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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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bewegen, aber er stellte fest, dass dies der falsche Weg war, um warm zu werden.
    „Das ist ja mörderisch“, bibberte er.
    „Nicht wahr?“, sagte Rowan. „Vielleicht hätte ich dir sagen sollen, dass Artur leider nicht alles von den Römern übernommen hat: Das Wasser ist nicht geheizt. Dabei hast du noch Glück. Im letzten Winter mussten wir einmal mit der Axt ein Loch in das Eis schlagen.“
    Gwyn stellte fest, dass niemand aus dem Wasser kletterte, obwohl die Lippen der meisten blau angelaufen waren. Schließlich war es der kleine Hewitt, der als Erster aufgab. Sein Abgang wurde mit höhnischem Gejohle quittiert. Gwyn begriff, dass ein seltsamer Wettstreit ausgetragen wurde. Den Verlierer hatte man bereits gefunden, doch wer würde gewinnen? Sir Kay machte keine Anstalten, dem Ganzen ein Ende zu bereiten, sondern schien das Treiben noch zu unterstützen. Nach und nach verließen die meisten das Wasser. Auch Gwyn hatte keine Lust mehr und war hinausgeklettert, um sich eine Decke zu schnappen, in die er sich mit klappernden Zähnen wickelte. Rowan hingegen hielt sich erstaunlich lange. Zum Schluss musste er sich nur Alaric und Darrick, einem blassen, hoch aufgeschossenen Jungen, geschlagen geben. Sie würden den Sieg unter sich ausmachen.
    Doch zu welchem Preis?, dachte Gwyn stirnrunzelnd.
    Schon jetzt schlotterten die beiden am ganzen Leib. Alarics Blick war glasig, doch er machte keinerlei Anstalten aufzugeben.
    „Diese Narren“, murmelte Rowan. „Sie werden sich noch umbringen.“
    Tatsächlich schienen die beiden Kontrahenten nicht mehr bei klaren Sinnen zu sein, denn sie begannen, sich wie Betrunkene hin und her zu wiegen. Die anderen Knappen bemerkten offenbar nichts davon, denn sie feuerten die beiden mit rhythmischem Klatschen an.
    Die Haut der beiden hatte jetzt jede Farbe verloren und ein tödliches Grau angenommen.
    „Alaric und Darrick. Die beiden hassen sich so sehr, dass sie keine Gelegenheit auslassen, einander auszustechen.“ Rowan suchte Sir Kays Blick, doch der reagierte nicht. „Dem Wahnsinn muss ein Ende gemacht werden“, sagte er, warf seine Decke beiseite und sprang ins Wasser. Gwyn überlegte nicht lange und folgte ihm.
    „Nimm Alaric, er ist leichter!“, rief Rowan.
    Gwyn sah, dass beide die Augen verdreht hatten, und fragte sich, was sie überhaupt noch auf den Beinen hielt. Die Anfeuerungsrufe der Umstehenden ebbten jetzt ab und drei weitere Knappen eilten Gwyn und Rowan zu Hilfe. Gemeinsam gelang es ihnen, die Jungen aus dem Wasser zu ziehen. Sie breiteten zwei Decken aus und legten sie hin.
    Rowan drückte sein Ohr auf Alarics Brust und fluchte. „Sein Herz schlägt nur noch schwach.“
    „Darrick geht es auch nicht viel besser!“
    „Atmet er noch, Sid?“
    „Schwach.“
    „Benedict!“, befahl Rowan. Ein Junge von vierzehn Jahren mit pechschwarzen Haaren trat vor. „Reib ihn so kräftig wie möglich trocken.“
    Gwyn fiel auf, dass Sir Kay nicht eingriff, sondern einfach bei der Tür stand, als ginge ihn das alles nichts an.
    „Cecil! Lauf hinüber zu Merlin und erzähl ihm, was geschehen ist. Und sag ihm, er soll sich beeilen!“
    Der dickliche Junge stieg hastig in seine schmutzige Kleidung und versuchte, das passende Paar Stiefel zu finden.
    „Nun beeil dich!“
    Schließlich feuerte Cecil das schwere Schuhwerk in eine Ecke und lief barfuß los.
    „Gwyn! Meredith! Ihr schnappt euch Alaric und legt ihn auf die Bank. Quinn! Du und Farlay, ihr besorgt heißes Wasser!“
    „Wieso tragen wir die beiden nicht wieder zurück in den Schlafsaal?“ fragte Quinn.
    „Weil es dort genauso kalt ist wie hier!“, antwortete Rowan ungeduldig. „Außerdem müssten wir dann mit ihnen über den ganzen Hof. Nein, wenn wir die beiden retten wollen, dann hier. Verdammt, wo bleibt nur Merlin?“
    Gwyn verstand die Welt nicht mehr. Da stand das Leben zweier Knappen auf dem Spiel, und man rief nach dem Ratgeber des Königs. Sir Kay stand noch immer bei der Tür und rührte nicht den kleinsten Finger.
    „Rowan! Darrick atmet nicht mehr!“, rief Sid, den jetzt Panik ergriffen hatte.
    Gwyn sah, dass Rowan fieberhaft nachdachte. „Der Kuss des Lebens!“, rief dieser plötzlich. Er beugte sich zu Darrick hinab und schloss für einen Moment die Augen. Dann nickte er, als sei er sich nun sicher, das Richtige zu tun. Rowan kippte Darricks Kopf nach hinten, sodass der Hals überstreckt war. Mit der linken Hand packte er das Kinn und sperrte so den Mund auf. Die rechte Hand hielt die

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