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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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musste, ob ich wollte oder nicht. Ich glaube, ich habe meine Unschuld endgültig verloren, als Geoffrey starb. Bitte glaube mir: Er ist wirklich nicht durch meine Hand gestorben, es war ein Unfall. Geoffrey wusste, was ich vorhatte, behielt aber dieses Geheimnis für sich. In der Nacht, als ich das Buch stehlen wollte, ist er mir gefolgt. Er versuchte mich aufzuhalten. Er habe nachgedacht und wollte um jeden Preis verhindern, dass ich einen fürchterlichen Fehler begehe. Es kam zu einem Streit und er stolperte. Geoffrey konnte sich gerade noch an einem Vorsprung festklammern. Ich zog mein Schwert aus der Scheide und hielt ihm den Griff hin.“ Er lachte trocken und zeigte seine aufgeschnittenen Handflächen. „Packe nie ein Schwert bei der Klinge, das ist Kays erste Lektion, die er seinen Knappen erteilt. Ich konnte Geoffrey nicht halten, er stürzte ab. Ab diesem Punkt war es zu spät für eine Umkehr. Das hatte ich jedoch noch nicht begriffen, als du mein Knappe wurdest. Endlich, so dachte ich zunächst, hatte ich die Gelegenheit, meinen Fehler wieder gutzumachen. Ich wollte dir ein väterlicher Lehrer sein, der ein Talent fördert und nicht zerbricht, so wie Kay es mit Rowan macht. Doch als Humbert auftauchte und mit ihm die fehlenden Seiten der Handschrift, wusste ich, dass dies meine letzte Gelegenheit war, mein Ziel zu erreichen. Nun, jetzt bezahle ich dafür.“
    Merlin hatte Recht gehabt: Urfin war tatsächlich ein Meister der Worte. Gwyn spürte, wie sich gegen seinen Willen sein Zorn in Rauch auflöste. Trotz allem, was geschehen war, wollte er Urfin seine Geschichte glauben.
    „Aber das ist doch bestimmt nicht der einzige Grund, warum dich dieser alte Fuchs zu mir geschickt hat“, sagte Urfin und lächelte finster.
    „Er hat gesagt, ich solle mir alles merken, was Ihr sagt, und es ihm dann berichten.“
    „Merlin weiß in Anbetracht der heraufziehenden Gefahr, dass weder Artur noch Kay begnadete Strategen sind, von den anderen Rittern ganz zu schweigen. Er braucht meine Hilfe, doch keiner der Ritter würde mehr meinen Rat annehmen.“ Er schaute Gwyn jetzt direkt in die Augen. „Wie ich den König kenne, bereitet er sich auf eine lange Belagerung vor.“
    Gwyn war verblüfft. „Woher wisst Ihr das?“
    „Weil Artur ein alter Zauderer ist. Bevor er etwas falsch macht, handelt er lieber gar nicht. Hör mir jetzt genau zu: Wenn es zu einer Belagerung kommt, sind wir alle verloren. Es wird vielleicht ein oder zwei Jahre dauern, bis Camelot fällt. Aber bei dieser Übermacht wäre das Ende unausweichlich, weil es niemanden gibt, der uns zu Hilfe eilt. Mordred darf nicht die Gelegenheit haben, vor den Toren Camelots ein Heerlager zu errichten. Die Schlacht muss enden, bevor sie überhaupt begonnen hat. Richte das Merlin aus.“
    „Mehr nicht?“
    Urfin lachte. „Dies ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Für jeden Hinweis von mir erwarte ich eine Erleichterung meiner Haft. Wenn wir siegen, muss am Ende meine Freiheit stehen! Und noch etwas: Ich werde nur mit dir sprechen, mit sonst niemandem.“
    Gwyn stand auf. „Ich werde es ihm sagen. Euren ersten Hinweis habt Ihr jetzt gegeben. Was erwartet Ihr dafür? Besseres Essen?“
    „Nein“, Urfin schüttelte den Kopf. „Ich möchte mein Schachspiel.“
    Der Ratgeber des Königs empfing Gwyn in seinen Gemächern wie einen Freund, auf dessen Besuch er sich schon lange freute.
    „Manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass ich die Ritter um ihre Knappen beneide. Vielleicht sollte ich mir auch einmal einen Schüler suchen. Ich glaube, das hält jung.“ Er füllte einen Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit. „Trink das, Gwydion. Es ist ein Sud aus Johanniskraut. In meinem Alter hapert es manchmal mit dem Schlaf, und da wirkt so ein Trank wahre Wunder. Ich glaube, du brauchst auch etwas Ruhe. Wenn du ihn süß magst, da vorne steht ein Topf mit Honig.“ Er nahm einige Pergamentrollen von einem Stuhl und bot Gwyn den Platz an. „Wie fühlst du dich nach deinem Gespräch mit Urfin?“
    Gwyn zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck. Der Tee war so heiß, dass er sich beinahe die Zunge verbrühte. „Enttäuscht“, sagte er knapp. „Weniger von ihm als von Euch.“
    „Ja, das wäre ich an deiner Stelle vielleicht auch“, gab Merlin zu. „Du hast das Gefühl, ich benutze dich. Ich will ehrlich sein: Zu einem gewissen Grad tue ich das auch. Aber dennoch glaube ich unabhängig davon, dass dir dein Besuch bei ihm gut getan hat.“
    Gwyn

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