Gwydion 03 - König Arturs Verrat
Arturs ersten Ritter war Guinevra so wertvoll wie der Gral, wunderschön, doch ebenso unerreichbar.
Verrat!
Die Stimmung war gespannt, als der Zug der Dorfbewohner im Morgengrauen den Hügel zur Burg hinaufstieg. Niemand sprach ein Wort. Gwyn fühlte sich ganz krank beim Gedanken an das, was ihm bevorstand. Lancelot sah ihn besorgt an. Das Gesicht war aschfahl. Der kalte Schweiß verklebte seine Haare und die Finger zitterten so sehr, dass der Ritter beruhigend seine Hand auf Gwyns Arm legte.
An diesem Morgen wiederholte sich die Prozedur, die sie bereits am Tag zuvor über sich hatten ergehen lassen müssen. Nach und nach wurden die Bauern durch das Tor gewunken. Als Gwyn an der Reihe war, stellte er fest, dass heute ein anderer von Mordreds Männern die Bauern durchsuchte.
Er hob die Hand.
„Was ist mit dir, Bursche?“, fragte er misstrauisch. „Bist du etwa krank? Ich sage dir, wenn du etwas Ansteckendes hast, kannst du gleich wieder umkehren.“
„Er ist nicht krank“, knurrte Lancelot, der Gwyns Arm noch immer umklammert hielt.
„Wer hat dich gefragt, alter Mann? Tritt zurück!“
Doch Lancelot ließ sich nicht beirren. „Wenn Ihr uns nur etwas mehr zu essen geben würdet, könnten wir auch besser arbeiten.“
„Ich sagte, du sollst zurücktreten!“, herrschte ihn der Wächter an und umklammerte den Griff seines Schwertes.
„Ist schon in Ordnung“, sagte Gwyn. Er befreite sich aus Lancelots Griff, atmete tief durch und zwang sich zu einem Lächeln. „Mein Großvater ist harmlos. Er hat heute Nacht nicht gut geschlafen, das ist alles.“
Der gedrungene Mann mit dem grünen Drachen auf der Brust funkelte Lancelot finster an, der diesen Blick ebenso bedrohlich erwiderte. Gwyn stieß ihm vorsichtig den Ellbogen in die Seite. Lancelot verstand die Warnung und seine Gesichtszüge entspannten sich ein wenig.
„Entschuldigt, Herr“, sagte er mit rauer Stimme.
Plötzlich trat ein Ritter zu der Wache und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie hob daraufhin die Augenbrauen und nickte.
„Los, macht euch an die Arbeit, bevor ich es mir anders überlege.“ Die Wache trat beiseite und machte den Weg frei.
„Mein Großvater?“, knurrte Lancelot verdrießlich, als sie weitergingen. „Ich fühle mich noch lange nicht so alt, wie mein Aussehen vermuten lässt.“
„Es tut mir leid, aber in der Eile fiel mir keine bessere Ausrede ein“, sagte Gwyn. Er schaute sich um. Der Schmied stand bereits am Amboss, wo er auf ein Stück Eisen einschlug. Er nickte ihm zu. Gwyns Herz, das ohnehin schon heftig schlug, pochte noch einmal schneller. Die Waffe, die Mordred vom Leben in den Tod befördern sollte, war bereits fertig.
Bei den Wirtschaftshäusern diskutierte Tom mit einigen Frauen. Als er Gwyn sah, unterbrach er die Unterhaltung und eilte zu ihm herüber.
„Mara ist nicht da“, flüsterte er.
„Was heißt das, sie ist nicht da?“, fragte Gwyn.
„Mordred hat sich heute nur in Begleitung seiner Leibwache blicken lassen. Mara war nicht bei ihm.“
„Vielleicht ist sie noch im Haus“, vermutete Gwyn.
„Da hat sie auch niemand gesehen“, entgegnete Tom.
„Beeinträchtigt ihr Verschwinden unsere Pläne?“
„Nein“, sagte Tom. „Nicht dass ich wüsste.“
„Dann lasst die Sache auf sich beruhen. Unser vornehmlichstes Ziel ist Mordred. Um Mara können wir uns später kümmern. Wer teilt die Arbeiten ein?“
„Derselbe Kerl wie gestern.“
Gwyn drehte sich um und sah die Wache, die ihm das Medaillon abgenommen hatte, beim Backhaus stehen. Der Schmied schien zu wissen, um wen er sich zu kümmern hatte, denn er ließ den Mann nicht aus den Augen.
„Hier, das soll ich dir geben.“ Tom trat näher an Gwyn heran und drückte ihm den Nagel in die Hand. Er fühlte sich erstaunlich warm und leicht an. Gwyn fuhr mit dem Daumen über die zugeschliffene Spitze, dann schob er sich die Waffe hinter ein Lederband, dass er sich um das linke Handgelenk gebunden hatte.
Der neue Hofmeister, einer von Mordreds Männern, blickte von seiner Tontafel auf, steckte sich den Holzstift hinter das rechte Ohr und stieß einen lauten Pfiff aus.
„Los, kommt alle her. Na wird’s bald!“, rief er ungeduldig. Als sich alle um ihn herum versammelt hatten und er sicher sein konnte, ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben, richtete er das Wort an sie.
„Also, falls ihr es noch nicht wisst: Es weht ein neuer Wind auf Chulmleigh Keep. Ihr könnt froh sein, denn er hat euch von Gore und seiner
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