warf Gwens Vater dazwischen, „aber Sie reden englisch wie ein Amerikaner.“
    „Ich hab lange Zeit in den Staaten gelebt . Ich bin dort in die Schule gegangen und aufs College.“
    Die vertrauten Düfte des Mahles, die Mel odie des auf Geschirr klappernden Bestecks - und dazu Dirk Statler! Das passte nicht zusammen. Jeden Smalltalks überdrüssig sah Gwen über die dampfenden Klöße hinweg in Statlers Gesicht. „Warum sind Sie hier?“
    Er hielt ihrem Blick stand. „Gehen Sie nach dem Essen mit mir spazieren, Gwen, dann e rzähle ich Ihnen alles, was Sie wissen wollen. Das heißt, wenn Sie sich trauen, allein mit mir runter an den Strand zu gehen.“
    Es war irgendwie seltsam, englisch mit ihm zu r eden. Als wäre das Englische ein Filter, durch den Gwens Missfallen einen Teil seiner Schärfe einbüßte. Daher wählte sie ihre Wort bewusst unmissverständlich: „Ich habe keine Angst vor Ihnen, Statler. Doch ich muss meiner Mutter beim Abwasch helfen.“
    „Geh nur !“, mischte sich Gwens Mutter ein. „Du musst nicht abtrocknen. Ich lasse es einfach abtropfen.“
    Genauso gut hätte sie ihre einzige Tochter zu einem Spazie rgang mit einem tollwütigen Hund schicken können. Ahnte denn niemand auch nur annähernd, wie gefährlich Statler war? Wie hatte er es nur geschafft, sich in das Vertrauen ihrer Eltern zu schleichen? Gwens Vater saß auch nur ahnungslos kauend da und tat nichts!
    Der Rest des Essens verlief schweigend. Nachdem Gwen nur wenig heruntergebracht und Statler riesige Mengen verdrückt hatte, erhob er sich, bedankte sich höflich für das gute Essen, lächelte Gwen aufmunternd zu und ging nach draußen. Er drehte sich nicht einmal nach ihr um, ging einfach los, und es verblüffte sie wohl beide, dass Gwen ihm ohne Aufhebens folgte.
    Barry kam hinterher geschossen, sprang an Gwen hoch und ließ sich von ihr streicheln, bis er sein Bedürfnis nach sozialer Zuwendung gestillt hatte und sich wieder wichtigeren Dingen zuwandte.
    Gwen holte Statler ein und marschierte neben ihm her. Was tue ich da? Sollte sie nicht lieber umkehren, bevor er etwas Schreckliches mit ihr tun konnte? Hatte ihr seine unverfrorene Zudringlichkeit in der Kirche nicht gereicht?
    Doch um diese Zeit, fiel Gwen zu ihrer Beruhigung ein, würden sie sicher Brian Alannah beim Aquarellieren antreffen, der Gwen jedes Mal in ein Gespräch verwickelte, wenn sie an den Strand kam, um allein zu sein.
    Die neblig graue Morgenstimmung hatte einem strahlend blauen Himmel Platz gemacht, der die Pflanzen, die hier dem kargen Boden trotzten, so unglaublich grün wie nirgends sonst auf der Welt aufleuchten ließ.
    Was versprach sich Statler nur von di esem Spaziergang? Was hatte er vor? Sie bedrängen wie in der Kirche? Oder bedrohen? Oder von den Klippen stoßen? Gwen sah es förmlich vor ihrem geistigen Auge: „ Oh, es tut mir so Leid, Ma’am, aber Gwen muss irgendwie ausgerutscht sein. Was für ein bedauerlicher Unfall! “ Und ihre Mutter: „ Sie war ja schon immer so unvorsichtig - schluchz! Sie kommen doch zur Beerdigung, nicht wahr, Herr Statler? “
    Auf der anderen Seite würde die Neugier Gwen umbringen, wenn sie nicht herausfand, was er ihr auf diesem Spaziergang s agen wollte. Bei Bedarf würde sie einfach wegrennen und zwischen den Felsen verschwinden. In ihren geheimen Verstecken konnte sie nicht einmal Ian finden. Still gingen sie nebeneinander her auf dem unwegsamen Pfad hinab zur Bucht, wo ein dünner Streifen Sandstrand dem heranrauschenden Meer die Stirn bot. Eifrige Sonnenstrahlen wärmten Gwens Haut, ein seltener Genuss in ihrer rauen Heimat.
    Von Brian Alannah war weit und breit nichts zu sehen. Typisch!
    „Kommen Sie, Gwen“, beendete Statler das Schweigen, „zi ehen wir uns aus und schwimmen ein bisschen!“
    „Lassen Sie sich von dem schönen Wetter nicht täuschen. Das Wasser ist klirrend kalt.“
    „Uns wird schon was einfallen, womit wir uns einheizen kö nnen.“
    „Sie wollten mir auf

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