Gwydion 03 - König Arturs Verrat
den Riegel beiseiteschieben, als der erste Pfeil keine Handbreit neben ihrem Kopf mit einem lauten Tock im Holz einschlug.
Mordred stieß einen schrillen Pfiff aus und nun war Dondar endgültig außer Rand und Band. Er keilte mit seinen wuchtigen Hufen aus, wobei er Lancelot nur knapp verfehlte. Jetzt erst, als die Torwache fast bei ihm war, gab der Ritter endlich auf. Er schnappte sich sein Schwert und zog es aus der Scheide, die er achtlos fallen ließ. Lancelot wartete nicht darauf, bis der Angreifer sich in Stellung gebracht hatte, sondern trat ihm zwei Schritte entgegen, um ihn mit einem gezielten Hieb niederzustrecken. Dann eilte er zum Stall zurück, hob seinen Waffengurt und den Beutel mit seinen Sachen auf und warf sie über den Sattel des Rappen. Hastig gürtete er sein Schwert um.
Mara war mittlerweile abgestiegen und versuchte nun mit aller Kraft, das schwere Tor zu öffnen.
„Lasst sie nicht entwischen“, schrie Mordred seine Männer an.
Gwyn sah, dass Lancelot alleine keine Chance gegen sie haben würde. Doch der Ritter machte noch immer keine Anstalten, sein Pferd zu besteigen. Stattdessen scheuchte er die anderen Tiere mit lauten Rufen aus dem Stall heraus und trieb sie in die Richtung seiner Verfolger. Vier von ihnen wurden umgerissen, nur einer konnte sich im letzten Moment in Sicherheit bringen.
„Warum reitest du nicht los?“ rief Lancelot wütend.
„Ich lasse Euch nicht zurück!“
Der Ritter rollte zur Antwort nur mit den Augen. „Los, ich gebe dir Deckung.“
Lancelot schwang sich in den Sattel und sie preschten in vollem Galopp hinüber zu Mara, die das Tor so weit geöffnet hatte, dass sie hindurchreiten konnten. Sie wollte gerade ihr Pferd besteigen, als sie überrascht an sich hinabblickte. Irgendetwas schien spitz und scharf aus ihrer Brust zu wachsen. Mara öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, doch außer einem seltsamen Pfeifen brachte sie keinen Laut zustande.
Dann brach sie tot zusammen.
Mordred legte einen zweiten Pfeil auf die Sehne seines Bogens. Voller Panik trat Gwyn Pegasus in die Weichen, woraufhin das Pferd einen solch gewaltigen Satz machte, dass Agrippina beinahe zu Boden gefallen wäre. Etwas zischte an seinem Ohr vorbei. Ein scharfer Schmerz zog sich seine rechte Wange entlang. Er hob die Hand und fühlte warmes Blut. Gwyn warf einen Blick über die Schulter.
Es war ein gespenstischer Anblick, der sich ihm bot. Der Turm brannte wie eine riesige Fackel. Einzelne Steine lösten sich bereits aus dem Mauerwerk und fielen polternd in die Tiefe.
Mordred hatte die Arme weit ausgebreitet und schrie seine grenzenlose Wut hinaus in die Nacht. Ein Horn ertönte, und wie ein Echo erklang die Antwort aus den Wäldern jenseits des Dorfes.
Obwohl der Widerschein des brennenden Turmes die Nacht nur schwach erhellte, ritten sie in halsbrecherischem Tempo den steilen Pfad hinunter und bogen nicht nach Chulmleigh ab, sondern hielten sich rechts, wo der Weg sie zur nördlichen Furt brachte. Ohne das Tempo zu verlangsamen, preschten sie durch das Wasser, das nur noch wenige Fuß tief war.
„Mordred denkt, dass wir umgehend nach Camelot reiten, um Artur zu warnen!“ rief Lancelot Gwyn am anderen Ufer zu. „Ich nehme an, er wird versuchen, den Weg nach Osten zu versperren.“
„Was schlagt Ihr vor?“
„Agrippina braucht Hilfe, sonst wird sie die Flucht nicht überstehen.“
„Caer Goch“, antwortete Gwyn. „Wenn ich mich recht erinnere, sind wir noch etwa drei Tage von Sir Kays Stammsitz entfernt.“
„Dann lass uns losreiten“, sagte Lancelot. „Und bete zu Gott, dass wir nicht vom Regen in die Traufe kommen.“
Der Klang der Hörner begleitete sie ein ganzes Stück, doch je weiter sie sich nach Norden bewegten, desto entfernter klangen sie. Als der Abend dämmerte, konnten sie es endlich wagen, eine Rast einzulegen. Sie schlugen ihr Lager unter einem Baum auf und Lancelot bettete Agrippina auf eine Decke. Voller Mitgefühl strich er der Frau eine Strähne ihres dunklen Haares aus dem eingefallenen Gesicht.
Gwyn setzte sich erschöpft neben sie. „Nun, es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche wollt Ihr zuerst hören?“
„Die schlechte zuerst“, sagte Lancelot, denn er hatte eine dunkle Vorahnung.
„Unsere Karte ist fort. Man muss sie gefunden haben, als Pegasus durchsucht wurde.“
„Noch ein Vorteil, der auf Mordreds Seite ist. Und die gute Nachricht?“
„Mara hat tatsächlich für Proviant gesorgt“, sagte Gwyn und
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