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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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nicht“, redete er weiter, „und das macht Sie nur noch reizvoller.“
    Die Felswand, die so urplötzlich vor Gwen aufragte, dass sie fast dagegen geprallt wäre, stoppte ihren Marsch. Schon stand er hinter ihr. Sein Atem bewegte ihre Haare. „Ich fürchte sogar, ich liebe dich, Gwen.“
    Das war also sein Plan B!
    Sie drehte sich zu ihm herum. „Hören Sie auf!“
    Seine Hand fuhr unter ihr Haar und legte sich in ihren Nacken.
    „Ich sagte: Hören Sie auf!“
    Seine andere Hand wanderte ihre Flanke hoch, sein Körper drückte sie gegen die Felswand.
    Gwen holte zu der längst fälligen Ohrfeige aus, doch er fing ihr Handgelenk ein.
    „Merken Sie sich eins, Lady “, seine Stimme hatte plötzlich einen grollenden Unterton, „ich lasse mich nicht schlagen, auch nicht von Ihnen!“
    Der kühle Windhauch, der um die Felsen strich, e rfasste Gwens Haare und blies sie ihrem Feind entgegen. Wie kleine Schlangen schmiegten sich die roten Locken in verräterischer Umarmung um Statlers Hals. Als sein Mund sich auf den ihren presste, öffneten sich Gwens Lippen zu einem schockierten Aufkeuchen, woraufhin seine fordernde Zunge sofort eindrang.
    Gwen wusste, dass sie sich wehren musste. Allein, um ihre Ehre zu retten . Doch stattdessen schlossen sich ihre Augen, ihre Lippen bewegten sich im Rhythmus seines heftigen Kusses, ihre Zunge antwortete wie selbstverständlich der seinen, und eine merkwürdige chemische Reaktion verdampfte ihr Gehirn zu etwas herrlich Schwerelosem, das nur noch Genuss empfand und sich ungefragt ihre Wirbelsäule hinunterprickelte.
    Als sich ihre Lippen voneinander lösten, lag Gwen in seinen Armen. Sie hörte jemanden schwer atmen und stellte entsetzt fest, dass sie das war. Irgendwie standen sie jetzt nicht mehr aufrecht, sondern saßen auf der steinigen Erde. Wenn sie sich nicht endlich zusammenriss, was sie verloren.
    Verloren!
    Diese Erkenntnis verlieh ihr die Kraft, sich aus der Umarmung zu lösen. Er unternahm nichts, hielt sie nicht zurück, als sie sich auf seiner Schulter abstützte, um sich strauchelnd hoch zu rappeln und an ihm vorbei um die Felsen zu eilen. Sie suchte das nächstgelegene ihrer Verstecke auf. Hier würde sie niemand finden.
     
    In den nächsten Tagen ging Gwen Dirk Statler aus dem Weg. Da er mindestens bis acht Uhr schlief, stand Gwen um halb sieben auf und beeilte sich, aus dem Haus zu kommen, bevor er erwachte. Sie verbrachte den Tag, indem sie Einkäufe und Behördengänge für ihre Mutter erledigte, oder bei Maureen und gelegentlich bei Ian herumhing. Aus Verzweiflung besuchte sie sogar Großmutter Quigley.
    Und wenn sie später heimkam, war Statler noch mit dem Motorrad unterwegs. Er schien die ga nze Gegend zu erkunden. Wahrscheinlich versuchte er, alle Nachbarn nach Gwen auszufragen, aber egal! Hauptsache, sie bekam ihn nicht zu Gesicht.
    Bis sie eines Tages verschlief.
    Als sie aufwachte, war es schon nach zehn Uhr. Ein vorsichtiger Blick ins Bad ergab, dass die Luft rein war. Als Gwen bangen Herzens die Küche betrat, atmete sie erleichtert auf, denn niemand war da. Drei benutzte Tassen mit Tellern und Besteck in der Spüle sowie ein Zigarrenrest im Aschenbecher zeigten ihr, dass er bereits gefrühstückt hatte.
    Daher erlaubte sich Gwen zu entspannen, schenkte sich Tee aus der Thermoskanne ein, goss Cornflakes mit Milch und Zucker in ein Schälchen und setzte sich auf ihren Platz am Fenster. Ihren Platz, den ihre Mutter jetzt üblicherweise Dirk Statler zuwies.
    Von draußen drangen rhythmische Schläge an Gwens Ohr, die ihr sagten, dass ihr Vater beim Holzhacken war. Doch als sie aus dem Fenster sah, war es nicht ihr Vater, der da Holzblock für Holzblock zu handlichen Stücken zerkleinerte, sondern Statler. Die frisch gehackten Scheite türmten sich schon zu einem ansehnlichen Haufen, und offensichtlich war Statler darüber ins Schwitzen geraten, denn sein Hemd lag seitlich auf dem Holzberg und er arbeitete mit nacktem Oberkörper, obwohl es draußen mit Sicherheit noch frisch war. Da er sie, das wusste Gwen, von seiner Position aus nicht sehen konnte, war sie in der Lage, ihn ungestört zu betrachten.
    Maureen hatte Recht.
    Er war ein gut gebauter Mann. Nicht direkt schön wie die Männer aus der Müllermilch-Werbung, denn dazu zeichneten sich seine markanten Gesichtszüge eine Idee zu grob ab, und sein massiger Körper war nicht schlank genug. Außerdem beschatteten jetzt dunkelbraune Bartstoppeln seine untere Gesichtshälfte. Anscheinend hatte er seit

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