Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot
mich nicht. Reite den dreien hinterher.“
Als hätte er Gwyns Worte verstanden, wieherte Pegasus einmal kurz und drehte sich zu Gwyn um. Der konnte sich gerade noch in der Mähne festkrallen, als der weiße Hengst sich jäh aufbäumte und mit fliegenden Hufen den anderen folgte.
Rowan hatte sich ein Stück zurückfallen lassen, um auf Gwyn zu warten, als dieser an ihm vorbeipreschte.
„Sag mal, wo hast du denn Reiten gelernt?“, rief er, als er mit Pegasus gleichauf war.
Gwyn hielt sich krampfhaft am Hals des Pferdes fest und lächelte tapfer. „Nirgendwo“, rief er. „Meine erste Stunde hatte ich gestern bei Sir Urfin!“
Rowan verzog wütend das Gesicht. „Das ist unverantwortlich! Bevor du auch nur in die Nähe eines Feindes kommst, hast du dir das Genick gebrochen.“
„Ich habe volles Vertrauen zu Pegasus. Er wird mich niemals abwerfen.“
„Dennoch müssen wir uns beeilen. Sir Kay und dein Herr verlangen ihren Pferden das Äußerste ab.“
„Du meinst, ich soll schneller reiten? Kein Problem.“ Gwyn setzte sich tiefer in den Sattel und legte den Kopf auf Pegasus’ Hals. „Jetzt!“
Das Pferd wieherte kurz auf und als hätte Gwyn einen Hebel umgelegt, machte das Pferd einen Satz und beschleunigte noch einmal.
„Da soll mich doch… He! Warte auf mich!“, rief Rowan und hustete, als er in die Staubwolke geriet, die Pegasus aufgewirbelt hatte.
Als die Jungen die Kuppe eines Hügels erreichten, warteten die beiden Ritter schon auf sie. Sir Kay und Sir Urfin waren abgestiegen und versuchten, etwas ratlos die Lage zu beurteilen.
„Dieser alte Narr und seine Geheimniskrämerei!“, fluchte Sir Kay. „Wir haben keinerlei Ahnung, wohin er geritten sein könnte.“
„Ein wenig schon“, sagte Sir Urfin nachdenklich. „Der Süden scheidet aus, weil da das Meer ist. Nach Osten wird er nicht geritten sein, denn dort siedeln die Sachsen. Bleibt also nur der Norden oder der Westen. Was schlagt Ihr vor, Sir Kay?“
„Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich nach Norden reiten.“
„… wo Merlins Heimat ist“, ergänzte Sir Urfin. „Ja, das glaube ich auch. Also, auf nach Wales.“
Wenn Gwyn gehofft hatte, dass man es von nun an etwas langsamer anging, hatte er sich getäuscht. Sir Kay und Sir Urfin hielten das mörderische Tempo aufrecht. Selbst zu den Mahlzeiten legten sie keine Rast ein, sondern nahmen sie im Sattel ein. Erst als der Abend dämmerte, suchte man sich einen Rastplatz, denn in der Dunkelheit war es zu gefährlich, weiterzureiten.
Während Rowan die Wasserflaschen füllte, wurde Gwyn zum Holzsammeln geschickt und nach kurzer Zeit hatten sich alle um ein wärmendes Feuer versammelt.
„Komm her, Gwyn, und hilf mir aus den Stiefeln“, stöhnte Sir Urfin.
„Findet Ihr, dass dies ein weiser Einfall ist?“, fragte Sir Kay und runzelte die Stirn. „Was macht Ihr, wenn wir angegriffen werden! Wollt Ihr dann barfuß kämpfen?“
Sir Urfin wackelte wohlig mit den Zehen. „Ob mich jetzt mein Schuhwerk umbringt oder ein hässlicher Sachse, das macht auch keinen Unterschied mehr.“ Er wandte sich an Gwyn. „Junge, sei so nett und schau einmal in meiner Satteltasche nach, was sich dort noch an Essbarem finden lässt. Ich sterbe vor Hunger.“
Gwyn schaute Sir Urfin unbehaglich an. „Ich glaube nicht, dass Kelpie mich so nah an sich heranlässt.“ Der Gedanke, dass dieses Ungetüm von Pferd auf ihn losgehen würde, ließ ihn erschauern.
„Papperlapapp. Nähere dich von vorne und mach keine hastigen Bewegungen, dann geschieht dir nichts.“
Mit vorsichtigen Schritten näherte sich Gwyn dem Pferd, das ihn kurz argwöhnisch musterte. Gwyn schluckte und streckte die Hand nach der Satteltasche aus. „Da ist nur trockenes Brot und ein Stück Käse“, sagte er kurz, nachdem er einen schnellen Blick hineingeworfen hatte.
„Also nichts, was den Magen nach solch einem Ritt anständig füllt.“ Sir Urfin schnalzte missbilligend mit der Zunge.
„Ich habe drüben in der Nähe des Flusses einige Hasen gesehen“, sagte Rowan, der mit den gefüllten Wasserflaschen zurückgekommen war und sich jetzt zu den anderen ans Feuer setzte.
„Ein Hasenbraten! Großartige Idee!“, sagte Sir Urfin.
„Doch leider haben wir weder Pfeil noch Bogen, um Jagd auf sie zu machen“, sagte Rowan und legte noch ein Stück Holz nach.
„Daran soll es nicht scheitern“, sagte Gwyn.
„Und wie willst du sie fangen?“, fragte Rowan. „Mit den bloßen Händen?“
„Von mir aus kannst du
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