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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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angreifen, werden sie sterben!“
    Ein Schrei der Verzweiflung ließ sie alle zusammenfahren. Aileen war mit Guinevra auf den Balkon vor der großen Halle getreten und hatte die Worte des Boten gehört. Auch Gwyn spürte, wie seine Knie weich wurden. Rowan, Cecil und die anderen waren in den Händen der Sachsen. Nun war alles aus. Guinevra versuchte Aileen festzuhalten, doch sie riss sich los und rannte die Treppe zur ihrem Großvater hinauf. Sie wollte das Unglück mit eigenen Augen sehen.
    „Tut etwas!“ flehte sie. „Bitte.“
    Jetzt trat Merlin vor. „Wie hat Mordred auf eure Attacke reagiert?“ rief er nach unten.
    Der Krieger schaute verdutzt drein. „Nun… eigentlich gar nicht.“
    „Er hat euch nicht verfolgt, obwohl es ein Leichtes gewesen wäre, euch ein Ende zu bereiten?“
    „Ja… ich meine, nein!“
    Merlin wandte sich an Artur. „Wenn mich nicht alles täuscht, will Mordred mit uns verhandeln. Vielleicht sollten wir ihm zuhören.“
    Artur kniff die Lippen zusammen. „Also ist unser Plan gescheitert.“ Er wandte sich wieder an den Boten. „Sagt allen, dass ich den Rückzug befehle. Wir richten uns auf eine Belagerung ein.“
    Gwyn stöhnte und verdrehte die Augen. Er begann langsam, Urfins pessimistische Einstellung zu teilen.
    „Nur die Ruhe“, flüsterte Merlin und legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. „Wer weiß, was für überraschende Wendungen dieser Tag für uns noch bereithält.“
    Mordred hatte sie wirklich in seiner Gewalt. Nicht die gesamte Tafelrunde, aber sieben Ritter waren mit ihren Knappen in Gefangenschaft geraten, unter ihnen auch Sir Kay und Rowan. Was mit den anderen geschehen war, wusste niemand. Vielleicht kämpften sie in den Wäldern noch gegen versprengte Sachsen, vielleicht waren sie aber auch tot.
    Mordreds Schergen hatten die Gefangenen auf den Platz vor das Burgtor getrieben, damit jeder in Camelot sich mit eigenen Augen von der Niederlage überzeugen konnte. Gwyn sah entsetzt, dass die meisten der Gefangenen so schwer verletzt waren, dass sie von denen, die noch gehen konnten, gestützt werden mussten. Rowans rechter Arm hing kraftlos herunter und er blutete heftig aus einer Kopfwunde. Als Aileen ihn sah, schlug sie erschrocken die Hand vor den Mund.
    Hinter ihnen saßen hoch zu Pferd gut fünfzig schwer bewaffnete Sachsen und hatten ihre Speere auf die Gefangenen gerichtet. Sie waren bester Laune und schienen kein bisschen besorgt zu sein, dass ein gutes Hundert Bogenschützen von der Burgmauer auf sie zielten. Ihr Anführer war ein Mann, der schon mehr als einen Kampf hinter sich hatte. Sein entblößter Oberkörper war mit Narben übersät, die er wie Trophäen zur Schau stellte. Er brüllte etwas in seiner Sprache zu ihnen hoch, was wie eine Beleidigung klang, wendete das Pferd und trat dem armen Hewitt ins Kreuz, sodass dieser mit einem lauten Schrei zu Boden stürzte.
    Dann sah man plötzlich einen kleinen Reitertrupp den Weg zur Burg heraufgaloppieren. In der Mitte ritt ein Mann mit wehenden schwarzen Locken. Auf seiner Stirn leuchtete eine wulstige rote Narbe.
    Gwyn bemerkte, wie Aileen auf einmal still wurde. Mordred war ganz in Schwarz gekleidet und auf seinem Schild prangte der grüne Drache.
    „Wie schlimm muss es um dich stehen, wenn du dich schon mit Leuten verbündest, die Kinder quälen“, rief König Artur voller Abscheu.
    Mordred lächelte böse. „Ich gebe zu, um die Manieren Aeulfs ist es nicht besonders gut bestellt. Aber dafür sind er und seine Männer vorzügliche Kämpfer. Das macht vieles wieder wett. Aber ich bin nicht hergekommen, um mich mit dir über das Wetter zu unterhalten. Ich bin hier, um zu holen, was mir gehört.“ Mit einer theatralischen Geste zeigte er hinauf zu ihnen. „Meine Tochter.“
    Aileen zog erschrocken die Luft ein.
    „Nur über meine Leiche“, brüllte Artur außer sich vor Zorn.
    „Nein“, sagte Mordred und grinste. „Über die Leichen deiner Ritter und Knappen. Wenn du Aileen nicht gehen lässt, werden sie alle sterben. Und glaub mir, es wäre mir eine Freude, mit einem Schlag den größten Teil deiner glorreichen Tafelrunde auszulöschen.“
    „Das kannst du nicht tun!“, schrie Aileen auf einmal.
    „Es tut mir Leid“, sagte Mordred, und es klang beinahe so, als meinte er es ernst. „Aber dein Großvater lässt mir keine andere Wahl. Er hat dich mir mit Gewalt genommen und nur mit Gewalt wird er dich gehen lassen.“
    „Nie werde ich dir Aileen überlassen“, schrie Artur.

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