Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot
genesen war, schaute Gwyn belustigt an. „Und da willst du Ritter werden?“
„Du hörst doch, dass er es gerade lernt“, fuhr Rowan dazwischen. „Nur weil dein Vater zufällig irgend so ein kleiner Fürst in Ostanglien ist und du mit Pferden aufgewachsen bist, heißt es nicht, das Gwyn deswegen ein schlechterer Mensch ist.“
„Komm schon, er ist ein Bauer!“, rief Alaric und lachte.
„Aber einer, der deinen Hintern gerettet hat“, sagte Cecil. „Ohne diesen Bauern bräuchte Sir Belvedere ebenfalls einen neuen Knappen.“
Alaric verstummte. Als habe man ihm soeben einen Schlag versetzt, blinzelte er und ging zu Gwyn hinüber.
„Ist das wahr? Du hast mich gerettet?“
„Gerettet ist vielleicht übertrieben“, sagte Gwyn. „Ich war als Erster bei dir und…“
Weiter kam Gwyn nicht, denn da hatte er auch schon Alarics Faust im Gesicht. „Wegen dir habe ich verloren!“, brüllte er und schlug erneut zu.
Sofort war Rowan bei ihm und hielt seinen Arm fest. „Bist du jetzt vollkommen verrückt geworden?“, fuhr er ihn an und stieß ihn weg.
„Sir Kay hat Recht!“, giftete Alaric. „Dieser Ritter vom Schweinekoben hat hier nichts verloren. Und ich glaube, ich bin nicht der Einzige, der dieser Meinung ist, oder?“ Farlay, Quinn und Sid murmelten ihre Zustimmung. Selbst der kleine Hewitt, der sonst immer von Alaric schikaniert wurde, nickte jetzt eifrig.
Gwyn stand auf und hielt sich die blutende Nase.
„Was ist eigentlich dein Problem, Alaric?“, fragte Rowan. „Du hast es doch gar nicht nötig, dich an ihm zu vergreifen.“
„Ein schöner Anführer bist du!“, fauchte Alaric. „Anstatt die Knappen zusammenzuhalten, spaltest du sie, indem du zu diesem Kerl hältst!“
„Ich bin kein Anführer!“, knurrte Rowan. „Wann geht das endlich in deinen hohlen Schädel rein?“
„Oh doch, das bist du. Sir Kay hat es erkannt, nur du verschließt die Augen vor dieser Verantwortung.“
„Ich glaube, du verstehst immer noch nicht, wie das hier auf Camelot läuft. Wir alle sind Gleiche unter Gleichen!“
„Dass ich nicht lache!“, wieherte Alaric. „Artur kann mit seinen Rittern so lange an diesem runden Tisch sitzen, wie er will, und trotzdem bleibt er der König und die anderen sind seine Gefolgsleute. Und das ist auch gut so, weil es die natürliche Ordnung der Dinge ist. Es muss immer einen geben, der befiehlt, während die anderen ohne Widerspruch zu folgen haben.“ Er schüttelte den Kopf. „Es ist unglaublich. Dir stehen alle Möglichkeiten offen. Prinzessin Aileen und du, ihr beide seid ein Paar! Artur wird auch nicht ewig leben und dein Vater…“
„Genug!“, schrie Rowan. „Das reicht! Ich will davon nichts mehr hören.“ Er drehte sich um und wollte sich an seinen Platz setzen.
„Feigling“, zischte Alaric leise.
Alle im Raum hielten auf einmal die Luft an. Rowan blickte auf. In seinen Augen funkelte eine grenzenlose Wut. „Was hast du da gesagt?“
„Feigling!“
Ehe jemand reagieren konnte, hatte Rowan die Bank umgeworfen und sprang Alaric quer über den Tisch an. Gwyn hatte Rowan noch nie so gesehen. Das war keine Wut mehr, das war Raserei. Wie von Sinnen schlug er auf Alaric ein. Die Fäuste flogen so schnell, dass Sir Belvederes Knappe keine Gelegenheit hatte, sich zu wehren.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. „Was geht hier vor?“, donnerte Sir Kay. Als er sah, dass sich Rowan mit einem anderen Jungen prügelte, war er mit einem Satz bei ihm und riss ihn am Kragen hoch. Alaric hatte die Hände schützend vor das Gesicht gehalten und wimmerte wie ein kleines Kind.
„Bist du von Sinnen, Rowan?“
„Es ist Alarics Schuld“, rief Gwyn. „Er hat Rowan einen Feigling genannt.“
„Du redest nur, wenn du gefragt wirst“, sagte Sir Kay. „Du da! Sag mir, was geschehen ist.“
Hewitt, der überrascht war, endlich einmal im Mittelpunkt zu stehen, reckte die Brust vor und zeigte auf Gwyn. „Es ist alles wegen ihm. Ohne Gwyn wäre es nicht zu dem Streit gekommen“, rief er gehässig.
Bevor Gwyn etwas erwidern konnte, hatte ihn Sir Kay ebenfalls gepackt und zerrte die beiden Jungen jetzt hinaus auf den Burghof, wo Gesinde und Ritter stehen blieben, um sich das Schauspiel genauer anzuschauen. Ohne auf die neugierigen Gaffer zu achten steuerte Sir Kay den Westturm an. Gwyn, der nicht wusste, wo es hinging, versuchte sich aus dem eisernen Griff zu befreien, doch Sir Kay war einfach zu stark.
Gwyn war an seinem ersten Tag bereits der Kellereingang
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