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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Niemals hatte ihn jemand so genannt, nicht einmal sein Vater oder seine Geschwister. Er war für alle immer nur Gwyn gewesen. Gwydion war der Name, den ihm seine Mutter auf dem Sterbebett gegeben hatte.

 
    Eine Lektion in Demut
     
     
     
    Die Stimmung war gedrückt, als Gwyn und die anderen schweigend die erste Mahlzeit des Tages einnahmen. Jeder vermied es, auf die zwei leeren Plätze zu schauen, die für Alaric und Darrick reserviert waren. Gwyn, den noch kurz zuvor ein nagender Hunger geplagt hatte, rührte das Brot nicht an, das frisch und duftend auf dem Tisch lag.
    „Nun komm schon. Du musst etwas essen“, sagte Rowan. Doch Gwyn schüttelte nur den Kopf. „Warum hat Sir Kay nicht eingegriffen?“
    „Das kann ich dir sagen“, beantwortete Orlando die Frage. Seine Stimme verriet die südliche Herkunft. Rowan hatte Gwyn erzählt, das Sir Degores Knappe aus einer hispanischen Provinz mit dem Namen Navarra stammte. „Das Ganze war eine Prüfung.“
    Gwyn schaute Rowan überrascht an. „Eine Prüfung? Wozu das denn?“
    Rowan seufzte, schaute aber nicht von seinem Teller auf. „Sir Kay sieht in mir so etwas wie einen zukünftigen Anführer. Er wollte sehen, wie ich in dieser Situation reagiere.“
    „Aber die beiden hätten sterben können!“, sagte Gwyn verwirrt. „Das war kein Spiel mehr!“
    „Sehr gut erkannt“, sagte Cecil spöttisch. „Und außerdem widerspricht der Gedanke der Führerschaft den Grundsätzen Camelots.“
    „Das verstehe ich nicht“, sagte Gwyn.
    „Die Ritter der Tafelrunde haben auch keinen Anführer“, sagte Cecil, als könne Gwyn eins und eins nicht zusammenrechnen.
    „Das ist doch Unsinn!“, widersprach Gwyn. „Was ist mit Artur? Ist er nun König oder nicht?“
    „So einfach ist das nicht“, entgegnete Orlando. „Wenn Artur und die Ritter der Tafelrunde Rat halten, dann von Gleich zu Gleich. Jede Stimme hat dasselbe Gewicht.“
    Gwyn begann zu verstehen. „Aber wenn er aus Rowan einen Führer machen will, scheint Sir Kay von dieser Idee nicht sehr viel zu halten.“
    Cecil sah Gwyn anerkennend an. „Alle Achtung. Du bist noch nicht mal zwei Tage hier und schon hast du die Fassade brüderlicher Eintracht durchschaut. Aber ich kann Sir Kay gut verstehen. Sein Vater Hector hat Artur erst zu dem gemacht, was er heute ist. Sir Kay und Artur sind wie Brüder aufgewachsen. Vielleicht fühlt Sir Kay sich insgeheim zurückgesetzt, weil er nicht selbst König geworden ist, wer weiß? Und da König Artur keine lebenden Kinder und daher keinen Erben hat…“ Cecil ließ den Satz unvollendet und schaute herausfordernd zu Rowan hinüber, der noch immer nicht aufschaute.
    „Aber er muss ein Kind haben!“, fiel es Gwyn ein. „Aileen ist seine Enkelin!“
    „Du hast mir nicht zugehört“, sagte Cecil. „Ich habe von lebenden Kindern gesprochen, nicht von toten!“
    „Artur hatte einen Sohn“, mischte sich nun Rowan in die Unterhaltung ein. „Sein Name war Mordred und er war wie die anderen ein Ritter der Tafelrunde.“
    „Leider glaubte er, als Sohn des Königs etwas Besseres zu sein“, sagte Orlando. „Jedenfalls wollte er nicht Gleicher unter Gleichen sein.“
    „Du vergisst das Wichtigste“, sagte Cecil. „Mordred war ein Bastard. Artur hat zwar die Vaterschaft anerkannt, doch es ist bis heute ein Geheimnis, wer seine Mutter war. Mordred wurde von Arturs älterer Schwester Morgause und deren Mann König Lot von Orkney aufgezogen.“
    „Wie schrecklich für ihn“, murmelte Gwyn, der an seine eigene unbekannte Mutter denken musste.
    „Ich glaube, das Mitleid kannst du dir sparen“, sagte Orlando. „Der Krieg, den er vor dreizehn Jahren entfesselte, hat Tausenden das Leben gekostet.“
    „Und dreimal darfst du raten, wer diesen Schurken in der letzten Schlacht zur Strecke gebracht hat!“, sagte Cecil triumphierend. „Es war unser aller geschätzter Sir Kay. Seit dieser Zeit ist Rowans Herr noch etwas gleicher als die anderen Ritter.“
    „Und was ist mit Merlin?“, wollte Gwyn jetzt wissen.
    „Oh, Merlin“, sagte Cecil und machte dabei eine Handbewegung, als sei der Ratgeber des Königs ein Fall für sich.
    „Den sollte man besser nicht zum Feind haben. Manche sagen, er habe sich nur durch List und Tücke in die Stellung gebracht, die er jetzt bekleidet.“
    „Er ist der Königsmacher“, sagte Rowan, der offensichtlich froh war, dass die Unterhaltung eine andere Richtung eingeschlagen hatte. „Merlin ist so alt, dass er schon Arturs Vater Uther

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