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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Schweine, keine Ziegen, keine Schafe und noch nicht einmal Hühner. Es war ein von Gott vergessener Ort, an dem die Menschen offenbar gerade genug Kraft hatten, von einem Tag auf den andern zu leben. Was also hatte Valeria dazu getrieben, von allen Dörfern in Dumnonia ausgerechnet dieses elende Kaff aufzusuchen?
    Als Lancelot und Gwyn durch das offene Burgtor ritten, ließ der Regen gerade ein wenig nach. Tiefgraue, vom Regen schwere Wolken zogen über das abenddunkle Firmament. Gwyn spürte, dass es nur ein kurzes Atemholen war. In spätestens einer halben Stunde würde der Himmel seine Schleusen wieder öffnen.
    Ausgemergelte Gestalten huschten umher, um hastig irgendwelche Aufgaben zu verrichten, die ihnen Mara aufgetragen hatte. Sir Gores Hofmeisterin stand beim überdachten Eingang des Herrenhauses und beaufsichtigte die Arbeiten. Ein verwachsener Mann, der vielleicht einen halben Kopf kleiner als Gwyn sein mochte, mühte sich mit einer schweren Kiste ab. Er hatte sie von einem Karren auf seine Schulter gehievt, um sie zu den Wirtschaftsgebäuden auf der anderen Seite des Hofes zu schleppen. Über die Schulter hatte er eine zerschlissene Decke gelegt, damit sich die Splitter des ungehobelten Holzes nicht in seine Haut bohrten. Eine Hand umklammerte den seitlich angebrachten Griff, den anderen Arm hielt er ausgestreckt von sich, um das Gleichgewicht zu halten. Als würde die Last Tonnen wiegen, setzte der Mann in kurzen, marionettenhaften Schritten einen Fuß vor den anderen. Sein Gesicht war blass und schmerzverzerrt.
    Gwyn schaute sich um, doch niemand schien die Mühsal des Mannes zu rühren. Die Blicke der ausgemergelten Arbeiter, die unter Maras Aufsicht schufteten, waren leer und erschöpft.
    Der stoßweise Atem des Mannes ging schwer. Immer wieder drohte die Kiste seinen Fingern zu entgleiten. Plötzlich entfuhr ihm ein lautes Stöhnen. Der Mann knickte ein und fiel in den Morast. Gwyn sprang aus dem Sattel.
    „Warte, ich helfe dir!“ rief er, aber die dargebotene Hand wurde ausgeschlagen.
    „Lasst mich, junger Herr“, keuchte die Gestalt, die nun über und über mit Schlamm bedeckt war. „Geht fort.“
    „Einen Teufel werde ich tun“, sagte Gwyn und legte den Arm des Mannes um seine Schultern, um ihn hinüber zum Stall zu führen, wo es einigermaßen trocken war.
    „Ihr tut mir keinen Gefallen damit, junger Herr“, flüsterte der Mann mit einem ängstlichen Blick auf Mara. „Wenn ich mein Soll nicht erfülle, wird meine Familie heute kein Brot bekommen.“
    „Hör auf, mich junger Herr zu nennen“, knurrte Gwyn, der den rechten Fuß des Mannes vorsichtig hin und her bewegte. „Tut das weh?“
    Der Mann biss die Zähne zusammen und nickte.
    „An deiner Stelle würde ich für den Rest des Tages ruhen.“
    Der Mann rang sich ein müdes Lächeln ab. „Das wird nicht gehen. Ich habe Sir Gore gegenüber meine Pflicht zu erfüllen.“
    „Dann werde ich mit ihm reden“, sagte Gwyn entschlossen. „Wie heißt du eigentlich?“
    „Tom.“ Er musterte Gwyn jetzt aufmerksam. „Ihr seid gekleidet wie ein edler Herr, dennoch achtet Ihr Menschen, die nicht Euresgleichen sind.“
    Lancelot hatte von seinem Pferd aus alles beobachtet, ohne einzuschreiten. Auch als sich für einen kurzen Moment ihre Blicke trafen, konnte Gwyn in den Augen seines Herrn keine Regung erkennen. Wenn er das Verhalten seines Knappen nicht guthieß, behielt er seine Meinung für sich.
    Überrascht musste Gwyn feststellen, dass die Kiste gut und gerne achtzig Pfund wiegen mochte. Er ging in die Knie und suchte nach einem sicheren Griff, dann richtete er sich langsam auf. Sein Rücken schien unter der Last zu brechen, die Augen traten aus den Höhlen und die Sehnen seiner Unterarme schmerzten.
    Um Himmels willen, und diese Arbeit verrichtete dieser schmächtige Kerl jeden Tag!
    Er spürte, dass ein Dutzend Augenpaare auf ihn gerichtet waren. Am liebsten hätte er die Kiste wieder abgestellt, doch diese Blöße wollte er sich nicht geben. Er biss die Zähne zusammen und trug die Last hinüber zu den Wirtschaftsgebäuden. Dabei versanken seine Stiefel bis zu den Knöcheln im Morast und machten beim Herausziehen ein schmatzendes Geräusch.
    Schritt für Schritt kämpfte er sich weiter. Das Holz schnitt so tief in seine Finger, dass er kein Gefühl mehr in ihnen verspürte. Gwyn stöhnte laut auf, als er sich zurücklehnte und die Kiste noch ein Stück höher hob, um sie mit seinen Oberschenkeln abzustützen. Der Schweiß lief ihm

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