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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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deutete einen ketchupverschmierten Daumen auf Gwen und fragte Walter Norlander: „Eine von euren Karate-Miezen?“
    Norlander schüttelte den Kopf.
    „Deine Schnecke?“, führte Gwens Sitznachbar die Unterredung weiter.
    „Nein, Dirks“, behauptete der Karatemeister.
    „Weder noch“, stellte Gwen richtig und zog den Bolero aus, der ihr in der stickigen Luft zu warm wurde, bereute es jedoch gleich wieder, denn der Zombie-MC -Vertreter hatte seinen Blick unverzüglich in Gwens schulterfreien Ausschnitt vertieft.
    „Du bist also Dirks neue Schnecke“, versuchte er, seine Konversation mit Gwens Dekolleté in Gang zu bringen.
    „Nein .“ Sofort zog Gwen den Bolero wieder an. Trotz der unerträglichen Wärme. „Und um Folgendes klarzustellen: Ich bin keine Schnecke und erst recht nicht Dirks Schnecke! “
    „Was ?“, bat der Begriffsstutzige bierlahm um nähere Erläuterung.
    „Sie hat gesagt, dass du dich verpissen sollst “, ertönte von hinten Dirk Statlers grollende Stimme.
    „Ist ja schon gut, Dirk!“ Der Angesprochene hob beschwichtigend die Hände und stand langsam auf. „Ich will keinen Ärger mit euch Karatetypen. Ich wollte sie nicht anmachen, echt nicht! Übrigens, steht dir gut, der Bart, echt bikermäßig.“ Er nahm sein Bier und verschwand eilig.
    Dirk Statler setzte sich sogleich auf den freigewordenen Platz, lächelte G wen mit fast beunruhigender Fröhlichkeit an und verteilte drei große bierhaltige Pappbecher und mehrere, mit undefinierbaren Fleischpartikeln gefüllte, in Papierküchentücher eingewickelte Brötchen an Walter Norlander, Gwen und sich selbst. Gwen wunderte sich, wie er es geschafft hatte, alles ohne ein Tablett herzubringen. So wie die Brötchen aussahen, hatte er sie sich vermutlich unter den Arm geklemmt.
    „Guten Appetit !“, wünschte er. „Und keine Sorge, Gwen! Hier ist niemand, der Sie an Ihre SURVIVAL-Freaks verpfeifen würde, weil Sie aus einem Wegwerfbecher trinken.“ Er prostete ihr zu, und sie erwiderte sein Lächeln.
    „Wie gefällt es Ihnen hier ?“, fragte er sie.
    „Ehrlich gesagt fühle ich mich bei meinen IRA-Typen, wie Sie sie nennen, sicherer .“
    „Sie sind hier so sicher wie in dieser kleinen Kirche daheim in Donegal“, behauptete er. „Das hier sind alles ganz normale, nette Jungs. Elektriker, Bäcker, Steuerberater, Geschäftsleute, ganz seriöse Typen, die sich nur mal gern ‘ne Bikerkutte anziehen und ein bisschen die Sau rauslassen.“
    Kauend beobachtete er sie, während sie vorsichtig ihr Sandwich ve rzehrte. „Sind Sie enttäuscht, Gwen, dass wir nicht in ein französisches Nobelrestaurant gegangen sind?“
    „Nein, eigentlich bin ich froh darüber“, gestand sie. „Denn ich hätte mich bestimmt bl amiert, weil ich nicht gewusst hätte, welche Gabel zu welchem Essen gehört und wie man Hummer zerlegt. Diese Probleme hat man hier elegant umgangen. Und außerdem isst man in teuren Restaurants immer so ekelhaftes Zeug.“
    „Ekelhafte s Zeug?“ Dirk Statler hob fragend die Augenbrauen.
    „Ja. Die Schwester der Schulfreundin von Maureens Nachbarin war einmal in Dublin in e inem teuren Restaurant. Sie hat gesagt, dass es dort rohe Austern gab. Tatsächlich rohe Austern! Ian, Maureen und ich sind daraufhin runter zum Strand und haben auch rohe Muscheln gegessen. Als Mutprobe. Es war ekelhaft. Wir haben nie verstanden, warum die reichen Leute dafür so viel Geld ausgeben, außer vielleicht, sie nutzen es ebenfalls als eine Art Mutprobe.“
    Die beiden Männer lachten.
    Die Rockband hatte ihre Pause beendet, um nun dem Publikum weiterhin ihr mangelhaftes Rhythmusgefühl zuzumuten, das selbst die beträchtliche Lautstärke nicht kompensieren konnte. Die Unterhaltung der Männer störte dies keineswegs. Doch Gwen war es auf die Dauer zu anstrengend, sich brüllend mitzuteilen. So beschränkte sie sich darauf, zuzuhören und Dirk Statlers Lächeln, das er ihr gelegentlich zuwarf, zurückzugeben.
    War das F lirten?
    Wenn ja, war e s riskant, ein Spiel mit dem Feuer, bei dem sie leicht die Kontrolle verlieren konnte. Vor allem, weil sie seinen momentanen psychischen Zustand nicht einschätzen konnte. Doch solange sie ihn nicht zum Sex aufforderte, konnte ja nichts passieren.
    Oder?
     
    „Kommen Sie , Gwen, gehen wir!“, rief Statler ihr irgendwann zu. Sie erhoben sich, verabschiedeten sich von Walter Norlander und schoben sich durch die Menschenmenge in Richtung Ausgang. Endlich draußen atmete Gwen erleichtert die kühle

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