Gwydion 03 - König Arturs Verrat
paar Tagen so formvollendet bewirtet worden waren. Die Tür wurde zugeworfen und zwei Wachen bezogen mit grimmigen Gesichtern links und rechts Stellung.
„Setz dich“, befahl ihm Mordred und nahm am Kopfende der Tafel Platz. Gwyn blieb einfach stehen und dachte nicht daran, seinem Befehl Folge zu leisten. Mordred seufzte, als hätte er es mit einem besonders halsstarrigen Kind zu tun. „Du wirst nicht von oben herab zu mir reden. Also: Setz dich.“ Er betonte die beiden letzten Worte so, dass sie wie eine tödliche Drohung klangen.
„Ihr werdet mich sowieso umbringen“, antwortete Gwyn, der versuchte, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. „Also bringt es hinter Euch. Ich werde mich jedenfalls nicht von Euch herumkommandieren lassen.“
Gwyn hörte, wie hinter ihm ein Schwert gezogen wurde, und spürte, wie sich dessen Klinge spitz zwischen beide Schulterblätter bohrte.
„Ach, Gwydion Desert. Sag mir, was ich mit dir machen soll?“ Mordred beugte sich nach vorne, stützte den Kopf auf die Hände und lächelte ihn milde an. In diesem Moment sah er wie das perfekte jüngere Ebenbild seines Vaters aus, wäre da nicht das fehlende Stück Schädelplatte unter der wulstigen Narbe gewesen, die sich quer über den kurz geschorenen Schädel zog.
„Das ist ganz einfach: Lasst Sir Lancelot und mich gehen.“
„Du weißt doch, dass ich das nicht tun kann“, sagte Mordred in sanftem Ton, als würde er mit einem Kind sprechen. „Das Einhorn wird den Drachen töten. Weiß mein Vater eigentlich, wen er da so bereitwillig in Camelot aufgenommen hat?“
Gwyn antwortete nicht.
„Dachte ich es mir doch. Denn wenn er es erfährt, ist dein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Wie geht es ihm denn, meinem geliebten Vater? Ich habe gehört, dass er nicht mehr ganz auf der Höhe sein soll. Die Suche nach dem Gral scheint ihn langsam um den Verstand zu bringen. Und jetzt, wo sein ruhmreicher Hofmeister das Opfer eines feigen Attentats geworden ist, hat er niemanden mehr, der ihm den Rücken freihält.“
Mordred grinste breit, als er Gwyns Reaktion beobachtete.
„Woher ich das alles weiß? Nachrichten verbreiten sich dieser Tage schnell im Land. Ja, es sieht so aus, als würde über Camelot bald das Totenglöcklein läuten. Und alles nur wegen dieses verdammten Grals. Du weißt nicht zufälligerweise, wo deine Mutter ihn versteckt hat?“
Der Schmerz in seinem Rücken wurde schneidender und Gwyn spürte, wie Blut aus der Wunde sickerte. Er biss die Zähne zusammen und schloss die Augen.
„Sir Gore hat ihn auch gesucht. Mara war eine zuverlässige Spionin. Nicht unbedingt mit einer strahlenden Schönheit gesegnet, aber von einem Ehrgeiz beseelt, der ihren Mangel an körperlichen Qualitäten ausglich. Der Herr von Chulmleigh Keep hätte sie besser zu seiner Gemahlin gemacht, dann würde er heute noch leben.“ Mordred hielt inne und kratzte sich am Kinn. „Oder auch nicht. Wer weiß, was sie mit ihm angestellt hätte, wenn sie erst einmal ihr Ziel erreicht hätte. Aber er konnte sie nicht ehelichen, da seine Frau ja noch lebte. Da kann man wieder einmal sehen: Skrupel zahlen sich nicht aus. Entweder mache ich etwas ganz oder gar nicht. Nicht so, wie soll ich sagen…“ Mordred rührte mit der Hand in der Luft herum. Er drückte sich aus dem Stuhl und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken.
„Aber was war das auch für ein Dilemma, in dem er steckte. Als er erfuhr, dass ausgerechnet die liebreizende Agrippina die Hüterin eines über die Maßen wertvollen Schatzes war, konnte er sie natürlich nicht töten, nicht wahr? Denn dann hätte sie ihm das Versteck nicht mehr verraten können. Ich weiß nicht, ob er persönlich versucht hat, sie zum Sprechen zu bringen. Nun – ich glaube es nicht. Nach allem, was ich über Sir Gore gehört habe, war er ein Feingeist und verabscheute schmutzige Tätigkeiten. Vielleicht konnte er auch einfach nur kein Blut sehen. Also dachte er, die Zeit würde das Problem für ihn lösen. Er sperrte sie in den Turm, erklärte aller Welt, dass sein Weib an einem Fieber gestorben sei, und spielte die Rolle des trauernden Witwers. Zu dumm, dass die Rechnung nicht aufging, denn es stellte sich heraus, dass deine Tante ein zähes kleines Luder ist. Ich meine: vierzehn Jahre! Ich bitte dich! Andere hätten schon nach vierzehn Tagen die eigene Mutter verraten.“
„Warum erzählt Ihr mir das alles?“, presste Gwyn unter Schmerzen hervor.
„Weil ich herausfinden muss, was das
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