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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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müsste er darauf achten, wohin er trat, schritt Marcus voraus ins Wasser.
    Gwyn streckte misstrauisch seinen dicken Zeh aus. „Wenn es so kalt wie in Camelot ist, bekommen mich keine zehn Pferde hinein.“ Vorsicht berührte die Fußspitze die Wasseroberfläche. „Es ist warm“, rief er verblüfft.
    „Was habt ihr denn erwartet?“, sagte Marcus prustend und seine Stimme brach sich hallend an den Wänden. „Die Quellen von Aquae Sulis werden tief aus dem Erdinneren gespeist. Sie sind der Reichtum dieser Stadt. Oder waren es zumindest, als noch Menschen aus aller Welt zu uns kamen, um dieses Wunder zu bestaunen.“
    Mit einem wohligen Schauer ließen sich die beiden ins Wasser gleiten.
    „Herrlich“, stöhnte Rowan und schloss die Augen, als er sich mit ausgestreckten Armen treiben ließ.
    Gwyn war nicht so unbefangen wie sein Freund. Nur langsam stieg er die Treppe ins Becken hinab. Marcus bemerkte sein Zögern und schwamm zu ihm hinüber. „Was ist los mit dir?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte Gwyn verlegen. „Es ist, als ob ich hier an einem Ort bin, der…“ Er fand nicht die richtigen Worte. „Er erinnert mich an eine Kirche“, sagte er schließlich. „Nicht, dass sich das Gotteshaus von Redruth mit dieser Halle messen könnte, aber ich spüre einen ähnlichen Geist.“
    Marcus hielt abrupt mit seinen Schwimmbewegungen inne und stellte sich hin. Das Wasser reichte ihm bis knapp über die Brust. „In der Tat, diese Therme ist Teil des Minerva-Tempels“, sagte er. „Hier wurden eine Vielzahl von Riten vollzogen, die mittlerweile alle in Vergessenheit geraten sind. Man erfreute sich des heißen Wassers nicht aus einer Laune heraus, sondern fühlte sich hier den Göttern besonders nahe.“ Zum ersten Mal war der überhebliche Ton in seiner Stimme verschwunden. „Ich muss mich vielmals bei euch entschuldigen, denn ich glaube, ich habe euch unrecht getan. Wenn es in ganz Britannien würdige Wahrer der Zivilisation gibt, dann sind es wahrlich die Gefolgsleute eures Königs. Du hast nicht nur ein Gespür für verborgene und heilige Dinge, sondern empfindest auch Achtung vor ihnen.“
    Er klatschte in die Hände und plötzlich traten aus dem Schatten der Säulen einige Diener. Gwyn stieß vor Schreck einen Schrei aus und sprang nackt wie er war ins Wasser, als er sah, dass unter ihnen auch etliche Frauen waren.
    „Kommt mit, das Bad ist noch nicht beendet“, sagte Marcus. Vollkommen unbeeindruckt verließ er das Becken und ließ sich sein Handtuch reichen. „Ist das Laconicum vorbereitet?“
    „Ja, Herr“, sagte ein Diener und schritt voran.
    „Nun eilt euch, ihr habt noch lange nicht alles gesehen“, rief Marcus den beiden zu. „Und keine Angst vor den Dienerinnen. Sie stehen den Vestalinnen näher als den Hetären.“
    Gwyn und Rowan schauten einander unsicher an. Schließlich zuckte Rowan mit den Schultern. „Ich kenne zwar weder die einen noch die anderen, aber ich glaube, es wäre ziemlich peinlich, wenn wir im Wasser blieben“, sagte er und verließ das Becken.
    Gwyn gab ein leises Stöhnen von sich, als müsste er sich in ein höchst unangenehmes Schicksal fügen, und folgte ihm. Ohne der Dienerin, die ihm das Handtuch reichte, in die Augen zu schauen, eilte er aus dem großen Bad.
    „Das Laconicum ist eine Besonderheit, gerade in diesen nördlichen Gefilden“, erklärte Marcus, als er Rowan und Gwyn zu einem kleinen runden Raum führte, in dem es geradezu erstickend heiß war. „Setzt euch auf den Sims, aber legt das Handtuch drunter, wenn ihr euch nicht die perca, euer Hinterteil, versengen wollt.“
    Es dauerte nur wenige Augenblicke und der Schweiß lief ihnen in Strömen den Körper hinab. Gwyn fiel es schwer, in der scheinbar glühenden Luft zu atmen, die Hitze brannte in seiner Nase und trocknete seinen Mund aus.
    Marcus drehte eine Sanduhr um und stellte sie neben sich. „Man sollte nicht allzu lange im Laconicum verweilen, schon gar nicht, wenn man diese Temperaturen nicht gewöhnt ist“, sagte er.
    Gwyn vermochte wegen der großen Hitze kein Wort zu sagen, sodass er nur matt nickte.
    Marcus lächelte und setzte sich ruhig atmend aufrecht hin. Immer wieder starrte Gwyn auf die Sanduhr und wischte sich den Schweiß aus den Augen. Kurz bevor die letzten Körner durchgerieselt waren, schöpfte Marcus etwas Wasser aus einem Eimer und goss es über einen heißen Stein. Dampf brodelte auf und raubte Gwyn schließlich den letzten Atem.
    „Ich muss hier raus“, krächzte er

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