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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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öffnete einen der Beutel. Er warf Lancelot eine Lederflasche mit Wasser zu. Der Ritter öffnete sie und flößte Agrippina einige Schlucke ein.
    „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Mara ihr Leben geopfert hat, um das unsere zu retten.“
    „Sie hatte wohl erkannt, dass Mordred genau wie Sir Gore seine Versprechen nicht hielt. Nur dass in diesem Fall die Folgen für sie fataler gewesen wären.“
    „Sie tut mir leid“, sagte Gwyn.
    „Warum?“, fragte Lancelot überrascht. „Sie ist für Agrippinas Zustand verantwortlich. Und wenn sie Herrin von Chulmleigh geworden wäre, hätte sie ein Schreckensregiment errichtet, das sich nur wenig von Mordreds Herrschaft unterschieden hätte. Sie hat uns nur befreit, weil wir etwas zu bieten hatten: Camelots Schutz.“
    Gwyn wusste, dass Lancelot Recht hatte. Aber dennoch blieb das Gefühl einer unbestimmten Trauer. Er seufzte und wandte sich Agrippina zu.
    Sie bot einen erbarmungswürdigen Anblick. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen und die fahle Haut spannte sich wie Pergament über die vorstehenden Wangenknochen. Die Beine waren so dünn, dass die Kniegelenke dicker als die Oberschenkel waren. Sie mochte vielleicht noch achtzig, allenfalls fünfundachtzig Pfund wiegen.
    „Hat sie getrunken?“, fragte Gwyn und warf einen besorgten Blick auf Agrippina.
    „Viel zu wenig“, sagte Lancelot. „Ich frage mich, ob sie jemals wieder zu Kräften kommt oder ob sie nicht schon verloren ist.“
    Obwohl die Sonne hoch am Himmel stand und es so warm war, dass Gwyn der Schweiß den Nacken hinunterlief, zitterte Agrippina am ganzen Körper. Gwyn holte nun auch seine Decke und breitete sie über ihr aus. Er fragte sich, ob Valeria Ähnlichkeit mit ihr hatte und er so in das Angesicht seiner Mutter schaute. Bei diesem Gedanken griff er sich an die Brust, doch das Medaillon war natürlich nicht mehr da und er fühlte sich seltsam beklommen.
    „Nur deswegen hat er mich leben lassen“, sagte er geistesabwesend.
    Lancelot, der ein Stück Brot abgebrochen hatte, sah Gwyn fragend an.
    „Mordred. Er weiß, wer ich bin. Er kennt die Prophezeiung. Aber trotzdem hat er mich nicht getötet. Er wollte vorher das Medaillon in seinen Besitz bringen. Eigentlich müsste ich inzwischen fast froh sein, dass dieser Kerl es mir abgenommen hat.“
    „Welchen Wert hat es für dich?“
    „Abgesehen davon, dass es das Einzige ist, was mir meine Mutter hinterlassen hat? Keine Ahnung. Merlin hat gesagt, dass ich mithilfe dieses Schmuckstücks eines Tages den Gral erkennen würde. Es scheint so eine Art Schlüssel zu sein.“ Gwyn hob einen kleinen Stein auf, wog ihn in seiner Hand und warf ihn dann fort. „Nun, wie dem auch sei. Es ist verloren, wahrscheinlich für immer.“
    „Aber auch Mordred ist leer ausgegangen. So gesehen wohnt der ganzen Sache auch eine ausgleichende Gerechtigkeit inne.“
    Gwyn verzog das Gesicht. Die Worte waren alles andere als tröstlich.
    Lancelot trank noch einen letzten Schluck aus der Flasche, dann stand er auf. „Wir müssen weiter.“

 
    Ein Wiedersehen
     
     
     
    Am Nachmittag des dritten Tages nach ihrer Flucht aus Chulmleigh Keep sah Gwyn die erste Möwe über sich am Himmel kreisen. Eine frische Brise war aufgekommen. Sie wehte ihnen eine Ahnung von Tang und Salz entgegen. Es sollte nicht lange dauern, bis sie hinter einem mit blühendem Heidegras bewachsenen Hügelkamm endlich das Meer sahen. Ein schmaler Pfad führte hinab zu einem breiteren, an manchen Stellen zugewachsenen Weg, der sich entlang der Steilküste nach Osten schlängelte.
    „Wir sind da“, sagte Lancelot.
    Gwyn richtete sich in seinem Sattel auf. „Wo? Ich sehe nichts außer diesem Felsen, der ins Meer hineinragt.“
    „Das ist Caer Goch“, sagte Lancelot traurig. „Oder zumindest das, was von der Burg übrig geblieben ist.“
    Erst jetzt erkannte Gwyn die Überreste eines Burgfrieds. „Das ist Sir Kays Stammsitz?“ fragte er ungläubig.
    „Um den er sich seit vierzig Jahren nicht mehr gekümmert hat“, sagte Sir Lancelot. „Hier hat Artur unter Anleitung Sir Ectors das Ritterhandwerk gelernt.“
    Die Küste war an dieser Stelle besonders schroff, sodass von der Meerseite aus keine Gefahr drohte. Der Fels, auf dem Caer Goch errichtet worden war, erhob sich zwar nur wenige Meter über das flache, baumlose Land, doch reichte die Erhebung aus, um jeden Überraschungsangriff unmöglich zu machen. Das machte die Burg von Natur aus zu einer beinahe uneinnehmbaren Festung.
    Je

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