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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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eine ganze Familie zerstört hat.“ Gwyn musste daran denken, wie sein Stiefbruder Edwin ihm vorgeworfen hatte, Valeria sei schuld am Tod seiner Mutter gewesen und wie sehr Edwin ihn immer gehasst hatte.
    Die Hütte der Griflets musste seit den Ereignissen jener Tage leer gestanden haben, denn sie war in einem noch schlimmeren Zustand als die anderen Katen. Das Dach war an einigen Stellen eingefallen und die morsche Tür hing schief in ihren Angeln. Gwyn stieß sie auf und trat ein.
    Spinnweben hingen wie ein staubiger Schleier von den Balken. Der Boden war mit Schutt und Unrat bedeckt, nichts von Wert war noch da. Was Do Griflet nicht mitgenommen hatte, mussten die Dorfbewohner unter sich aufgeteilt haben. Gwyn sah sich um. Er wusste nicht, was er zu finden hoffte. Schließlich entdeckte er die Schlafstatt unter dem kleinen Fenster.
    Es war ein in Holz gefasster niedriger Kasten, der mit Stroh aufgefüllt wurde und groß genug für eine vierköpfige Familie war. Gwyn ging in die Knie und strich mit der Hand über die roh behauenen Baumstämme.
    „Hier bin ich geboren worden“, flüsterte er. „Und hier ist meine Mutter gestorben.“ Er holte sein Medaillon hervor und strich mit dem Finger über das Einhorn. Schließlich konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten. Lancelot hockte sich neben ihn und legte einen Arm um seine Schulter. Im Angesicht dieses unermesslichen Unglücks versagte auch ihm die Stimme.
    „Warum hat Sir Gore sie abgewiesen?“, rief Gwyn wütend.
    „Er mag seine Gründe gehabt haben.“
    „Welche Gründe sollten das schon sein?“
    „Erinnere dich daran, was die alte Frau gesagt hat. Kurz vor der Ankunft deiner Mutter war seine Frau gestorben. Wer um einen geliebten Menschen trauert, tut die seltsamsten Dinge.“
    Gwyn schwieg. In der Tat, diese Überlegung war nicht von der Hand zu weisen. Er zog die Nase hoch und versuchte, seine Fassung wiederzuerlangen. Schließlich brachte er sogar ein dünnes Lächeln zustande. „Ich würde gerne das Grab meiner Mutter suchen“, sagte er. „Begleitet Ihr mich?“
     
     
    Chulmleigh war in der Biegung einer Flussschleife errichtet worden, wobei der Hügel, auf dem die Festung thronte, wie ein Riegel das Dorf vom östlichen Hinterland abschnitt. Als Lancelot und Gwyn das nördliche Ende der Dorfstraße erreichten, sahen sie, dass das Wasser bereits weit über die Ufer getreten war und so die Furt unpassierbar machte. Die reißende Strömung hatte Teile der Böschung fortgerissen und einige alte Weiden entwurzelt, die nun wie umgestürzte Riesen im Wasser lagen. Selbst wenn die reißenden Wasser des Flusses den Pferden nur bis zum Bauch gereicht hätten, wäre eine Durchquerung zu gefährlich gewesen. Die schmutzig braunen Fluten führten zu viel Treibgut mit.
    Sie hatten keine andere Wahl, als wieder umzukehren und es im Süden zu versuchen. Aber hier bot sich ein ähnliches Bild.
    „Wir sitzen fest“, sagte Lancelot mit Blick auf die tosenden Strudel. „Solange es nicht aufhört zu regnen, können wir nicht Weiterreisen. Verdammt!“
    „Also sind wir weiter auf Sir Gores Gastfreundschaft angewiesen“, sagte Gwyn grimmig, der an seine Mutter dachte, die vergeblich auf Gores Burg um Schutz ersucht hatte.
    „Oh ja, das sind wir.“ Er drehte sich in seinem Sattel zu Gwyn um. „Ich weiß, was in deinem Kopf vorgeht. Glaub mir, auch ich würde diesen Ort lieber heute als morgen verlassen. Also, lass uns freundlich zum Herrn von Chulmleigh sein und auf baldigen Sonnenschein hoffen.“
    Unverrichteter Dinge machten sie sich wieder auf den Rückweg.

 
    Sir Gores finsteres Geheimnis
     
     
     
    Als sie den verwunschenen, von Statuen gesäumten Pfad hinaufritten, musste Gwyn an seine Mutter denken. Was hatte sie ausgerechnet an diesen Ort geführt?
    Die Flechten an den Bäumen zeugten von regnerischen Sommern und noch nasseren Wintern, Ackerbau war hier ein mühseliges Geschäft. Die Gärten im Dorf waren alle unbestellt. Wahrscheinlich hatte es auch wenig Sinn, Kohl oder Bohnen anzupflanzen, denn die jungen Triebe wären sofort von den Schnecken aufgefressen worden, die Gwyn hier überall an den Bäumen und auf den Wegen gesehen hatte. Viehzucht schien hier ebenfalls niemand zu betreiben, denn er hatte – außer in der Burg – keine Tiere entdeckt. Hätten die Bauern Kühe gehabt, die auf der anderen Seite des Flusses weideten, konnte sie bei diesem Wetter niemand melken und man hätte ihr Brüllen bis ins Dorf gehört. Es gab keine

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