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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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der Griflets gewesen sein. Gwyn versuchte sich den Tag vorzustellen, an dem seine Mutter Valeria hier aufgetaucht war. Vielleicht hatte es wie heute in Strömen gegossen. Sie musste alleine gewesen sein und hochschwanger. Von Dinas Emrys bis hierher war es ein weiter Weg. Nicht überall gab es Herbergen und wenn sie auf der Flucht gewesen war, hatte sie bestimmt die meisten Nächte unter freiem Himmel oder in verlassenen Scheunen verbracht. Damals wie heute war es nicht üblich, dass Frauen alleine reisten, sie musste also jemandem aufgefallen sein. Wenn sie einen Menschen fanden, der sich an Valeria erinnerte, würden sie vielleicht auch herausbekommen, in welchem Ort sie vorher haltgemacht hatte. Mit ein wenig Glück konnten sie so Schritt für Schritt die Stationen ihrer Reise zurückverfolgen.
    Gwyn zügelte sein Pferd vor der erstbesten Kate und stieg ab. Er klopfte, die Tür wurde zaghaft geöffnet und das Gesicht einer zahnlosen Alten erschien, furchig wie eine Dörrpflaume. Ängstlich sah sie von Gwyn zu Lancelot.
    „Alle sind oben auf der Burg“, nuschelte sie. „Es ist niemand da.“ Hastig wollte sie die Tür schließen, doch Gwyn schob seinen Fuß dazwischen.
    „Entschuldigt, gute Frau, aber dürfen wir Euch eine Frage stellen?“
    Die Alte kniff misstrauisch die Augen zusammen. „Wer seid Ihr?“
    „Dies ist mein Herr, Sir Lancelot vom See, und ich bin sein Knappe Gwyn. Wir dienen König Artur.“ Die Erwähnung des Namens verfehlte seine Wirkung nicht, denn die Frau schaute ihn auf einmal ängstlich mit großen Augen an. „Erinnert Ihr Euch an eine Familie mit dem Namen Griflet?“
    Sofort war das Misstrauen wieder da. „Mag sein.“
    „Könnt Ihr mir sagen, wo sie gelebt hat?“
    „Warum wollt Ihr das wissen?“
    „Bitte, es ist wichtig.“
    Die alte Frau presste die Lippen zusammen, wodurch ihr Gesicht noch eingefallener aussah. Die harte Arbeit hatte ihren Körper ausgemergelt und den Rücken krumm werden lassen, doch ihre Augen waren wach und klar.
    „Gwyn?“
    Lancelot winkte seinen Knappen zu sich heran.
    „Gib ihr das.“ Er drückte ihm einige Kupfermünzen in die Hand. „Du glaubst nicht, was dir die Leute alles erzählen, wenn du ihnen etwas Geld unter die Nase hältst.“
    Jetzt starrte ihn die Frau mit unverhohlener Neugier an. Gwyn nahm eine der Münzen zwischen Daumen und Zeigefinger.
    „Die gehört Euch, wenn Ihr meine Fragen beantwortet.“
    Die Frau griff so schnell zu, dass Gwyn nicht reagieren konnte. „Ja, ich kannte die Griflets. Sie lebten in der Hütte dort drüben beim Dorfeingang. Aber sie sind schon lange fort.“ Sie kratzte sich an der Nase. „Dreizehn, vielleicht vierzehn Jahre ist das jetzt her.“
    „Erinnert Ihr Euch an den Tag, als hier eine Römerin auftauchte?“
    Sie schielte auf die Hand, in der Gwyn die anderen Münzen hielt. Er gab ihr eine weitere.
    „Natürlich erinnere ich mich an die römische Hexe. Kam hier auf einem Pferd angeritten, als sei sie eine Königin oder so was. Hat den Männern ganz schön den Kopf verdreht, obwohl sie kurz vor der Niederkunft war. Hat sich bei den Griflets eingenistet, wo sie ihr Balg bekommen hat. Starb bei der Geburt. Ich glaube, man hat sie jenseits des Flusses im Wald verscharrt.“
    „Wisst Ihr, wo sie herkam?“, fragte Gwyn aufgeregt.
    „Natürlich weiß ich das!“
    Gwyn spürte, wie auf einmal seine Knie weich wurden und der Mund austrocknete. Er gab ihr mit zitternden Fingern die letzte Kupfermünze.
    „Von der Burg kam sie“, sagte sie und zeigte auf Chulmleigh Keep. „Hat wohl um Aufnahme gebeten, aber man hat sie nicht hereingelassen, dieses liederliche Frauenzimmer mit dem Bastard in ihrem Bauch.“
    „Sie war in Chulmleigh Keep?“, flüsterte Gwyn.
    „Wenn ich es Euch doch sage! Unser Herr hat sie hochkant rausgeworfen. Ich erinnere mich noch deswegen so genau, weil kurz vor der Ankunft der Römerin Sir Gores Frau gestorben war. Die römische Hexe hatte den Tod verdient, nachdem sie die Griflets ins Verderben gestürzt hatte.“ Sie spuckte auf den Boden, dann warf sie die Tür zu und schob den Riegel vor.
    „Gwyn!“ Lancelot sprang von seinem Pferd und lief zu ihm herüber. „Alles in Ordnung?“
    Gwyn wischte sich mit dem Handrücken den Regen aus dem Gesicht. Er war wie benommen. „Sie war hier. Meine Mutter hat Sir Gore um Unterkunft gebeten, doch er hat sie wie einen Hund fortgeschickt“, flüsterte er.
    „Dafür hat sich Do Griflet ihrer erbarmt. Eine mutige Tat.“
    „… die

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