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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Gwyns Kinn anhob. Dabei verzog der Ritter das Gesicht – Gwyn schloss daraus, dass er wirklich schrecklich aussehen musste, denn Lancelot war ein hartgesottener Kämpfer, der schon einiges gesehen hatte.
    Gwyn schaute benommen an sich hinab und sah das Blut, das auf seiner Brust einen großen, dunklen Fleck hinterlassen hatte.
    Mittlerweile hatte der Tumult weitere Zuschauer angelockt, unter ihnen auch die anderen Knappen, die sich alle in ihren dünnen Hemden vor der Tür drängten, sodass eine Wache mit einer Lanze den Weg versperren musste.
    „Los“, brüllte Lancelot. „Seht zu, dass ihr euch davonmacht!“
    Keiner rührte sich.
    Lancelot stand auf, ging zur Tür und schob die Wache beiseite. „Ich sagte, ihr sollt euch davonmachen“, knurrte er wütend. „Wer seid ihr, dass ihr nicht mehr den Befehlen eines Ritters gehorcht?“
    Die Worte schienen ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Die Jungen schreckten auf, als wären sie eben erst richtig wach geworden. Orlando nickte. „Verzeiht, Herr.“ Er packte seinen Freund Cecil beim Arm und gemeinsam mit den anderen Knappen machten sie kehrt und gingen wieder hinaus auf den Hof.
    Merlin hatte in der Zwischenzeit den jungen Einbrecher verhört, dem von der anderen Wache die Klinge eines Schwertes an die Kehle gedrückt wurde. Schließlich wandte sich der alte Mann stirnrunzelnd an Meister Arnold. „Er ist Sachse und lebt seit der verlorenen Schlacht mit seinen Leuten in der Ebene vor Camelot. Wann habt Ihr das letzte Mal Proviant an die sächsischen Familien verteilt?“
    „Die sächsischen Familien…“, stotterte der Küchenmeister verlegen. „Also… sie haben bisher noch nichts von mir bekommen.“
    „Wollt Ihr mir sagen, dass diese Menschen seit Wochen ohne Nahrung sind?“
    „Aber… das ist nicht meine Aufgabe. Bisher hat sich immer der Hofmeister um sie gekümmert.“ Er starrte den Jungen jetzt verächtlich an. „Und ich werde diesen Tieren nichts von unseren Vorräten geben.“
    „Diese Tiere, wie Ihr sie nennt, hungern“, entgegnete Merlin ruhig. „Ihr werdet sofort Eure Lager öffnen und alles, was wir haben, mit ihnen teilen.“
    „Mit Verlaub, aber das ist nicht meine…“, versuchte Arnold zu erwidern, doch er stockte, als er Merlins Blick sah.
    „Das ist ein Befehl des Königs und Ihr wollt ihm nicht Folge leisten?“, fragte der Alte mit den stechenden Raubvogelaugen in schneidendem Ton.
    „Nein… will sagen… doch.“ Arnold schluckte. „Ich werde alles Nötige veranlassen.“ Während er sich mehrere Male verneigte, stolperte er rückwärts davon.
    Merlin gab dem Mann, der den Dieb in Schach hielt, ein Zeichen, woraufhin dieser zögernd das Schwert sinken ließ, und sagte etwas auf Sächsisch zu dem Jungen. Der blickte überrascht auf, rührte sich aber nicht. Erst als Merlin den Satz wiederholte, stand er auf und ging, ohne Gwyn auch nur eines Blickes zu würdigen.
    „So“, sagte Merlin. „Und jetzt wollen wir einmal deine Nase genauer untersuchen.“ Er beugte sich zu Gwyn hinab und strich vorsichtig über dessen Nasenrücken. Bevor dieser etwas sagen konnte, hatte Merlin Gwyns Nase zwischen seine beiden Handflächen genommen und eine ruckartige Bewegung gemacht. Gwyn schrie auf. Ein Schwall frischen Blutes drang aus den beiden Nasenlöchern.
    „Tut mir leid, sie ist gebrochen, und wenn ich sie nicht gerichtet hätte, wäre dir später das Atmen schwergefallen.“ Er reichte Gwyn die knorrige Hand. „Komm mit in meine Gemächer, ich werde dir einen Verband anlegen.“ Mit einer Kraft, die Gwyn dem alten Mann nicht zugetraut hätte, half Merlin ihm auf.
    „Ich werde in der Zwischenzeit zu den Knappen hinübergehen und ein ernstes Wort mit ihnen reden“, sagte Lancelot grimmig und ging.
    Gwyn konnte sich nur mit Mühe auf den wackligen Beinen halten. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er auf den doppelten Umfang angeschwollen und ein pochender, dumpfer Schmerz betäubte jede andere Empfindung.
    Als sie hinaus in den Burghof traten, war die Sonne bereits aufgegangen und vertrieb die letzten Reste des morgendlichen Dunstes. Ein warmer Frühsommertag kündigte sich an, der jedoch nicht über die bleierne Stimmung hinwegtäuschen konnte, die auf Camelot lastete. Die Bediensteten gingen nur noch missmutig ihren täglichen Pflichten nach, viele Arbeiten blieben unerledigt. In den Ecken häufte sich der Unrat und auch die Arbeiten an den Wehranlagen, die in der Schlacht gegen Mordred schwer beschädigt worden waren, gingen nur

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