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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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näher sie Caer Goch kamen, desto mehr Einzelheiten konnte Gwyn erkennen. Sowohl die an manchen Stellen eingebrochene Wehrmauer wie auch der Burgfried waren aus demselben Stein errichtet, der sich an vielen Stellen durch die dünne Grasnarbe bohrte, auf der nun einige Schafe und Ziegen weideten.
    Fünf oder sechs vom Wind zerzauste Apfelbäume wuchsen hinter einer teilweise eingestürzten Mauer. Ein ausgespannter Ochsenkarren, der repariert werden musste, stand etwas abseits.
    Der Weg in die eigentliche Burg führte über einen schmalen Felsgrat, der zu beiden Seiten steil zum Meer hin abfiel, und endete vor einem schweren hölzernen Tor, das direkt in den Felsen eingelassen war.
    „Lady Wenna?“ rief Lancelot. „Seid Ihr da?“ Seine Stimme wurde vom Wind davongeweht. Er stieg ab und stemmte sich gegen einen der gewaltigen Torflügel, der tatsächlich nachgab. Das Holz scharrte über den felsigen Boden.
    Im Burghof pickten einige Hühner im Sand nach Körnern. Gwyn entdeckte in einem Pferch eine Handvoll Schweine, die grunzend ihre Suhle durchpflügten.
    „Das ist keine Burg“, murmelte Gwyn. „Das ist ein Bauernhof!“
    „Lady Wenna, wo seid Ihr?“, rief Lancelot.
    Nichts. Nur das Brüllen von Kühen war zu hören.
    „Sie wird im Stall sein“, sagte Gwyn.
    Lancelot schaute ihn überrascht an. „Woher willst du das wissen?“
    Gwyn grinste. „Ihr scheint meine Vergangenheit vergessen zu haben. Ganz einfach: Es ist Zeit zum Melken.“
    Lancelot sprang von seinem Pferd und half Gwyn mit Agrippina, als sie hinter sich plötzlich eine schneidende Stimme hörten.
    „Wer seid Ihr? Was wollt Ihr hier?“
    Sie fuhren herum und blickten in das resolute Gesicht einer drahtigen Frau, die das graue Haar wie ein Mann schulterlang geschnitten hatte. Ihr Alter war nur schwer zu bestimmen, da sie noch im Besitz all ihrer Zähne war. Doch die Ähnlichkeit mit Rowan ließ keinen Zweifel daran, dass es sich um Lady Wenna handeln musste, obwohl sie in ihrem schlichten Kleid, dessen Ärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt waren, eher wie eine Bäuerin aussah.
    Gwyn bemerkte erst in diesem Moment den über und über mit Tätowierungen bedeckten Riesen mit wildem Bart und langen Zöpfen, der hinter Lady Wenna stand und eine gigantische Streitaxt im Anschlag hielt, sich aber nicht rührte.
    Lady Wenna trug einen großen, mit Milch gefüllten Eimer, den sie langsam abstellte, während sie den Ritter eindringlich musterte.
    „Lancelot?“, fragte sie nach einer Weile vorsichtig.
    „Ja, ich bin es, Lady Wenna. Verzeiht meine Unhöflichkeit, aber ich komme nicht alleine.“ Lancelot verneigte sich.
    „Das sehe ich.“ Lady Wenna nickte Gwyn knapp zu, der den Gruß ebenso knapp erwiderte, dann deutete sie auf den bärtigen Hünen. „Das ist Odgar, mein Hofmeister, Verwalter, Schmied…“ Odgar warf ihnen einen finsteren Blick zu, ließ aber die Axt sinken.
    Lady Wenna wandte sich wieder Lancelot zu und nahm nun endlich das leblose Bündel wahr, das er im Arm hielt. „Um Gottes willen. Ist sie…“, sagte sie erschrocken.
    „Tot? Nein, noch nicht.“
    Sie zögerte einen Moment, dann ergriff sie vorsichtig, fast zärtlich die knochige Hand, die kraftlos herabbaumelte. „Was ist mit ihr geschehen?“, fragte sie und ihre Stimme klang plötzlich warm und voller Mitgefühl.
    „Das ist eine lange Geschichte, die ich Euch gerne zu gegebener Zeit erzählen werde“, antwortete Lancelot. „Doch jetzt braucht sie dringend Hilfe.“
    Lady Wenna nickte. „Natürlich. Odgar, bring die Frau in meine Gemächer. Wartet, ich gehe vor!“ Sie hielt inne und drehte sich zu Gwyn um. „Knappe, du trägst den Eimer in die Küche.“
    Gwyn wollte etwas sagen, doch Lancelot kam ihm zuvor. „Du kannst im Moment sowieso nicht helfen. Vielleicht solltest du tun, was sie sagt.“
    Lady Wenna stutzte. „Nanu, was sind das für Töne? Hat man in Camelot das Befehlen verlernt?“ Sie wandte sich wieder an Gwyn. „Du hast gehört, was ich gesagt habe. Troll dich!“
    Gwyn verbeugte sich und verkniff sich dabei ein Lächeln. „Sehr wohl, Mylady.“
    Lady Wenna bedachte ihn mit einem warnenden Blick. „Wenn ich dich mit dem Finger im Rahm erwische, dann gnade dir Gott.“
    Ohne Gwyn auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte sich Lady Wenna um und verschwand mit Odgar, der Agrippina trug, gefolgt von Lancelot in den Burgfried.
    Gwyn hob den Eimer auf und ging zu einem niedrigen Steinhaus, aus dessen Kamin blauer Rauch aufstieg.
    Er

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