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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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und stand auf. Marcus hatte ein Einsehen und öffnete die Tür.
    „Damit die Körpersäfte wieder ausgeglichen werden, muss auf die Hitze die Kälte folgen“, sagte er, als sie hinaustraten. Ehe Gwyn und Rowan wussten, was Marcus damit meinen könnte, hatte er sie bei den Armen gepackt und sprang gemeinsam mit ihnen in ein kleines Becken mit eiskaltem Wasser.
    Der Schock war gewaltig. Gwyn wollte einen Schrei ausstoßen, doch fehlte ihm der Atem dazu. Laut prustend und wild um sich schlagend tauchte nun auch Rowan auf, die Augen vor Schreck geweitet.
    „Das reicht“, sagte Marcus und kletterte hinaus.
    Gwyn hatte schon einige deftige Ausdrücke auf den Lippen, als er sich abtrocknete, doch er behielt sie für sich, denn er stellte fest, dass er sich tatsächlich besser fühlte. Auch wenn ihn der Sprung ins kalte Wasser unangenehm an sein Erlebnis in Camelots Badehaus erinnert hatte, war es, als würde sich mit einem Mal eine wohlig warme Schwere in seinem Körper breit machen.
    Als sie wieder zurück zu dem kleinen Umkleideraum gingen, mussten sie feststellen, dass ihre Röcke nicht mehr da waren – und mit ihnen das Medaillon, wie Gwyn entsetzt feststellte.
    „Eure Kleidung war von der Reise schmutzig, deswegen lasse ich sie reinigen“, sagte Marcus. „Aber ich habe für standesgemäßen Ersatz gesorgt.“
    Er holte aus einer Truhe zwei ärmellose, weiße Hemden, auf deren Brust bis zum unteren Saum zwei rote Streifen eingewebt waren. „Dies sind zwei Tunicae angusticlaviae. Sie sind Teil der Uniform unserer berittenen Truppen. Probiert sie an, sie müssten euch eigentlich passen.“
    Rowan streifte das wollene Tuch über, das ihm bis über die Oberschenkel reichte, und schaute an sich hinab. „Es ist bequem, wenn auch ein wenig luftig.“
    „Binde sie mit einem Gürtel zusammen“, sagte Marcus und reichte ihm einen Lederriemen. „Hier sind auch noch zwei Paar Sandalen, denn ich glaube, dass eure schweren Lederstiefel für den feierlichen Anlass am heutigen Abend nicht besonders passend sind.“
    „Feierlicher Anlass?“, fragte Gwyn, der sich in der römischen Aufmachung ein wenig unwohl zu fühlen schien.
    „Aber ja! Habe ich das nicht erwähnt? Wir wollen den Sieg über die Sachsen mit einem Fest im Hause meines Vaters würdigen!“
    Das Atriumhaus des Decimus Aemilius wirkte von außen wie eine kleine, fensterlose Festung, doch als sich die schweren Pforten öffneten, war es, als beträten Gwyn und Rowan eine andere Welt. Eine Vielzahl von Fackeln und Öllampen tauchten das Innere in ein warmes Licht. Zahlreiche Bedienstete huschten mit Schalen voller kleiner Häppchen umher, von denen sich die Gäste, die es sich aufgepolsterten Liegen bequem gemacht hatten, immer wieder bedienten. Die Frauen, einige von ihnen so schön, dass Gwyn bei ihrem Anblick ganz verlegen wurde, waren in prunkvolle Roben gekleidet, während die meisten Männer den Brustharnisch der römischen Legion trugen. Alle prosteten sich gut gelaunt mit ihren Weinkelchen zu. Als Gwyn und Rowan von Marcus hereingeführt wurden, verstummten die Gespräche und auch die Musik fand auf einmal ein abruptes Ende. Man machte eine Gasse für die beiden frei und musterte sie neugierig wie zwei Wesen aus einer anderen Welt.
    „Ah, wie ich höre, sind die Ehrengäste des heutigen Abends endlich eingetroffen“, rief auf einmal Decimus, der sich von einem Burschen aus einem Stuhl helfen ließ. Wie all die anderen trug auch er eine Uniform, doch war sie gemäß seinem Rang als General weitaus prächtiger als die der anderen Soldaten und Offiziere.
    „Liebe Freunde, diese beiden Jünglinge gehören zu Arturs Gefolgsleuten, die es geschafft haben, in einer heldenhaften Schlacht, von der kommende Generationen noch sprechen werden, Aeulf und seine sächsischen Barbaren zu besiegen.“
    Die Anwesenden applaudierten freundlich und der eine oder andere von Decimus’ Männern schlug ihnen anerkennend auf die Schultern.
    „Ich wusste gar nicht, dass am Hofe dieses Königs solch junge Ritter in die Schlacht ziehen“, sagte ein Mann mit gewaltigem Bauch und gelocktem Bart. Sein Gesicht war rot vom Genuss des Weines, dem er bereits zu dieser frühen Abendstunde im Übermaße zugesprochen haben musste.
    „Nun ja“, antworte Rowan. „Wir sind auch keine Ritter. Wir sind Knappen im Dienste unserer edlen Herren.“
    Ein Geraune kam auf, als diese Worte fielen. Einige der anwesenden Damen tuschelten hinter vorgehaltener Hand, um dann in leises Kichern

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