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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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rief Rowan von drinnen.
    „Ich komme…“, stotterte Gwyn.
    „Dann beeil dich. Ich denke, das solltest du sehen.“
    Gwyn hastete die Treppe hinauf und fand sich auf einmal inmitten einer großen Halle wieder. In der Mitte lagen die Reste eines Nachtlagers. Rowan hatte sich niedergekniet und untersuchte einen Schild, der auf dem Boden lag.
    „Lancelot war hier, daran besteht kein Zweifel mehr.“ Er hob den Schild auf, der drei Löwen auf blauem Grund zeigte. Das Wappen Sir Lancelots.
    Gwyn schaute sich nun ebenfalls um. „Hier ist ein Schwert. Und es steckt noch in der Scheide.“
    „Also hat wohl kein Kampf stattgefunden“, murmelte Rowan. „Dennoch muss irgendetwas geschehen sein. Kein Ritter lässt ohne Grund seine Waffen zurück.“ Er blickte auf und sah hinüber zu Gwyn, der begann, alle Ecken zu durchstöbern. „Was tust du da?“, fragte er.
    „Ich suche nach etwas Essbarem. Vielleicht sollten wir die anderen Räume ebenfalls in Augenschein nehmen.“
    Rowan nickte. „Eine gute Idee. Obwohl ich nicht allzu große Hoffnungen habe.“
    Rowan sollte Recht behalten. Das, was von der Festungsanlage übrig geblieben war, hatte man bereits vor langer Zeit geplündert. Kein Möbelstück hatten Mordreds Männer zurückgelassen, nur Schutt und Müll lagen überall verstreut.
    Als der Abend dämmerte, zogen sich die beiden in die große Halle zurück.
    Lancelot musste sich auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet haben, denn am Kamin hatte er Feuerholz für eine ganze Woche gestapelt. Im Beutel, den der Ritter ebenfalls zurückgelassen hatte, fand Gwyn Feuersteine und es dauerte nicht lange und eine wohlige Wärme machte sich breit.
    „Wenigstens müssen wir heute Nacht nicht frieren“, sagte Rowan und legte sich vor den Kamin. Er gähnte herzhaft. „Ich könnte den Rest meines Lebens schlafen, so müde bin ich.“
    Gwyn hatte eine Decke gefunden, die er ausschüttelte und seinem Freund zuwarf. „Dieses Mal übernehme ich die erste Wache und du schläfst. Morgen überlegen wir, was wir weiter tun werden.“
    „Ja, das ist eine gute Idee“, murmelte Rowan, grunzte noch einmal und war eingeschlafen.
    Gwyn stand etwas verloren in der großen Halle, als sein Freund schnarchend der Nacht entgegendämmerte. Er trat ans Fenster und schaute hinaus auf das Land, auf dem ein schrecklicher Fluch lastete.
    Ein leichter Schwindel ergriff Gwyn und er musste sich am Fenstersims abstützen, damit er nicht umfiel. Dieser verdammte Hunger, dachte er. Sie mussten bald etwas zu essen und vor allen Dingen trinkbares Wasser finden, sonst würden er und Rowan an diesem verfluchten Ort sterben.
    Ein Stöhnen ließ Gwyn herumfahren.
    Die große Halle hatte sich auf einmal verändert. An den Wänden hingen kunstvoll gewebte Teppiche, die im Licht der vielzähligen Lampen rotgolden schimmerten. An einer reich gedeckten Tafel saß ein alter Mann. Er war groß – nein, geradezu riesig – und auf seinem Haupt trug er eine mit Juwelen besetzte Krone!
    In einer Schale türmten sich die erlesensten Speisen, Gebratenes und Gesottenes, frisches Obst und knackiges Gemüse. Doch der riesenhafte König rührte nichts von all den Köstlichkeiten an. Irgendetwas schien ihn zu quälen und ihm unsägliche Schmerzen zu bereiten.
    „Komm her, mein junger Freund und leiste mir ein wenig Gesellschaft.“
    Wie in Trance setzte sich Gwyn auf einen Stuhl neben den alten Mann.
    „Ich sehe, dass dich der Hunger plagt.“ Er zeigte auf die Schale. „Nimm dir, iss dich satt.“
    Gwyn zögerte einen Moment, dann nahm er sich einen Apfel und biss herzhaft hinein. Die Frucht war so saftig, dass ihm der Saft das Kinn hinunterlief. Dann nahm er sich ein Hühnchen, riss ein Bein ab und grub seine Zähne in das zarte Fleisch. Doch eines war seltsam: Egal, wie viel er sich nahm, die Schale wurde nicht leer. Wie durch Zauberhand füllte sie sich immer wieder aufs Neue.
    „Mein Name ist Bran Fendigaid“, sagte der Riese und schaute Gwyn kummervoll an.
    Gwyn schluckte den Bissen hinunter. „Verzeiht mein unhöfliches Benehmen. Ich heiße Gwydion.“
    Der Riese stöhnte wieder auf und griff sich ans Bein, wo aus einer klaffenden Wunde dunkelrotes Blut sickerte. Gwyn wusste nicht, warum ihm diese Frage auf einmal durch den Kopf schoss, doch er musste sie stellen.
    „Sagt, Herr, wer hat Euch diese Wunde zugefügt?“
    Plötzlich klärte sich das schmerzverzerrte Gesicht des Königs auf. „Wie lange…“, rief er und Tränen traten in seine Augen. „Wie

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