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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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aufgefallen, der sich am Fuße des Westturms befand. Sir Kay zerrte die beiden die Treppe hinunter, in einen langen, dunklen Gang. Er schloss eine dicke Eichentür auf, hinter der ein finsteres, leeres Gewölbe lag.
    „Rein mit euch!“
    Kalte, feuchte, muffige Luft schlug ihnen entgegen. Dann wurde die Tür zugeschlagen.
    Stille.
    „Wo sind wir hier?“, fragte Gwyn ängstlich in die Finsternis hinein.
    „Bisher hast du Camelot nur von seiner hellen Seite kennen gelernt“, sagte Rowan. „Das hier ist die dunkle Seite. Willkommen im Verlies.“
    „Wie lange…“, er schluckte, „… wie lange werden wir hier unten bleiben müssen?“
    „Keine Ahnung“, antwortete Rowan. „Einen Tag, vielleicht eine Woche. Mach es dir also bequem.“
    Gwyn ließ sich zu Boden sinken. Verzweiflung schnürte ihm die Brust ab und er zwang sich, ruhig zu atmen.
    „Mach dir keine Sorgen, man wird uns hier unten nicht vergessen. Das ist nur eine von Sir Kays Erziehungsmaßnahmen.“
    „Aber du hast doch nichts getan!“
    „Doch. Ich habe die Beherrschung verloren. Alleine das reicht für einen Besuch hier unten aus. Es tut mir nur Leid, dass du ebenfalls darunter leiden musst.“
    „Ich verstehe nicht, wie du es bei diesem Mann aushältst.“
    Rowan lachte. „Manchmal verstehe ich es auch nicht. Aber im Großen und Ganzen ist er ziemlich berechenbar. Man muss sich nur an seine Regeln halten. Und es gibt da noch etwas, was du wissen solltest: Sir Kay ist mein Vater.“
    „Was?!“, entfuhr es Gwyn. Wie konnte ein Vater bloß so hart und abweisend zu seinem Sohn sein? Andererseits hatte ihn Do Griflet auch nicht gerade mit Zuneigung überschüttet. „Aber, du nennst ihn Sir Kay und…“, stotterte er, doch da hörte er Rowan leise lachen. „So sind die Regeln. Er ist eben ein Kämpfer, durch und durch. Er glaubt daran, dass man andere Menschen nur durch Härte dazu bringen kann, Großes zu leisten. Und genau das erwartet er von mir…“ Rowan seufzte.
    Gwyn dachte an Sir Urfin, an sein freundliches und verständnisvolles Wesen.
    „Jeder beneidet dich übrigens um deinen Herrn. Wusstest du das?“, sagte Rowan, der Gwyns Gedanken zu lesen schien.
    „Ja, auch ich bin froh, dass ich Sir Urfins Knappe bin.“ Er dachte einen Moment nach. „Erzähl mir mehr über diesen Geoffrey, meinen Vorgänger.“
    „Da gibt es nicht viel zu berichten. Er war der älteste Sohn des Fürsten Polidamas, eher still und ruhig, nicht so ein Heißsporn wie die meisten anderen. Er redete nur, wenn er gefragt wurde. Ansonsten zog er es vor, zu schweigen. Er und Alaric waren dicke Freunde.“
    „Das Gerücht scheint übrigens zu stimmen. Ich habe gestern Abend ein Gespräch belauscht. Wenn er schon nicht plante, Merlin zu töten, so wollte er etwas stehlen.“
    „Und was?“, fragte Rowan ungläubig.
    „Ein Buch, das den Weg zum Heiligen Gral weist.“
    „Zum Heiligen Gral?“ Jetzt war Rowan wirklich überrascht. „Das wäre in der Tat etwas, wofür mancher über Leichen gehen würde.“
    „Ich habe noch nie davon gehört“, gestand Gwyn. Rowan musste ihn wirklich für einen Dorftrottel halten.
    „Man sagt, der Gral sei der Becher, aus dem Jesus mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahl getrunken hat. Wer ihn besitzt, hat den Schlüssel zum ewigen Leben in der Hand. Artur und seine Ritter suchen schon seit Jahrzehnten nach ihm. Manche wie Sir Lancelot sind losgezogen, um ihn auf eigene Faust zu finden, doch niemand ist bisher wiedergekehrt.“
    „Merlin hat gestern Nacht Camelot verlassen, um das Buch an einem anderen Ort zu verstecken.“
    „Das sind schlechte Nachrichten“, sagte Rowan erschrocken. „Wenn schon Arturs Ratgeber der Meinung ist, dass Camelot kein sicherer Ort mehr ist, muss es übel um die Tafelrunde bestellt sein.“
    „Doch es kommt noch schlimmer. Humbert von Llanwick soll einige Seiten aus dem Buch gestohlen haben. Er wurde von drei Männern entführt, die ein seltsames Zeichen auf der Brust trugen. Ein grüner Drache auf schwarzem Grund.“
    „Was sagst du da?“, sagte Rowan erschrocken. „Bist du dir sicher?“
    „Ja, ganz sicher. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen.“
    „Dann sind in der Tat finstere Zeiten angebrochen. Wenn es stimmt, was du da sagst, ist Camelots schlimmster Feind von den Toten auferstanden. Dann ist Mordred, Arturs Sohn, wieder zurückgekehrt.“

 
    Aufbruch nach Norden
     
     
     
    Gwyn wusste nicht, wie lange sie schon in diesem finsteren und feuchten Loch hockten. Es mochte

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