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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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wieder begonnen, heftig zu regnen, sodass der Burghof am Morgen ein einziges Schlammloch war.
    Der kalte Wind blies aus Osten und ließ Gwyn frieren. Er war zwar mit den anderen Knappen aufgestanden, doch hatten sich nach dem Frühstück ihre Wege getrennt. Gwyn musste zu Merlin, während sich die Knappen mit ihren Rittern trafen. Vermutlich würde sie Sir Kay über die Pläne zur Verteidigung Camelots unterrichten.
    Merlin teilte ihm mit, dass König Artur noch in der letzten Nacht die Pläne gebilligt hatte. Es hatte zwar heftige Diskussionen gegeben, doch am Ende hatte man sogar Sir Kay überzeugen können. Artur selbst würde den Bau der Verteidigungsanlagen beaufsichtigen.
    Gwyn hatte sich seinen Mantel übergeworfen und stand jetzt auf dem Wehrgang beim Tor. Unter ihm zogen die Ritter der Tafelrunde gemeinsam mit ihren Knappen hinaus. Keiner warf einen Blick zurück.
    Plötzlich spürte Gwyn, wie sich eine Hand in die seine stahl. Aileen stand neben ihm. Mit Tränen in den Augen schaute sie Rowan nach.
    „Manchmal frage ich mich, ob er wirklich der Anführer ist, den alle in ihm sehen wollen“, sagte sie traurig. „Er ist kein Draufgänger, weißt du? Dazu ist er viel zu besonnen.“ Sie drückte Gwyns Hand fester. „Ich habe Angst, dass ich ihn verlieren werde. Ich hatte noch nicht einmal Gelegenheit gehabt, mich von ihm zu verabschieden.“
    Gwyn seufzte. „Ich wünschte, ich hätte mit ihnen reiten können. Mein Platz ist nicht hier, sondern an der Seite meiner Freunde.“
    Aileen schaute Gwyn an. „Und dennoch bin ich froh, dass du nicht mit ihnen gegangen bist. Ohne dich würde ich mich ziemlich alleine fühlen.“ Er merkte, wie Aileen zitterte, und legte seinen Mantel um ihre Schultern. Sie bedankte sich und schaute weiter hinter den Männern her, die nun die Wälle hinabritten. Irgendetwas lag ihr noch auf dem Herzen.
    „Wie geht es ihm?“, fragte sie schließlich.
    Im ersten Moment wusste Gwyn nicht, wen Aileen meinte. „Oh, du meinst deinen Vater. Mordred.“
    Aileen nickte.
    Gwyn suchte nach den richtigen Worten. „Er hat eine schreckliche Narbe vom letzten Zusammentreffen mit Sir Kay zurückbehalten.“ Gott, was sollte er sagen? Immerhin sprachen sie von Camelots Todfeind!
    „Hat… hat er etwas über mich gesagt?“
    „Nein“, log Gwyn. „Tut mir Leid. Ich glaube, Mordred hat damit gerechnet, uns noch ein wenig länger als seine Gäste behalten zu dürfen, und nicht geglaubt, dass wir so bald zurückkehren würden.“
    „Ja, natürlich. Wie dumm von mir.“ Sie schaute verlegen zu Boden. Gwyn erkannte das Dilemma, in dem Aileen steckte. Auf der einen Seite galt ihre Loyalität natürlich Camelot. Auf der anderen Seite war Mordred immer noch ihr Vater, auch wenn sie ihn noch nie gesehen hatte.
    Beide warfen noch einen letzten Blick auf die kleine Armee, die nun im Dickicht der Bäume verschwand, dann gingen sie hinunter in den Hof.
    „Ich muss zur Königin“, verabschiedete sich Aileen. „Sehen wir uns heute Abend?“
    Gwyn spürte, wie sein Gesicht warm wurde, und kratzte sich verlegen am Kopf. Was hätte er unter normalen Umständen darum gegeben, einmal mit Aileen alleine zu sein. Doch nun, wo Rowan nicht da war, kam er sich wie ein Verräter vor. „Ich weiß nicht…“, stammelte er.
    „Bitte“, sagte sie traurig. „Du bist der einzige Freund, der mir noch geblieben ist.“
    Gwyns Herz schlug einen Takt schneller und er schämte sich sogleich dafür. Schließlich nickte er.
    Artur hatte die Arbeiten so eingeteilt, dass sich jeder nützlich machen konnte. Die zurückgebliebenen Männer, die zu alt oder zu schwach für das Schwert waren, kommandierte er zu Schanzarbeiten jenseits der Wälle ab. Die älteren Frauen mussten die kleinen Kinder beaufsichtigen, damit deren Mütter unter Anleitung Königin Guinevras das provisorische Krankenlager errichten konnten, in dem auch Aileen arbeiten sollte.
    Mittlerweile waren alle erdenklichen Vorkehrungen im Inneren der Burg getroffen und es herrschte die angespannte Ruhe vor dem Sturm. Als es Abend wurde, war Gwyn trotz seines schlechten Gewissens froh, Aileen zu treffen.
    Bei ihrem Anblick erschrak er. Ihr Gesicht war aschfahl, als sie ihn am Arm packte und beiseite zog. „Ich habe heute eine Unterhaltung zwischen Artur und Guinevra belauschen können. Obwohl der König nach außen hin Zuversicht vermitteln will, scheint es, als habe er jede Hoffnung fahren lassen. Die ersten Spione sind zurückgekehrt und sie berichten, dass es

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