Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot
er sich die Hände. „Wie sieht es aus, junger Freund? Wollen wir speisen? Ich habe schon wieder einen Mordshunger.“
„Leider ist mein Proviantbeutel so gut wie leer“, sagte Gwyn. „Wir müssten in die Schänke gehen und dort etwas bestellen.“ Als er sah, dass Humbert zögerte, sagte er: „Ihr seid eingeladen. Ich denke, so viel bin ich Euch schuldig.“
Humbert strahlte über das ganze Gesicht und schlug Gwyn krachend die Hand auf die Schulter. „Das ist ein Wort! Ich sehe, du wandelst bereits auf dem rechten Weg, denn Großzügigkeit ist eine der vortrefflichsten ritterlichen Tugenden.“
Gwyn seufzte und folgte dem Ritter durch die Tür.
Die Schankstube war ein niedriger, dunkler Raum, der nur durch blakende Talgkerzen und qualmende Kienspäne leidlich erhellt wurde. Einige müde Gestalten saßen an niedrigen Tischen und schauten kurz auf, als die beiden eintraten. Humbert steuerte eine Nische bei der Tür an.
„Regel Nummer eins, wenn du ein Wirtshaus wie dieses betrittst: Suche dir einen Platz bei der Tür, damit du bei einer Schlägerei schnell das Weite suchen kannst – es sei denn, du hast Lust, deine Kräfte mit Fremden zu messen. Das ist aber nicht immer besonders ratsam, denn du weißt nie, ob fair gekämpft wird.“
Eine dralle alte Frau watschelte zu ihnen hinüber und entblößte grinsend einige schwarze Zähne.
„Was darf ich Euch bringen, Herr?“, fragte sie.
„Ein Dünnbier für den Jungen und einen Schoppen Wein für mich. Wir würden auch gerne etwas essen.“
„Soll mir recht sein“, entgegnete die Wirtin. „Wir haben Hafergrütze mit Kutteln, Speck und Kohlsuppe.“
„Kohlsuppe verursacht mir immer so üble Winde“, sagte Humbert und verzog das Gesicht. „Ich nehme die Kutteln.“
Gwyn dachte an sein schwindendes Geld. „Danke, das Dünnbier reicht mir“, sagte er gequält.
„Wie willst du bei solch kargen Mahlzeiten bei Kräften bleiben?“, fragte Humbert, als die Frau gegangen war. „Du bist jung und brauchst alles, was du bekommen kannst!“
Gwyn wollte etwas erwidern, schwieg aber. Ihm waren drei Gestalten in dunklen Umhängen aufgefallen, die an einem Tisch am anderen Ende der Schankstube saßen. Ein Schauer lief Gwyn den Rücken hinunter, als er in ihre kalten Augen sah. Einer der Männer, dem eine Narbe quer über das Gesicht lief, trug einen schwarzen Brustharnisch mit einem grünen Drachen. Als er Gwyns Blick bemerkte, schloss er seinen Mantel und schaute den Jungen eisig an.
„Mit denen würde ich mich nicht anlegen. Sollte mich nicht wundern, wenn es Vogelfreie wären, die von Raub und Mord leben.“
„Sie scheinen zu einer Bande zu gehören“, flüsterte Gwyn. „Der Mann rechts trägt einen grünen Drachen auf der Brust.“
Humbert wurde bleich. „Was sagst du da?“, hauchte er atemlos und drehte sich zu den Männern um.
Der Bursche mit der Narbe raunte seinen Gefährten etwas zu. Dann leerten sie ihre Humpen, warfen ein paar Münzen auf den Tisch und standen auf. Dabei ließen sie Gwyn und Humbert nicht einen Moment aus den Augen. Als sie die Schänke verlassen hatten, atmete Gwyn auf.
„Mein Gott, waren die unheimlich“, sagte er und versuchte, die Kälte abzuschütteln, die ihn beim Anblick der Männer erfasst hatte.
Humbert antwortete nicht, sondern starrte in die flackernde Kerzenflamme.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Gwyn unsicher.
„Nein, ganz und gar nicht“, murmelte Humbert und biss sich auf die Unterlippe.
„Hier ist euer Essen“, sagte die Wirtin und knallte ein Tablett so laut auf den Tisch, dass beide zusammenzuckten. „Bezahlt wird sofort.“
Gwyn kramte seinen Beutel hervor und drückte der Frau zwei Münzen in die Hand.
„Was ist denn mit deinem Herrn los?“, fragte sie, als sie das Geld in ihre Tasche steckte. „Er sieht so aus, als hätte er den leibhaftigen Teufel gesehen.“
Humbert drehte sich zu der Wirtin um. „Habt Ihr eine Ahnung, woher die Männer kamen, die gerade die Schänke verlassen haben?“
Die Frau zuckte mit den Schultern. „Nein. Sie gehörten nicht gerade zu der redseligen Sorte. Habe sie auch noch nie hier in der Gegend gesehen. Kann ich Euch sonst noch was bringen?“
Humbert schüttelte den Kopf. Als die Frau gegangen war, beugte sich Humbert zu Gwyn hinüber. „Wir sind in großer Gefahr, junger Freund. Unter anderen Umständen würde ich auf der Stelle weiterreiten, aber die Nacht bricht herein. Uns bleibt nichts anderes übrig, als bis zum Sonnenaufgang hier zu
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