Gwydion 03 - König Arturs Verrat
stieß die Tür auf, stellte die Milch auf einen Tisch, der unter dem Fenster stand, und schaute sich um. Schließlich fand er ein Tuch, das er zum Schutz vor Fliegen über den Eimer legen konnte.
Die Küche war beinahe so groß wie Meister Arnolds Reich. Eine Vielzahl unterschiedlich großer Töpfe und Pfannen hing von der Decke und sie blitzten, als hätte man sie erst kürzlich blank gescheuert.
Mehrere Truhen reihten sich an der rechten Wand nebeneinander. Von Camelot wusste Gwyn, dass in ihnen das Steingut und die silbernen Platten aufbewahrt wurden, von denen die Ritter bei ihren festlichen Banketten zu essen pflegten.
Beherrscht wurde die Küche von einem gewaltigen Kamin. Der mannshohe Spieß, an dem man einen ausgewachsenen Ochsen braten konnte, lehnte eingefettet am Sims. Ein kleiner Topf baumelte an einer langen Kette über einem fast erloschenen Feuer. Der Geruch nach frischem Gemüse, das in einer Fleischbrühe köchelte, lag betörend in der Luft. Gwyn hob vorsichtig den Deckel und schaute hinein.
„Du wirst noch warten müssen. Es gibt erst etwas zu essen, wenn meine Mutter mit dem Vieh fertig ist.“
Gwyn wirbelte herum. Er hätte Rowan im ersten Moment kaum wiedererkannt, denn er trug Camelots Waffenrock nicht mehr. Aber auch sonst sah Sir Kays Sohn anders aus. Zufriedener. Freier.
Die beiden Freunde fielen einander in die Arme.
„Dich hätte ich am allerwenigsten hier erwartet, schon gar nicht in diesem Aufzug“, sagte Rowan. „Du siehst aus wie ein Bauer.“
„Ich bin ein Bauer, schon vergessen?“, sagte Gwyn grinsend und hielt Rowan auf Abstand, damit er ihn von oben bis unten mustern konnte. „Und wie ich sehe, scheinst du am Landleben auch Gefallen gefunden zu haben.“
Rowan blickte an sich hinab. „Das Leben ist hart hier draußen. Wer in Caer Goch überleben will, muss mit anpacken können. Jemand wie du hat uns hier gerade noch gefehlt. Hast du schon gesehen? Wir haben auch ein paar Schweine…“
Gwyn lachte nicht. Und für einige Sekunden stand ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen.
„Gut“, sagte Rowan jetzt ernster. „Du hast die lange Reise bestimmt nicht zum Vergnügen gemacht. Warum bist du hier?“
Gwyn wollte ihm gerade antworten, als Lancelot mit Lady Wenna in der Tür stand.
„Wie geht es Agrippina?“, fragte er besorgt.
Rowans Mutter machte mit der Hand eine abwägende Geste. „Ihr seid gerade noch rechtzeitig hier eingetroffen. Ein oder zwei Tage später, und sie wäre vielleicht gestorben. Sie hat sogar etwas gegessen und schläft jetzt. Morgen wirst du mit ihr sprechen können.“
„Wer ist Agrippina?“, wollte Rowan wissen.
„Ja, das würde mich auch interessieren“, sagte Lady Wenna. Sie stellte einen Krug auf den Tisch und füllte vier Becher mit verdünntem Cider. „Sir Lancelot wollte es mir nicht sagen.“
„Sie ist meine Tante“, sagte Gwyn.
Rowan sah Gwyn verwundert an. „Das verstehe ich nicht. Agrippina ist doch ein römischer Name.“
Lady Wenna setzte sich und bedeutete mit einer Geste, dass nun auch die anderen Platz nehmen sollten. Gwyn nahm zögernd einen Schluck von dem kühlen, erfrischenden Getränk. Dann stellte er seinen Becher wieder vorsichtig ab.
„Erinnerst du dich daran, dass ich nach der gewonnenen Schlacht gegen Mordred nach Redruth zurückgekehrt bin?“
„Natürlich“, entgegnete Rowan. „Damals hattest du mir den Grund nicht sagen wollen.“
Gwyn faltete die Hände und stützte das Kinn auf. „Ich habe feststellen müssen, dass es ein Fehler war, dir nicht die Wahrheit über mich zu sagen. Doch damals war ich so verwirrt gewesen, dass ich nicht wusste, was ich tun sollte und wem ich vertrauen konnte. Doch bevor ich dir meine Geschichte erzähle, muss ich wissen, was zwischen dir und deinem Vater vorgefallen ist.“
Rowans Gesicht verschloss sich augenblicklich. „Nach dem Turnier hatten wir eine Aussprache“, war die knappe Antwort.
„Eine Aussprache?“, fragte Gwyn ungläubig. „Das ist wohl kaum das richtige Wort.“
„Nein, wir hatten einen handfesten Streit“, sagte Rowan leise und senkte den Blick. „Für ihn war es stets eine ausgemachte Sache, dass ich eines Tages Prinzessin Aileen heiraten und so König von Britannien werden sollte. Aber ich bin nicht für den Thron geschaffen! Das habe ich ihm an diesem Tag offen ins Gesicht gesagt. Und wohl noch einige andere Dinge mehr, die ich mittlerweile bereue.“
„Wie hat Sir Kay darauf reagiert?“
„Er tobte vor Wut. In seinem
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