Gwydion 03 - König Arturs Verrat
beruhigen.
Er spürte, wie sich ihre Finger in seinen Unterarm krallten. „Ich ertrage es hier nicht länger“, schluchzte sie. „Noch einen einzigen Tag mehr in dieser Finsternis und ich werde wahnsinnig.“
„Was ist mit Tom?“, flüsterte Lancelot.
„Ich glaube nicht, dass er uns zu Hilfe kommen kann. Mordred wird wissen, dass er zusammen mit dem Schmied zum engeren Kreis der Verschwörer gehört. Er hat Frau und Kinder, deren Leben er bestimmt nicht aufs Spiel setzen wird. Nicht, wo jetzt doch für alle so rosige Zeiten anbrechen“, sagte Gwyn bitter.
„Es war ein geschickter Schachzug“, sagte Lancelot. „Mit diesem Versprechen hat er sie alle auf seine Seite gezogen.“
„Wenn sie den Betrug bemerken, wird es für uns zu spät sein.“
„Ich glaube nicht, dass es ein Betrug ist.“
„Ihr meint, er hat die Wahrheit gesprochen?“
„Ja. Mordred kann sich einen Aufstand nicht leisten. Er braucht die Bauern, wenn er sich zum Krieg gegen Camelot rüsten will. Sie müssen die Felder bestellen und er wird ihnen die Ernte teuer abkaufen. Geld spielt für ihn jetzt keine Rolle mehr. Sind die Speicher dann gefüllt, sendet er Leute aus, um Söldner zu rekrutieren, bis er stark genug ist, die Fürsten der Umgebung zu einem Bündnis zu zwingen. Erst dann wird er Camelot angreifen.“
„Wann wird das sein?“
„Dieses Jahr nicht mehr. Er muss die Ernte des übernächsten Herbstes abwarten.“
„Also hat Artur Zeit, sich gegen den Angriff zu wappnen.“
„Wer soll ihn warnen? Wir?“ Lancelot lachte humorlos. „Nein, er wird es nicht rechtzeitig erfahren. Mordred ist gerissen genug, um Chulmleigh weiter seinen Tribut an Camelot entrichten zu lassen, sodass gar nicht erst der Verdacht aufkommt, dass hier etwas nicht stimmt.“
Agrippinas Stöhnen war jetzt zu einem leisen Wimmern geworden.
„Noch ein Plan, der aufzugehen scheint“, sagte Gwyn zornig und ergriff die Hand der Frau. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie zusammenbrechen wird.“
Er hörte, wie Lancelot aufstand und mit seinen Händen die Wände abtastete, dann zur verriegelten Luke kroch, um sie genauer zu untersuchen. Gwyn lehnte sich an die Wand und bettete Agrippinas Kopf auf seinem Schoß. Noch nie hatte er sich in einer auswegloseren Situation befunden. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Wut wechselte sich mit Verzweiflung und Niedergeschlagenheit ab. Sie hatten alles riskiert – und alles verloren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Mordred in den Besitz des Medaillons gelangen würde, und damit wäre auch ihr Ende besiegelt.
Die Stunden vergingen. Immer wieder nickte er ein. Ab und zu schreckte er hoch, wenn Lancelot bei seinem vergeblichen Versuch, die Luke zu öffnen, einen Fluch ausstieß.
Gwyn wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, als ihn ein Geräusch zusammenfahren ließ. Lancelot, der sich irgendwann neben ihn gelegt haben musste, schreckte ebenfalls hoch.
„Was war das?“, flüsterte Gwyn, der plötzlich hellwach war. Sie hörten, wie der Balken beiseitegedreht wurde und ein schmaler Lichtschein in ihr Gefängnis fiel.
Lancelot sprang auf und war mit einem Satz bei der Luke. Er packte die Gestalt, die sich durch die Öffnung zwängen wollte, beim Arm und zog sie zu sich hinauf.
„Um Himmels willen“, wisperte Gwyn erschrocken, als das flackernde Licht der Lampe auf Maras zerschundenes Gesicht fiel.
„Was für ein teuflischer Plan ist das jetzt wieder?“, fuhr Lancelot sie an.
„Schweigt still, wenn Euch Euer Leben lieb ist“, zischte Mara, die Schwierigkeiten hatte, die Worte verständlich auszusprechen. Ihre Lippen waren aufgeplatzt und wie das ganze Gesicht geschwollen.
„Sieht ganz so aus, als hätte Mordred doch recht früh erkannt, dass er Eurer Dienste nicht mehr bedarf“, sagte Lancelot kühl.
„Wir haben nicht viel Zeit, wenn unsere Flucht gelingen soll“, sagte sie leise.
„Unsere Flucht?“, fragte Gwyn überrascht.
„Ich bitte um Camelots Schutz“, sagte Mara.
„Ihr bittet um was?“, fragte Lancelot wütend. „Nach allem, was Ihr den Bauern und Sir Gores Frau an Grausamkeiten angetan habt, erwartet Ihr allen Ernstes, dass wir für Euch eintreten?“
„Warum sollten wir Euch vertrauen?“, fuhr Gwyn sie scharf an.
„Weil Ihr keine andere Wahl habt“, entgegnete sie knapp. „Es ist alles vorbereitet.“
„Wo sind die Pferde?“
„Man hat sie gefunden. Sie befinden sich im Stall, zusammen mit Euren Sachen.“
„Was ist mit dem Medaillon?“
Mara
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