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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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wucherten, ließen ahnen, wie alt sie waren.
    Pegasus trabte gemächlich auf die andere Seite der Straße, doch die Spuren setzten sich dort nicht fort. Unentschlossen scharrte das Pferd mit den Hufen. Auch Gwyn war nun ein wenig ratlos. Er stellte sich in den Steigbügeln auf und suchte den Horizont ab, der nur durch ein paar vereinzelte Baumgruppen unterbrochen wurde. Doch außer ihnen schien sich sonst niemand im Grenzgebiet von Cornwall und Somerset herumzutreiben. Sie hatten die Spur verloren.
    Entmutigt ließ er die Schultern hängen. „Pegasus, alter Junge, ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr weiter“, sagte er niedergeschlagen. Das Pferd erwiderte nichts, sondern trottete wieder zur Straße zurück, wo es stehen blieb und nach Osten schaute.
    „Wir brauchen Hilfe, so viel steht fest. Nun, vielleicht sollten wir endlich einmal nachprüfen, ob an den alten Geschichten tatsächlich etwas dran ist.“ Er richtete sich mit knackendem Rücken im Sattel auf. „Also, auf nach Camelot!“, sagte er entschlossen.
    Pegasus schnaubte zur Warnung laut auf. Gwyn konnte im letzten Moment die Mähne ergreifen, dann schossen sie auch schon davon.

 
    Ausgesperrt!
     
     
     
    Gwyn hatte sich noch nie weiter als eine Tagesreise von seinem väterlichen Hof in Cornwall entfernt und so hatte er sich vorgestellt, dass ganz Britannien so schroff war wie seine Heimat an der Westküste der Insel. Als er am dritten Tag seiner Reise durch die sanften Hügel Somersets ritt, war er überrascht. Vor ihm breitete sich fruchtbares Land aus. Überall sah er wohlgenährte Menschen, die singend ihre Felder bestellten. War Cornwall noch immer im Griff eines viel zu regnerischen, harten Winters gewesen, so hatte hier bereits der Frühling Einzug gehalten. Die Luft war angenehm mild und die zahlreichen Obstbäume trugen bereits dicke Knospen.
    Und doch bemerkte er die ersten Hinweise auf den Verfall, der vom unabwendbaren Herannahen einer Zeit der Ungewissheit zu künden schien. Es waren Kleinigkeiten, die dem nachlässigen Beobachter nicht ins Auge fielen: ein unbestelltes Feld hier, ein verfallener Hof da. Nicht viel, aber doch genug, um einen Schatten auf das Bild argloser Zufriedenheit zu werfen.
    Gwyn ritt, solange es das Licht des Tages erlaubte. Die Nächte war er bei Bauern untergekommen, die bereitwillig und ohne Erwartung einer Gegenleistung mit ihm teilten, was sie hatten.
    Je näher er Cadbury kam, desto lebhafter wurden die Geschichten, die man ihm von Camelot erzählte. Ja, König Arturs Reich schien für alle, die unter seinem Schutz lebten, wie der Himmel auf Erden zu sein und Gwyn brannte darauf, das Ziel seiner Reise zu erreichen.
    Mittlerweile schmerzte ihn jeder Knochen im Leib und sein Hintern war eine einzige wunde Stelle. Er hätte natürlich eine Rast einlegen können, doch die Angst um Humbert und die Ungeduld von Pegasus trieben ihn immer weiter.
    Gegen Abend des vierten Tages erblickte er im rotgoldenen Schein der Abendsonne etwas, was seinen Atem stocken ließ: Auf einer von mehreren Wällen umgebenen Hügelkuppe thronte eine mächtige Festung. Eingerahmt von hohen, zinnenbewehrten Mauern ragten drei gewaltige Türme in den Himmel, von denen der mittlere die beiden anderen an Höhe und Umfang noch übertraf. Gwyn mochte etwa fünf Meilen entfernt sein, doch selbst auf diese Entfernung war der Anblick einfach überwältigend.
    Gwyn hatte sein Ziel erreicht.
    Je näher er kam und je tiefer die Sonne in seinem Rücken stand, desto unwirklicher wurde der Anblick. Getaucht in das letzte goldene Licht des Tages glühte Camelot rot vor einem tiefblauen Himmel. Unzählige Fahnen, die einen roten Drachen auf weißem Grund zeigten, knatterten im Abendwind.
    Gwyn entschied sich, abzusteigen und den letzten Rest zu Fuß zu gehen. Ein schmaler, steiler Weg führte im Zickzack über die Befestigungswälle den Hügel hinauf. Schließlich erreichte er einen grasbewachsenen Platz vor dem Torturm, auf dem eine gewaltige Linde ihre mächtigen Äste ausbreitete. Unter ihr stand ein verwitterter, runenverzierter Steintisch.
    Über dem Torbogen des befestigten Eingangs zur Burg prangte ein steinerner geflügelter Drache. Das Zeichen Artur Pendragons.
    Gwyn führte Pegasus zu dem mächtigen, mit Eisen beschlagenen Tor. Außer einem kleinen Loch und einer schmalen, niedrigen Tür war keine Öffnung zu erkennen. Gwyn blieb unentschlossen stehen.
    „Sieht ja nicht gerade einladend aus“, murmelte er. Schließlich fasste er sich ein Herz

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