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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Lüge!“, fuhr Alaric auf.
    „Ich sage nicht, dass es tatsächlich so gewesen ist“, antwortete Rowan. „Auch mir fällt es schwer zu glauben, dass Geoffrey zu solch einer frevelhaften Tat fähig gewesen sein soll.“
    Alaric ballte die Fäuste, doch anstatt noch etwas darauf zu erwidern, zog er es vor, zu schweigen. Auch die anderen schauten betreten zu Boden.
    Rowan führte Gwyn zum hinteren Teil des Saals, wo ein leeres Bett stand. Gwyn, der zu Hause sonst immer nur auf dem Boden geschlafen hatte, war überrascht. Vorsichtig befühlte er die Decken. Rowan öffnete eine Kiste, die sich am Fußende befand.
    „Geoffrey hatte in etwa dieselbe Größe wie du.“ Er reichte Gwyn einen langen, weißen Rock, auf dessen Brust der rote Drache Camelots prangte. „Ich hoffe, es macht dir nichts aus, seine Sachen zu tragen.“
    Gwyn bemerkte, wie die anderen ihn anstarrten, und schüttelte den Kopf. „Nein, es ist schon in Ordnung.“ Er lächelte Rowan säuerlich an. „Ich bin froh, wenn ich dieses Kleid loswerde.“
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Sir Kay trat ein. Sofort sprangen die Knappen auf. Ohne ein Wort zu sagen, ließ der Hofmeister seinen Blick durch den Raum schweifen. Gwyn, der ungelenk versucht hatte, das Kleid über den Kopf zu ziehen, verlor vor Schreck das Gleichgewicht und fiel hin. Ein leises Kichern war zu hören. Sir Kays Kopf wirbelte herum. Die Hände auf dem Rücken verschränkt ging er bedrohlich langsam zu einem kleinen Jungen, der mit hochrotem Kopf in Habacht-Stellung neben seinem Bett stand, und baute sich vor ihm auf.
    „Hewitt, du wirst dich morgen bei deinem Herrn Sir Parcival melden und ihn darum bitten, dich wegen ungehörigen Verhaltens gegenüber einem Ritter zu bestrafen.“
    Hewitt drückte seinen Rücken noch mehr durch. „Jawohl, Sir“, sagte er mit zitternder Stimme.
    Sir Kay schritt jetzt die Reihen der Knappen ab. Dabei musterte er jeden der Jungen mit seinem kalten Blick. Schließlich blieb er vor Gwyn stehen, der sich inzwischen hoffnungslos in Katlyns Kleid verheddert hatte. Als er sah, dass der Hofmeister vor ihm stand und ihn ohne eine Gefühlsregung musterte, gab er den Befreiungsversuch auf.
    „Um es von vornherein klarzustellen: Du magst König Artur um den Finger gewickelt haben, doch für mich bleibst du ein kleiner, armseliger Schweinehirte. Ich rate dir, mich möglichst bald vom Gegenteil zu überzeugen.“
    Gwyn schluckte.
    „Ein falsches Wort, ein falsches Zwinkern und es wird mir eine Freude sein, dich wieder dahin zu schicken, wo du hingehörst.“
    Ohne Rowan auch nur eines Blickes zu würdigen, drehte er sich um und verließ den Schlafsaal. Alle atmeten auf und ließen sich auf ihre Betten fallen.
    „Sir Kay ist schon in Ordnung“, sagte Rowan zu Gwyn. „Er ist zwar ein harter Knochen und hat meistens üble Laune, aber du findest niemanden, der gerechter und ein besserer Lehrer wäre als er. Schon sein Vater hat König Artur ausgebildet.“
    Gwyn hatte es mittlerweile geschafft, sich von dem Kleid zu befreien. Schlotternd vor Kälte kroch er unter die Decke.
    „Ich habe gar keine Vorstellung davon, was mich morgen erwartet.“
    „Du wirst wie alle anderen zur Schule gehen“, sagte Rowan. „Sir Kay wird dich im Schwertkampf unterrichten. Sir Tristan unterweist dich im Umgang mit Pfeil und Bogen. Bei Sir Belvedere wirst du den Nahkampf lernen. Sir Galahad ist ein Meister der Reitkunst, während dein Herr, Sir Urfin, Taktik und Strategie unterrichtet. Merlin höchstpersönlich bringt uns Lesen und Schreiben bei. Und Sir Gawain wird dir alles zeigen, was du zum Minnedienst benötigst.“
    „Minnedienst?“, fragte Gwyn stirnrunzelnd. „Davon habe ich noch nie gehört.“
    Rowan seufzte. „Du weißt aber auch gar nichts. Minne, die formvollendete Anbetung und Verehrung einer Frau, gehört ebenfalls zu den Pflichten eines Ritters. Wenn du das Herz einer Dame für dich gewinnen möchtest, solltest du einige Dinge beherrschen. Kannst du denn ein Instrument spielen?“
    „Ja, die Flöte. Die habe ich immer beim Schweinehüten gespielt.“
    Rowan rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf. „Damit wirst du nicht weit kommen. Du musst die Laute spielen können. Kennst du ein paar Gedichte? Irgendetwas Schöngeistiges?“
    Gwyn kam sich auf einmal ziemlich dumm vor. „Nein, nichts dergleichen. Ich kenne vielleicht das eine oder andere Trinklied.“
    Rowan seufzte erneut. „Ich sehe schon, du hast noch viel zu lernen. Aber davon morgen

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